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Shocker wrote: Mon Apr 21, 2025 11:52 am
Ich bin leider nicht dazu gekommen Kapitel 2 zu kommentieren, deshalb für beide Teile. Mir gefällt ausserordentlich gut wie Du die Ermittlungen in deine Geschichte einbaust und die logische Abfolge darstellst. Ich bin als jahrzehntelanger Fan des Tatorts vielleicht voreingenommen, aber das liest sich sehr gut.
Der Täter präsentiert die Leiche mit einer frisch gekauften blauen Rose, will also offenbar unterbewusst gestellt werden.
Wer weiß, die Rose könnte auch ein Zeichen sein oder eine Art Buße!?
Bei den Ermittlungen und so habe ich glaube ich aus der Cobra 19 Geschichte gelernt, dass ich mehr ins Detail gehen muss, aber das hier habe ich auch nicht groß geplant wie viele Teile es werden sollen. Vielleicht ist das auch gut, einfach zu sagen dass ich mir Zeit lasse und mal schaue. Aber abwarten, mit dem nächsten Teil kommt noch eine kleine Besonderheit dazu, wobei es dann schade ist, dass wir noch so wenige hier sind. Nur so viel: es wird komplexer und erfüllt ein bisschen mehr den Aspekt, als würde man einen Krimi schauen
Und zum Thema Tatort: Dann kennst du bestimmt die erste Partnerin vom, ich glaub Hamburg Tatort, also von Wotan Wilke Möhring? Katharina Lorenz?
Claire wrote: Wed Apr 23, 2025 5:18 am
Ich habe jetzt Kapitel 2 gelesen, aber noch nicht Kapitel 3. Ich mag ja Täter in Geschichten, die zumindest ein Stück weit mit ihrer Tat hadern. Die erscheinen mir insgesamt sehr unterrepräsentiert in unseren Geschichten. Ich hätte es schon gefunden, wenn dieser Moment des Haderns, wie er mit Sophie umgehen soll, etwas länger angedauert hätte.
Was ich sehr positiv hervorheben möchte ist die Ermittlungsszene, in der Maria sich mit ihrem Kollegen Ahrens unterhält. Nicht weil dort irgendetwas besonders auffälliges passiert, sondern weil du die Szene richtig auserzählst. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ich bei den letzten Kapiteln deiner Cobra Geschichte angemerkt hatte. Dort war es so, dass selbst die wichtigsten Momente im Zeitraffer nacherzählt wurden - hier zoomst du wirklich in den Moment hinein. Als Referenz für zukünftige Geschichten ist, zumindest für mein Empfinden, die Erzählweise für die du dich hier entschieden hast, deutlich effektiver.
Eine pedantische Detailanmerkung. Der Satz
Doch der Dreck des Tages ließ sich nicht nur mit Seife abwaschen.
sagt, glaube ich, das Gegenteil von dem aus, was du ausdrücken wolltest. "nicht nur mit Seife" impliziert "lässt sich auch mit anderen Dingen abwaschen". Ich vermute, was du ausdrücken wolltest, war.
Doch der Dreck des Tages ließ sich nicht allein mit Seife abwaschen.
Was impliziert "es benötigt mehr als Seife um den Dreck abzuwaschen". Wie gesagt, sehr pedantisch, fällt wahrscheinlich 99% beim Lesen nicht auf.
Na ich bin ja lernfähig Bei der Cobra Geschichte sollte es um Jenny gehen, aber da war es einfach so dass das in so einer Story vielleicht nicht gut funktioniert. Eigentlich reifte durch meine eigene Unzufriedenheit der Gedanke zu dieser Geschichte und eben die Entscheidung zwischen den Perspektiven zu wechseln. Wird der Täter die Hauptfigur sein? Oder die Kommissarin? Oder die Opfer? Und wer ist überhaupt der Täter; mein Ziel ist es dass es noch verworrener wird. Mal schauen wie gut mir das gelingt.
Und ja du hast recht bei dem Satz, allerdings weil ich ein Wort vergessen habe. Es sollte: "ließ sich nicht mehr nur mit Seife abwaschen"...oder einfach das nur weglassen, dann passt es auch.
Mit dem neuen Teil gibt es eine Umfrage, die je nach Stand der Ermittlungen verändert wird. Leute werden möglicherweise von der Liste der Verdächtigen gestrichen und andere könnten noch dazu kommen. Ihr könnt eure Stimme jederzeit ändern und natürlich auch gerne in den Kommentaren eure Vermutungen mitteilen. Mal schauen, wer drauf kommt.
4. Teil - Die Suche nach dem Täter
Polizeidirektor Ahrens war es gewesen, der den Eltern die traurige Nachricht überbrachte. Ein Moment, der ihm, trotz jahrzehntelanger Erfahrung, tief unter die Haut ging. Die Mutter war weinend zusammengebrochen, der Vater war blass geworden, hatte kaum noch stehen können. Worte hatten gefehlt – und doch war es seine Aufgabe gewesen, diese Worte auszusprechen. Klar, ruhig, so schonend wie möglich. Doch wie spricht man so etwas schonend aus? Dass die eigene Tochter nicht mehr lebt. Dass sie in einem Wald abgelegt wurde wie ein Ding. Dass sie Opfer eines Verbrechens wurde, so kalt und grausam, dass es selbst gestandene Beamte erschütterte?
Sophie wurde noch am selben Nachmittag nach Bielefeld zur Gerichtsmedizin überführt. Dort würde man ihren Körper genau untersuchen – auf jedes Detail, jede Spur, jedes Zeichen, das dem Täter auf die Schliche helfen könnte. Die KTU, die Kriminaltechnische Untersuchung, hatte unterdessen am Fundort das Personal aufgestockt. Es war klar: Diese Tat war geplant oder zumindest bewusst verdeckt worden, und der Täter war kein Dilettant. Der Fundort in Westerbeke wurde ebenso wie das Gebiet rund um den Hochsitz Zentimeter für Zentimeter durchkämmt. Jedes Grashalmfragment, jeder Schuhabdruck, jede noch so winzige Faser wurde fotografiert, markiert und gesichert.
Gleichzeitig lief die polizeiliche Organisation im Hintergrund auf Hochtouren. Die Bereitschaftspolizei, die in den letzten 24 Stunden das Gebiet abgesucht hatte, konnte nun abrücken. Ihre Aufgabe war erfüllt – jetzt begannen die eigentlichen Ermittlungen. Noch am selben Tag wurde die Sonderkommission „Hegelsdorf“ gegründet. Sie sollte sich einzig und allein dem Fall Sophie W. widmen. Angeführt wurde sie von Hauptkommissar Preuß, einem ruhigen, analytischen Mann Anfang fünfzig, der bereits mehrere Mordfälle geleitet hatte. An seiner Seite: Kriminalhauptkommissarin Maria Martens. Sie war jünger, energischer, mit einem messerscharfen Instinkt – und sie hatte in den letzten Tagen bereits ein tiefes, beinahe persönliches Verhältnis zu diesem Fall aufgebaut.
Neben Maria und Preuß gehörten rund zwei Dutzend weitere Polizisten zur Soko. Darunter Lars und Anna, die zu Marias regulärem Team zählten – Lars mit seinem ruhigen Gemüt und dem technischen Scharfsinn, Anna mit einem Blick für Zusammenhänge, der oft entscheidende Hinweise zutage brachte. Ergänzt wurde das Team durch Sonderermittler, Profiler, Kommunikationsexperten, IT-Analysten und Tatortzeichner. Jeder war nun Teil eines Puzzles, dessen Bild noch verschwommen und grau war – doch sie alle hatten dasselbe Ziel: den Mörder finden. Schnell. Präzise. Gerecht.
In Wellenbrück, dem Gemeindeort nur wenige Kilometer vom Fundort entfernt, wurde ein verlassenes Firmengebäude zur neuen Kommandozentrale umfunktioniert. Es war ein verwinkeltes Bürogebäude, der einst einer mittelständischen Elektrofirma gehört hatte. Seit zwei Jahren stand das Gebäude leer – und war damit der perfekte Ort, um sich auf die Ermittlungen zu konzentrieren.
Innerhalb weniger Stunden verwandelten Techniker des LKA das verlassene Büro in eine hochmoderne Ermittlungsbasis. Ein großer LKW des Landeskriminalamtes hatte das Gelände angesteuert und seine Ladung entladen: Computer, Laptops, Router, Telefone, Drucker, Kopierer, Monitore – alles, was man für eine langfristige Ermittlungsarbeit benötigte. Neben den klassischen Arbeitsmitteln kamen auch funktionale Dinge dazu: eine kleine Küche, zwei improvisierte Pausenräume mit Kaffeemaschinen, Tischen, Stühlen – und ein paar bequeme Sofas, die schon bald von übernächtigten Ermittlern in Beschlag genommen werden würden.
Es war jedem im Raum klar: Die nächsten Tage, vielleicht Wochen, würden lang, zäh und aufreibend werden. Schlaf würde knapp, die Ergebnisse würden nicht immer eindeutig sein – aber der Wille war da. Man würde nicht aufgeben. Nicht bei diesem Fall.
Noch am Abend erreichte das erste vorläufige Ergebnis aus der Gerichtsmedizin das improvisierte Hauptquartier. Maria und Preuß saßen gemeinsam in einem der Besprechungsräume, als die Nachricht kam. Die Rechtsmedizinerin war nüchtern und direkt gewesen: Sophie war erwürgt worden. Es gab keine Zweifel – das war die Todesursache. Zudem wurden klare Hinweise auf eine Vergewaltigung festgestellt. Spuren, die sich nicht mehr leugnen ließen. Die Details würden am folgenden Montag mit dem vollständigen Obduktionsbericht geliefert, doch das Wesentliche war klar.
Der Montagmorgen begann früh. Es war gerade 7 Uhr, als Maria Martens in der Kommandozentrale in Wellenbrück eintraf. Der Himmel war noch bedeckt, der Kaffee in ihrer Hand dampfte in der Morgenluft, und in ihrem Blick lag die Anspannung eines bevorstehenden Marathons. Die Nacht war kurz gewesen – kaum vier Stunden Schlaf – doch Schlaf war gerade zweitrangig. Sie wusste: Heute würde entscheidend sein. Denn heute begannen die Befragungen.
Die Kommandozentrale war mittlerweile zum Herzstück der Ermittlungen geworden. Auf einem großflächigen Whiteboard klebten unzählige Fotos, Karten, Notizen und Verbindungslinien. Sophie in der Mitte, mit roten Fäden zum vermeintlichen Tatort sowie zum Fundort. Die Ermittler arbeiteten in Schichten, doch Maria wollte keinen der ersten Gespräche verpassen. Sie und Hauptkommissar Preuß hatten entschieden, sich am Morgen persönlich um die wichtigsten und auffälligsten Personen aus dem Dorf zu kümmern, nachdem es am Morgen noch ein ausführliches Team-Breefing gab und verschiedene Aufgaben verteilt wurden. So führten zum Beispiel weitere Beamte Befragungen im Ort durch.
Maria griff zu ihrem Notizbuch – handschriftlich, wie immer. Sie vertraute ihrer Erinnerung und dem Gefühl, das sich oft zwischen den Zeilen eines Gesprächs einnistete.
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Gustav Schrader war der Erste. 51 Jahre, kräftige Statur, wettergegerbtes Gesicht, starrer Blick. Landwirt mit großen Flächen im Umfeld.
„Ich sag’s Ihnen ehrlich, Frau Kommissarin“, begann er ohne Umschweife, kaum dass er saß, „die Jugend von heute hat doch jegliches Schamgefühl verloren. So wie die rumlaufen, da braucht man sich nicht zu wundern.“
Maria hob langsam den Blick. „Sie meinen, es rechtfertigt etwas, wenn jemand freizügig gekleidet ist?“
„Ich sag nicht, dass es gerechtfertigt ist. Aber provozieren tun sie. Ganz ehrlich.“
Sein Ton war schroff, seine Antworten knapp. Er wirkte genervt, fast so, als sei die Zeitverschwendung für ihn das eigentliche Verbrechen. Alibi? War allein auf seinem Hof. Niemand konnte das bestätigen. Er zeigte keinerlei Emotion gegenüber Sophies Tod. Für Maria war klar: Schrader war kein empathischer Mensch – doch ob er zu einer solchen Tat fähig war?
Sie machte sich viele Notizen. Kalter Blick. Keine Anteilnahme. Aber kein eindeutiger Hinweis auf Schuld.
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Frank Bertram folgte. 45, schmale Figur, ölverschmierte Hände, zerknitterte Kleidung. Seine Werkstatt lag am Ortsrand, verrostete Fahrzeuge auf dem Hof.
„Ich… hab davon gar nichts mitgekriegt. Also… von der Suche. Ich hab gearbeitet“, stotterte er.
„Zwei Tage lang, ohne Pause?“ fragte Preuß ruhig, doch eindringlich.
„Na ja… ich war auch mal im Haus. Hab was geguckt. Fernsehen. Und geschlafen halt.“
Seine Aussagen waren lückenhaft. Zeiten passten nicht zusammen, Orte wechselten. Maria spürte seine Nervosität. War es Angst, erwischt zu werden – oder Angst, einfach in den Fokus zu geraten? Oder nur die Nervosität gegenüber der Polizei?
„Kannten Sie Sophie?“ fragte Maria.
„Nee… also, vom Sehen. War halt ne Hübsche. Aber ich hab nix gemacht, ehrlich.“
Sein Blick wich ihrem ständig aus. Doch konkrete Hinweise auf ein Motiv fehlten. Sie notierte sich: Widersprüchlich. Kein Alibi. Nervös. Keine Beziehung zu Sophie bekannt. Prüfen: Bewegungsdaten, Alibi, Tankbelege.
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Sven Bünning war still, in sich gekehrt. 42, ungepflegtes Äußeres, tiefe Augenringe. Er lebte am Rand des Dorfes in einem Haus, das mehr wie eine Ruine wirkte.
„Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden“, sagte er fast flüsternd.
Er wirkte erschöpft, aber nicht feindselig. Seine Aussagen waren klar, seine Zeitfenster belegbar. Er hatte die Suche sogar aus dem Fenster beobachtet, sich aber nicht getraut, hinauszugehen.
„Wissen Sie, wie die Leute über mich reden? Ich hab nichts gemacht. Ich hab niemandem was getan. Aber sobald was passiert, bin ich der Erste, der schuldig ist…“
Maria schrieb: Isoliert. Misstrauisch. Emotional. Kein klares Motiv. Eher Opfer von Vorurteilen als Täter.
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Sascha Pesch, 35, bullige Figur, Glatze, Springerstiefel. Er kam ohne Einladung, erschien unangemeldet und verlangte, „endlich mal die Richtigen zu sprechen.“
„Das war bestimmt dieser Syrer. Die gehören hier nicht her“, sagte er.
Maria sah ihn kalt an. „Zaid Hassan hat ein lückenloses Alibi. Sie auch?“
Er zuckte mit den Schultern. „War zu Hause. Bei Oma. Die schläft aber viel.“
Sein Ton war aggressiv, seine Haltung abwehrend. Sie notierte: Feindselig. Politisch motiviert. Kein direktes Motiv. Alibi unsicher – Oma befragen.
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Timo Bohl, 32, Typ Nerd und unangenehm selbstsicher, war deutlich nervöser, als er sich gab. Maria hatte bereits die Aussagen mehrerer junger Frauen gehört. Unerwünschte Berührungen auf Festen, verstohlene Blicke, eine penetrante Art.
„Ich hab mit der Suche geholfen. Sie können jeden fragen.“
„Und Sie kannten Sophie?“
„Nicht wirklich. War halt nett anzusehen. Aber war nie was.“
Maria notierte: Soziale Nähe möglich. Verhalten auffällig. Potenzielles sexuelles Motiv möglich.
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Und dann war da Steffen Wiechmann, der Bürgermeister. Gepflegt, mit einer sehr sicheren Ausstrahlung, aber mit einem geübten Politikerblick. Er brachte selbst einen Namen ins Spiel: Peter Harzig, ein Lokalpolitiker, mit dem er schon mehrfach aneinander geraten war.
„Aber ehrlich, Frau Martens… Peter hat eine große Klappe, aber kein Gewaltpotenzial. Ich kann mir das nicht vorstellen.“
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Spannender war die Aussage von Mitgliedern aus dem Dorfverein, die Gerd Baum ins Spiel brachten. Ein 56-jähriger Landwirt mit einem großen Hof und einer Schlachterei im Dorf.
Er war stur, energisch, voller Wut über die verlorenen Flächen an die Gemeinde. Der Vorfall mit der Enteignung war kein Geheimnis.
„Ich hab damals gesagt, der Bürgermeister wird das noch bereuen. Und das wird er auch. Aber nicht so. So was macht man nicht.“
Maria schrieb: Zornig. Altes Motiv. Keine Verbindung zu Sophie bekannt. Prüfen: Alibi.
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Der Tag zog sich, Stunde um Stunde. Die Wände füllten sich mit Notizen, Aussagen, Verdachtsmomenten. Maria trank ihren dritten Kaffee und kämpfte gegen die aufkommende Erschöpfung. Ihr Kopf brummte, doch ihr Blick blieb wach. In diesem Geflecht aus Worten und Ausflüchten lag irgendwo die Wahrheit.
War es einer dieser Männer?
War es jemand ganz anderes?
Oder war die entscheidende Spur bereits gefallen – aber noch nicht richtig gedeutet worden?
Der Vormittag in Wellenbrück war bedeckt, die Sonne kämpfte sich langsam hindurch, doch es sollte ein warmer und sonniger Tag werden. Er fuhr mit zittrigen Fingern die lange Landstraße entlang, der Asphalt unter den Reifen wirkte endlos. Mit jedem Meter rückte das große, leerstehende Firmengebäude näher – die improvisierte Polizeizentrale, die sich mittlerweile wie ein Herzschlag in den Ermittlungen bemerkbar machte. Dort, wo jetzt Licht brannte, wo Stimmen und Bewegung herrschten, wo Fragen gestellt wurden, auf die man nicht antworten wollte. Auch ihm hatte man Fragen zu stellen. Sein Herz pochte laut, als er das Gebäude betrat. In seinem Kopf versuchte er die Nervosität zu unterdrücken, zwang sich zur Ruhe. Du hast alles durchdacht. Alles tausendmal wiederholt.
Und doch… seine Hände waren feucht, seine Kehle trocken.
Man führte ihn in einen der neu eingerichteten Verhörzimmer. Die Möbel waren provisorisch, aber funktional. Ein Tisch, Stühle, eine Lampe mit kühlem Licht, das keine Schatten duldete.
Er setzte sich und wartete. Sekunden wurden zu Minuten. Das ist Teil des Spiels, dachte er. Lass ihn schwitzen.
Dann ging die Tür auf.
Markus Preuß, der Hauptkommissar – man kannte ihn. Der Typ hatte was Unnahbares, Ernstes an sich, das selbst die Dorfältesten zur Vorsicht mahnte. Er war ein Mann, der mit wenigen Worten viel sagte. Aber er war nicht das, was ihm den Atem raubte.
Sie war es.
Langes blondes Haar, kühl gebunden. Klare Gesichtszüge. Und dann diese eisblauen Augen, die ihn ansahen, als könnten sie bis auf den Grund seiner verdorbenen Seele blicken.
„Kriminalhauptkommissarin Maria Martens“, sagte sie. Die Stimme fest, bestimmt – keine Spur von Unsicherheit.
Er musste schlucken. Verflucht, war die heiß.
Schon in dem Moment, in dem sie sich ihm gegenüber setzte, war seine Fassade ins Wanken geraten. Nicht sichtbar, aber innerlich.
So eine Frau hätte ich nie haben können, dachte er bitter. So wie Sophie.
Die Befragung begann.
Sachlich. Ruhig. Nicht zu forsch, aber gezielt. Die Fragen kamen wie aus einem Lehrbuch, doch jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt. KHK Martens schrieb viel mit, schaute immer wieder hoch. Ihre Augen – verdammt, diese Augen – musterten ihn, als würde sie jede Falte in seinem Gesicht analysieren, jedes Zucken, jedes kleine Zögern.
Und dann – als die Befragung beendet war – sah er sie dabei an, wie sie aufstand, sich mit dem Rücken zu ihm drehte, um die Tür zu öffnen. Sein Blick glitt unweigerlich zu ihrem Hintern. Fest. Rund. Perfekt in ihrer engen Jeans.
Ein Stich fuhr ihm durch den Körper. Er wusste, wie falsch es war – und konnte nicht aufhören.
Er war überzeugt:
Ich hab’s geschafft.
Sie hatten nichts gemerkt. Kein Verdacht. Keine Spur.
Er lächelte sogar leicht, als er sich verabschiedete. Höflich. Freundlich. Unauffällig.
Doch kaum war er wieder im Auto, vermischte sich alles.
Die Fahrt zurück war ein Rausch aus Gedanken und Gefühlen, ein Chaos, das sich wie eine dunkle Wolke in seinem Innern sammelte.
Traurigkeit.
Sophie war tot. Endgültig.
Nie mehr würde sie durch das Dorf joggen. Nie mehr würden ihre Brüste bei jedem Schritt wippen, nie mehr ihr Po im Rhythmus ihrer Bewegungen schwingen.
Er würde sie nie wieder beobachten können. Nie mehr ihre Nähe spüren. Sie war sein – nur für einen kurzen Moment – und jetzt war alles verloren.
Reue.
Er hatte es nicht gewollt. Nicht so. Nicht bis zum Letzten.
Sie hatte geschrien, ihn beleidigt, ihn verhöhnt. Sie hatte ihn nicht verstanden. Nicht gesehen, was er fühlte.
Er hätte sie gehen lassen sollen.
Er hätte…
Aber sie hat mich provoziert.
Immer wieder redete er sich das ein. Doch das nagende Schuldgefühl blieb. Es fraß an ihm wie Rost an Metall.
Bedauern.
Tiefer noch als die Schuld war das Gefühl des Verlusts.
Nicht nur, dass sie tot war.
Sondern dass er sie nicht länger für sich gehabt hatte.
Was hätte er noch mit ihr machen können? Wie viel intensiver hätte sie ihn noch spüren können?
Er schämte sich für diesen Gedanken – und doch war er da. Hartnäckig. Gierig.
In seinem Innersten wusste er: Er war krank.
Aber es war zu spät. Viel zu spät.
Lust.
Er dachte daran, dass er sie noch gerne anal gefickt hätte oder seinen Schwanz in ihren süßen Mund gedrückt hätte. Die Reue und das Bedauern verblassten in seinem Kopf immer mehr.
Er fuhr in seine Straße. Das Haus ragte wie ein dunkler Zeuge in den Himmel.
Er stieg aus. Draußen war es recht ruhig. Kein Geräusch – außer dem Wind, der durch die kahlen Bäume rauschte.
Er blieb kurz vor der Tür stehen, atmete tief durch.
Er war sich sicher: Die Polizei hatte nichts bemerkt.
Noch nicht.
Aber wie lange würde er das Spiel noch spielen können?
Wie lange würde er dem Blick dieser eisblauen Augen standhalten?
Erst hatte er gar nicht bemerkt, wie sie zu ihm rüber schaute, ihm ein kurzes Lächeln schenkte, doch dann sah er sie, doch er nickte nur kurz freundlich. Emily. Noch einmal drehte er sich zu ihr um, als er das Haus betrat.
BILD EMILY
Maria hatte inzwischen weitere Aufgaben an die Kollegen der Soko verteilt. Viel musste im Zusammenhang mit den heutigen Befragungen noch überprüft werden und auch Sophies Laptop musste noch ausgewertet werden; vielleicht gab es einen heimlichen Verehrer, mit dem sie sich verabredet hatte. Zu diesem Zeitpunkt tappte die Polizei noch vollkommen im Dunkeln und musste weiterhin in alle Richtungen ermitteln. Vielleicht brachten der Obduktionsbericht oder der Bericht der KTU ja neue Erkenntnisse, denn am Nachmittag lagen beide den Ermittlern vor. Maria setzte sich, legte den zunächst den Autopsiebericht auf den Tisch und atmete einmal tief durch, bevor sie anfing zu lesen.
Todesursache: Tod durch Erdrosseln.
Keine Überraschung. Es war der naheliegende Befund gewesen. Dennoch, es schwarz auf weiß zu lesen, ließ ihre Kehle trocken werden. Die Vorstellung, wie Sophie um ihr Leben kämpfte, ihre Hände vermutlich zappelnd in der Luft, während ihr die Luftzufuhr abgeschnitten wurde – es war beklemmend. Marias Blick glitt weiter.
Todeszeitpunkt: Samstagabend zwischen 23:00 und 24:00 Uhr.
Später als gedacht. Sophie war bereits am Nachmittag als vermisst gemeldet worden, die ersten Suchtrupps waren gegen 16:30 Uhr unterwegs gewesen. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie also noch. Hatte man sie irgendwo im Wald festgehalten, ganz in der Nähe, während man nach ihr suchte? Der Gedanke nagte an Maria.
Dann kam die schwerste Zeile.
Eindeutige Spuren einer Vergewaltigung.
Maria presste die Lippen zusammen. Der medizinische Bericht war sachlich, beinahe distanziert, aber zwischen den nüchternen Worten war der Schmerz spürbar. Es war keine Tat aus dem Affekt. Kein harmloses Spiel, das aus dem Ruder gelaufen war. Es war brutal, gezielt, entmenschlichend.
Der nächste Punkt ließ sie stutzen.
Verletzung der Unterlippe, Schwellung der Wange, Kratzspuren an den Beinen, vermutlich durch Dornen.
Maria stellte sich das Bild vor: Sophie rannte, stolperte vielleicht durch Unterholz, wurde geschlagen, fiel. Vielleicht hatte sie geschrien, gebissen, sich gewehrt. Die Schwellung an der Wange – ein Schlag? Eine Ohrfeige? Die Kratzer? Von Dornenbüschen, wie sie überall am Waldrand wucherten.
Verstauchung am rechten Knöchel.
„Vielleicht gestürzt“, murmelte Maria leise und kritzelte sich eine Notiz auf den Rand des Berichts. Das könnte erklären, warum sie nicht weiterlaufen konnte. Oder hatte der Täter sie weggeschleift? Das alles passte nicht zu einem geplanten Mord an einem abgelegenen Ort. Es hatte Spuren eines chaotischen Ablaufs.
Doch dann kam das Bemerkenswerte. Der Punkt, der sie aufhorchen ließ.
Keinerlei Fremd-DNA feststellbar.
„Nichts?“, flüsterte sie und lehnte sich zurück. Keine Hautzellen, keine Haare, keine Spermaspuren – nichts. Es war nahezu unmöglich, jemanden zu vergewaltigen und zu töten, ohne Spuren zu hinterlassen. Es sei denn…
Der nächste Absatz bestätigte ihre Befürchtung.
Der Körper wurde sehr gründlich gewaschen. Zustand der Haut lässt vermuten, dass er über längere Zeit im Wasser lag.
Maria starrte auf die Zeilen. Der Täter hatte sie gewaschen. Bewusst. Mit System. Vermutlich sogar mit Seife, vielleicht hatte er sie in ein Fass gelegt oder in eine Wanne, in einem Schuppen, einem Keller, irgendwo, wo er Zeit hatte, in Ruhe zu arbeiten. Die Vorstellung war beunruhigend. Nicht nur kaltblütig – methodisch. Kontrolliert. Vielleicht sogar erfahren?
Sie dachte an die verstauchte Stelle am Knöchel. An die Verletzungen im Gesicht. War Sophie lebendig in das Wasser gelegt worden? Nein – der Bericht war deutlich: Tod durch Erdrosseln. Die Zeit im Wasser kam danach. Ein Versuch, Spuren zu verwischen. Ein sehr gründlicher. Kein Dilettant, kein impulsiver Täter. Nein, das hier war jemand, der wusste, was er tat.
Maria stand auf, ging zur Wandkarte und sah sich die Punkte noch einmal an. Der Fundort. Der Ort, an dem Sophie zuletzt gesehen wurde. Die Häuser der Verdächtigen. Und jetzt: ein Ort, an dem man sie hätte waschen können. Wo?
Dann schlug sie den Bericht der KTU auf und überflog die Zusammenfassung, bevor sie sich Zeile für Zeile durch das Dokument arbeitete. Nach dem Autopsiebericht hatte sie gehofft, hier würde sich eine neue Spur auftun. Ein Kleidungsfaser, ein Fingerabdruck, ein Schuhabdruck, der vielleicht doch eindeutig zuzuordnen war.
Aber der Bericht war „ernüchternd“. Maria hätte es fast zynisch genannt. Der Mörder hatte ganze Arbeit geleistet.
„An einigen Brombeerpflanzen nahe des Hochsitzes konnten kleinste Spuren von Sophies Blut gefunden werden.“
Also hatte sie dort durch das Gebüsch gedrängt, vielleicht geflohen, vielleicht gezerrt worden. Die Kratzer an den Beinen passten dazu. Ein kurzes Aufbäumen? Ein letzter Versuch? Maria schloss die Augen, stellte sich das Bild vor: Sophie, rennt, barfuß oder mit nur einem Schuh, stolpert durchs Gestrüpp. Hinter ihr ein Schatten, der schneller, stärker ist. Hatte sie geschrien? Niemand hatte etwas gehört.
„Am Fundort des Körpers: keine verdächtigen Spuren.“
Nicht eine einzige verwertbare Spur. Keine Haare. Keine Fasern. Keine DNA. Nicht einmal ein ungewöhnlicher Zigarettenstummel. Nichts. Der Boden dort war weich, leicht feucht, wie man es von einem Bachufer im Frühjahr erwarten würde – ideal für Spuren. Und doch… nichts. Selbst die Planen und das Laken, in das der Körper gewickelt war, gaben keinerlei Hinweise.
„Die grüne Gewebeplane ist handelsüblich – erhältlich in jedem Baumarkt für ca. fünf Euro.“
Das war fast ein Hohn. Maria konnte die Plane direkt vor sich sehen – sie hatten eine identische im Einsatzfahrzeug. Dutzendfach im Umlauf. Weder Fingerabdrücke noch Rückstände, keine Hinweise auf Lagerung oder Herkunft. Keine Faserspuren von Kleidung, keine Hinweise auf Haustiere, Pollen, Schimmel – gar nichts.
„Fußabdrücke am Fundort vorhanden, jedoch nicht zuzuordnen.“
Maria runzelte die Stirn. Natürlich, das Gebiet war nicht völlig abgelegen. Ein Jäger, der sich dort regelmäßig aufhielt, hatte sogar im Rahmen der Suchaktion geholfen. Angler besuchten den Bach, Spaziergänger mit ihren Hunden durchquerten das Gelände. Die Spurensicherung hatte einige Abdrücke dokumentiert – verschiedene Größen, verschiedene Sohlenprofile, aber alles völlig wertlos ohne direkten Zusammenhang.
„Bewegungsprofil des Handys: letzter bekannter Standort Samstag, 14:00 Uhr. Danach abgeschaltet oder zerstört.“
Das war einer der wenigen zeitlichen Fixpunkte, die sie hatten. Sophie war an jenem Samstag noch unterwegs gewesen, vermutlich allein. Bis 14 Uhr war ihr Handy noch aktiv – vermutlich bei ihr. Was geschah danach? War es ihr Mörder, der es ausschaltete? Oder hatte er es zerstört, ins Wasser geworfen, vergraben? War sie ihm erst dann begegnet oder schon früher?
Die Funkzellenabfrage war ebenso nutzlos wie alles andere. Die Gegend war ländlich, die Funkzelle groß. Sowohl das Elternhaus, als auch der Hochsitz und der spätere Fundort lagen innerhalb derselben Abdeckung. Die Technik war hier blind.
Maria ließ das Dokument sinken und starrte in die halb leere Kaffeetasse vor sich. Ein dumpfer Druck lag in ihrem Magen. Das war kein zufälliger Täter. Kein Jugendlicher, der aus dem Ruder lief. Kein Moment der Raserei. Dieser Mensch hatte geplant. Gedeckt. Bereinigt. Er hatte gewartet, bis niemand Sophie vermisste. Er wusste, wo er sie unbemerkt hinbringen konnte. Er hatte Zeit gehabt. Und offenbar wusste er auch genau, wie man Spuren verschwinden lässt.
Doch Maria dachte an etwas anderes: Zeit.
Der Täter hatte Zeit gebraucht. Um sie zu waschen. Um sie zu verpacken. Um sie zu transportieren.
Und diese Zeit hatte er sich nehmen können. Unbeobachtet.
„Er kannte sich hier aus…“ murmelte sie. „Er wusste, wann keiner hinsieht.“
Sie nahm einen Stift, strich mehrfach ein Wort auf dem Bericht an: „Planung“. Dann schrieb sie darunter:
„Er hatte einen Ort. Ein Versteck. Einen Waschplatz. Wo?“
Und dann darunter:
„Wer hat Zugang zu abgelegenen Räumen? Keller? Schuppen? Werkstätten? Hütten? Alte Scheunen?“
Sie blätterte in ihren Notizen. Einige Namen waren unterstrichen, andere eingerahmt. Gustav Schrader – die muffige Art, seine Abneigung gegen junge Frauen, der große Bauernhof. Frank Betram – die Werkstatt, die wenig besucht war und viel Platz bot. Sven Bünning – das marode Haus am Ortsrand, niemand wusste, was da drinnen vorging. Sascha Pesch, der den Verdacht auf Zaid Hassan lenken wollte und der mit seiner Oma in einem großen alten Haus lebte. Gerd Baum, der offensichtlich noch einen Groll gegen Bürgermeister Wiechmann hegte und auch über viele Scheunen verfügte. Und dann war da Timo Bohl – der Gaffer, der Anfasser, der Unangenehme. Auch er hatte in seinem Haus Platz.
Dann griff sie nach ihrem Handy und rief Hauptkommissar Preuß an, der gerade etwas zu Essen für das Team einkaufte.
„Markus? Ich habe den Autopsiebericht und den Bericht der KTU. Wir müssen unbedingt nochmal mit den Verdächtigen sprechen – besonders mit denen, die Zugang zu abgeschiedenen Räumen haben. Scheunen. Werkstätten. Alte Keller.“
Sie blickte noch einmal auf den Bericht.
So viel Schmerz. So viel Gewalt. Und doch keine einzige verwertbare Spur.
Maria schwor sich in diesem Moment: Dieser Täter hat sich Mühe gegeben, alles zu vertuschen. Aber irgendwas muss er übersehen haben. Und das werden wir finden.
Spannendes Kapitel, die Verdachtsmomente deuten für mich auf 2 Verdächtige hin. Bünning oder Bohl, wobei die bisherige Beschreibung der Gefühlswelt des Täters besser auf Bünning passt, die Beschreibung innerhalb dieses Kapitels besser mit der Selbstsicherheit Bohls harmoniert.
Aber andere Frage warum Bielefeld, weißt Du denn nicht, dass Bielefeld nur eine Verschwörung ist
Shocker wrote: Wed Apr 23, 2025 3:22 pm
Spannendes Kapitel, die Verdachtsmomente deuten für mich auf 2 Verdächtige hin. Bünning oder Bohl, wobei die bisherige Beschreibung der Gefühlswelt des Täters besser auf Bünning passt, die Beschreibung innerhalb dieses Kapitels besser mit der Selbstsicherheit Bohls harmoniert.
Aber andere Frage warum Bielefeld, weißt Du denn nicht, dass Bielefeld nur eine Verschwörung ist
Interessante Vermutung Herr Tatort-Fan. Na dann mal schauen, ob du Recht hast, oder ob du deine Meinung in den kommenden Teilen vielleicht sogar noch einmal änderst
Das ist eine gute Frage...ich brauchte einen trostlosen und einsamen Ort mit ganz vielen verdächtigen Personen; da war Bielefeld spontan der erste Gedanke
Emily strich sich ihre rotblonden gelockten Haare zurück, während sie mit dem Fuß den Postkasten wieder schloss. Es war jetzt doch recht warm geworden, auch wenn der Wind recht kräftig war und so mit ihren offenen Haaren umher spielte. In der Nachbarschaft mähte jemand Rasen, die Vögel waren zu hören, irgendwo waren spielende Kinder in der Siedlung zu hören. Seit dem Fund von Sophies Leiche am gestrigen Sonntag hatte sich eine schwere Atmosphäre über das Dorf gelegt. Die Menschen sprachen leise miteinander, tuschelten auf den Straßen, die Kinder durften abends nicht mehr raus und überall hingen Kerzen und Blumen in Gedenken an Sophie.
Auch Emily hatte das alles mitbekommen. Natürlich. Wie hätte sie auch nicht? Selbst ihre Eltern hatten sich sofort gemeldet, obwohl sie gerade in Dänemark in ihrem Wohnmobil Urlaub machten. Ihre Mutter war völlig aufgelöst gewesen.
„Bitte Emily, sei vernünftig. Geh nicht allein raus. Halte dich von den Feldwegen fern. Und wenn es dunkel wird, bleib im Haus.“
Die Stimme ihrer Mutter hatte gezittert, als sie das sagte, und Emily hatte versprochen, sich an alles zu halten. Auch wenn sie selbst nicht glaubte, dass jemand wie sie in Gefahr war.
Sophie war beliebt, schön, immer perfekt gestylt – eine, die bei den Jungs im Dorf gut ankam und genau wusste, wie sie das einsetzen konnte.
Emily dagegen war ruhiger. Bodenständiger. Klar, auch sie hatte Freunde, aber eben nicht diese Freunde. Nicht die Dorfclique, die jedes Wochenende trank, sich auf Festen herumtrieb und immer irgendwie Drama anzog.
Obwohl sie nur wenige Meter voneinander entfernt wohnten, verband sie mit Sophie höchstens gemeinsame Kindheitserinnerungen aus der Jugendfeuerwehr – später hatte man sich nur noch bei Dorffesten gesehen. Und selbst da nur mit einem kühlen Nicken.
Trotzdem – der Mord war ein Schock. So etwas kannte man sonst nur aus dem Fernsehen, aus Krimis. Und jetzt war es real. Greifbar. Direkt vor ihrer Haustür.
Ein Mädchen aus ihrem Ort, ein Mädchen, das sie kannte – ermordet und wie ein weggeworfener Gegenstand im Wald abgelegt. Emily schluckte. Es war furchtbar. Egal, wie arrogant Sophie manchmal war – das hatte sie nicht verdient.
Heute Morgen war sie zurückgekommen, mit dem ersten Zug von Paderborn, wo sie das Wochenende über bei Saskia, ihrer besten Freundin, verbracht hatte. Als sie in den Ort kam, war schon alles voller Polizei. Unauffällige Zivilwagen, Männer in Anzügen mit ernsten Blicken, Uniformierte, die durch die Straßen liefen und an Türen klopften. Gegen halb elf hatte es auch bei ihr geklingelt. Zwei Beamte, freundlich, aber bestimmt, baten sie um ein Gespräch. In der Küche hatten sie sich gesetzt, Emily hatte Eistee angeboten, den sie aber ablehnten. Ihre Fragen waren ruhig, sachlich, aber deutlich. Wo sie das Wochenende war. Ob sie Sophie gut kannte. Ob ihr jemand aufgefallen sei.
Sie hatte ehrlich geantwortet. Freitagabend Filmabend, Samstag Shopping und Pizza, Sonntag Serienmarathon.
„Wir haben fast das ganze Wochenende auf der Couch verbracht“, hatte sie gesagt.
Und dann hatte sie doch noch etwas erwähnt, das ihr eingefallen war:
„Es gibt da jemanden im Ort… Timo Bohl. Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber viele Mädchen finden ihn seltsam. Er ist immer irgendwie… unangenehm. Guckt einen so an. Und bei den Dorffesten war er auch immer etwas aufdringlich, hat uns dauernd angetanzt oder wollte uns ständig etwas zu trinken ausgeben.“
Die Polizisten hatten das zur Kenntnis genommen, sich bedankt und waren gegangen. Seitdem fühlte sich ihr Haus zu groß und zu leer an.
Nur kurz hatte Emily die Post des Tages geholt, da fuhr ein dunkler Wagen auf der anderen Straßenseite vor. Der Nachbar stieg aus. Er wohnte allein im Haus gegenüber – ein schlichtes zweistöckiges Gebäude mit einem kleinen Garten davor, ein paar Bäume und die Hecke ließen wenig Blicke zu. Die meisten im Ort hielten ihn für einen eigenbrötlerischen Kauz. Er sprach nicht viel, kam selten auf Dorffeste, mied größere Gruppen. Aber Emilys Vater mochte ihn. Er hatte ihm geholfen, als die Gartenlaube aufgebaut wurde – und später auch beim Fliesen im Keller.
Er wirkte heute noch verschlossener als sonst. Kein Lächeln, nur ein kurzes Nicken in ihre Richtung, bevor er in seinem Haus verschwand.
Ob er gerade vom Verhör kam? fragte Emily sich. Die alte Frau von nebenan hatte gesagt, dass heute sehr viele Leute aus Hegelsdorf nach Wellenbrück geladen worden waren. Sie war sich sicher, dass der Nachbar einer davon war.
Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Sie konnte es nicht einordnen – war es Angst? Misstrauen? Oder einfach nur die Nervosität, die alle derzeit verspürten?
Hegelsdorf war nicht mehr der ruhige Ort, der es einmal war.
Es fühlte sich fremd an.
Bedrohlich.
Als würde der Mörder noch irgendwo unter ihnen sein. Vielleicht sogar gleich auf der anderen Straßenseite.
Dann blickte sie noch einmal zu dem Haus ihres Nachbarn.
Ein Schatten bewegte sich langsam an einem der Fenster.
Dann zog jemand die Gardine zu.
Der Montag schlich sich zäh und schwer durch die Flure der Dienststelle in Wellenbrück. Maria saß im kleinen Besprechungszimmer, ein ausgebreiteter Plan von Hegelsdorf vor sich, darauf kleine farbige Fähnchen für jeden Verdächtigen, jede wichtige Örtlichkeit. Ihr Notizbuch war vollgekritzelt, ihre Gedanken kreisten wie ein gehetzter Schwarm Krähen über den bisherigen Ergebnissen. Doch der Tag brachte kaum Bewegung.
Die Kollegen waren den ganzen Vormittag unterwegs gewesen — Alibis abklären, Spuren verifizieren, Telefonate führen. Der Kreis der Verdächtigen hatte sich leicht gelichtet. Sascha Pesch, dessen bedrohlicher Auftritt und rechtsextreme Ansichten ihn auf dem Papier gefährlich erscheinen ließen, war von der Liste gestrichen worden. Seine hochbetagte Großmutter hatte glaubwürdig bestätigt, dass er den ganzen Tag bei ihr gewesen war, und mehrere Nachbarn hatten ihn ebenfalls gesehen. Zaid Hassan, von Anfang an nur durch Vorurteile in Verdacht geraten, hatte ein wasserdichtes Alibi und die Ermittlungen gegen ihn waren offiziell eingestellt. Auch Peter Harzig, der politische Rivale des Bürgermeisters, war den ganzen Samstag über nachweislich auf einer Parteiveranstaltung gewesen. Dutzende Zeugen, Fotos, sogar ein Artikel in der Regionalzeitung — die Spur war tot.
Doch zwei Namen blieben auf Marias Zettel unterstrichen stehen: Gustav Schrader und Gerd Baum.
Am frühen Nachmittag beschloss Maria, Baum persönlich aufzusuchen. Sein Hof lag direkt an der Durchfahrtsstraße, ein altes, wuchtiges Fachwerkhaus, dessen Fassade sich hinter wild wucherndem Efeu versteckte. Als sie den schmalen Kiesweg entlangging, hörte sie das gleichmäßige Scheren der Rosenschere. Dort stand Gerd Baum, ein hagerer Mann mit wettergegerbtem Gesicht und scharf geschnittenen Zügen. Er schnitt Rosen — rote, gelbe und blaue. Maria fröstelte.
Die blaue Rose aus Sophies Händen ließ ihr keine Ruhe.
Sie musterte die Blüten — dieselbe Sorte, dieselbe Form. Das allein war kein Beweis, doch ein Detail, das ihr Instinkt festhielt.
„Herr Baum“, sprach sie ihn an. „Kriminalhauptkommissarin Martens. Wir müssten einmal miteinander sprechen.“
Er legte die Schere beiseite, wischte sich die Hände an der Hose ab und nickte knapp. „Von wegen der Sophie, was?“
Maria nickte. „Wo waren Sie am Samstag?“
„Wie immer hier. War mit meinen Tieren beschäftigt und abends im Stall.“ Er blickte ihr direkt in die Augen. Keine Unsicherheit, aber auch keine echte Regung. „Können das jemand bezeugen?“
„Ne. Ich lebe allein.“
Maria registrierte, wie sein Blick kurz zu den Rosen und dann wieder zu ihr huschte. Sie notierte es in Gedanken. Der Tankstellenangestellte konnte sich nicht mehr erinnern, ob er eine Rose verkauft hatte. Das Blumengeschäft im Nachbardorf verkaufte momentan viele davon, keine konkrete Spur. Aber die Rosen hier, vor ihr, waren da.
Sie beendete das Gespräch, ließ ihn zurück auf seinem Hof und fuhr zurück ins Büro.
Am späten Nachmittag geschah dann das, was den Fall plötzlich in eine neue Richtung schob.
Bei einer routinemäßigen Abfrage nach bekannten Sexualstraftätern und auffälligen Personen aus der näheren Umgebung tauchte ein Name auf, der bislang nicht einmal auf ihrem Radar gewesen war: Malte Dreesen.
Ein 35-jähriger, wohnhaft auf dem abgelegenen Hof seiner Eltern im Nachbardorf Oppenfeld. Ein Blick in die polizeiliche Datenbank ließ Maria zusammenzucken.
2013 – Verurteilung wegen sexueller Belästigung.
2018 – Anzeige wegen Vergewaltigung, Verfahren eingestellt mangels Beweisen.
Verdammt. Warum war dieser Name bisher nirgendwo aufgetaucht? Der Mann war den Bewohnern nicht aufgefallen, lebte zurückgezogen, arbeitete gelegentlich bei einem Forstbetrieb. Aber seine Vergangenheit machte ihn für Maria schlagartig zum Verdächtigen.
Sie forderte umgehend die Akte an. Der Kollege von der Kripo versprach, sie direkt morgen früh ins Büro zu bringen.
Maria schloss für einen Moment die Augen. Ihr Puls hämmerte. Vielleicht… vielleicht war das der Mann. Einer, der wusste, wie man im Wald unbemerkt verschwand, der in abgelegenen Hütten Unterschlupf finden konnte. Jemand, der schon einmal Gewalt ausgeübt hatte. Jemand, der gelernt hatte, Spuren zu beseitigen.
„Markus“, sagte sie ins Telefon, als der Hauptkommissar abhob.
„Wir haben einen neuen Kandidaten. Malte Dreesen.“ Kurz berichtete sie ihm die neuesten Erkenntnisse und verabredete sich mit ihrem Kollegen für den morgigen Tag, um den Verdächtigen zu befragen.
Während Maria und ihre Kollegen fieberhaft an den Ermittlungen arbeiteten, veränderte sich Hegelsdorf. Der kleine, beschauliche Ort, in dem jeder jeden kannte, verwandelte sich langsam in ein Dorf voller Argwohn und Misstrauen. Die Fassade der trauten Idylle bekam Risse, und dahinter brodelte es gewaltig. Man grüßte sich kaum noch. Die wenigen, die sich morgens beim Bäcker trafen, senkten den Blick, sprachen leiser als sonst und flüsterten Namen, die bislang nur am Stammtisch die Runde machten.
„Hast du gehört? Die Polizei war gestern bei Bünning. Der wohnt doch da in dem runtergekommenen Haus. Kein Wunder, dass der komisch ist. Wer weiß, was der in seinem Garten alles vergräbt.“
Andere flüsterten von Bertram, dem KFZ-Mechaniker, der ohnehin kaum noch Kundschaft hatte. Seine Werkstatt war eine dunkle Bude voller halb zerlegter Fahrzeuge, rostiger Karossen und alter Ölfässer. „Der hat immer so nervös geguckt, wenn man an ihm vorbeiging. Und keiner weiß so richtig, wo der abends rumhängt. Vielleicht hat der das arme Mädchen…“
Doch am meisten sprach man über Timo Bohl. „Der ist doch eh ein Schwein. Der hat schon die kleinen Mädels immer blöd angegafft beim Schützenfest. Wetten, der war das?“
Selbst Gerd Baum, der alte Sturkop, blieb nicht verschont. „Der hat dem Bürgermeister doch schon damals gedroht. Und die arme Sophie… vielleicht hat sie was gesehen, was sie nicht sehen sollte. Oder er hat sich an ihr gerächt.“
Jede Straßenecke wurde zur Gerüchtebörse. Die Fensterläden schlossen sich früher als sonst, und abends blieben die Bürgersteige leerer, als sie es sonst eh schon waren. Die Eltern ließen ihre Kinder nicht mehr allein draußen spielen.
Die WhatsApp-Gruppen liefen heiß.
Verschwörungstheorien, Sprachnachrichten mit angeblichen Beobachtungen, und immer wieder dieselben Namen. Die Menschen wollten einen Schuldigen — irgendwen, den sie an den Pranger stellen konnten, um wieder ruhig schlafen zu können.
Die alten Damen im Dorf hatten längst Listen angelegt, wer verdächtig war, wer wann wo gesehen wurde. Beim Friseur in Wellenbrück diskutierte man hitziger als über das Wetter und ob der Regen gut für die Ernte war.
Doch einer fehlte in den Gesprächen der Leute — Malte Dreesen.
Keiner dachte an ihn. Keiner sprach über den Mann aus dem Nachbardorf, der eine Vergangenheit hatte, die selbst für Hegelsdorfer Verhältnisse zu finster war. Er war nie Teil des Dorflebens gewesen, war nie am Osterfeuer, nie beim Schützenfest. Für die Menschen hier war er nicht existent. Niemand wusste von seiner Vergangenheit.
Das Dorf lebte in Angst. Nicht vor dem Bösen, das von außen kam — sondern vor dem, das mitten unter ihnen lauerte.
Wie jeden Tag schnappte Emily sich gegen Nachmittag die Leine, rief nach Struppi, ihrem quirligen kleinen Jack-Russell-Terrier, und machte sich auf den gewohnten Rundweg. Der Himmel war blau, ein frischer Wind wehte über die Felder und ließ das hohe Gras an den Wegesrändern rauschen. Normalerweise liebte Emily diesen Spaziergang — ein wenig frische Luft, den Kopf freikriegen. Doch heute lag wieder dieser unheimliche Druck in der Luft, der seit Sophies Tod nicht mehr verschwunden war. Jeder Schritt klang lauter als sonst. Emily konnte nicht anders, als immer wieder über ihre Schulter zu blicken. Der Gedanke ließ sie nicht los: War Sophie hier irgendwo aufgelauert worden? Hinter einem Busch? Auf dem schmalen Waldweg, an der alten Holzbank? Ihr lief ein Schauer über den Rücken.
Gerade als Struppi an einer Wiese schnupperte und mit aufgestellter Rute das richtige Plätzchen suchte, kam Emily am Haus von Frank Bertram vorbei. Die kleine Werkstatt daneben wirkte wie aus der Zeit gefallen — vergilbte Werbeschilder, ein zusammengebastelter Zaun aus Wellblech und Maschendraht. Bertram kniete gerade neben einem dunklen Kleintransporter, die Ärmel seines ölverschmierten Hemds hochgekrempelt, die Stirn glänzend vor Schweiß. Auf einer großen, grünen Plane lagen allerlei Ersatzteile und Werkzeug verstreut.
Als Emily ihm ein knappes „Guten Tag“ zurief, hob er den Kopf, seine müden, von Schatten unterlaufenen Augen blickten sie kurz an. Ein emotionsloses Nicken. Dann widmete er sich wieder seinen Ersatzteilen. Emily blieb unbewusst einen Moment stehen, ihr Blick glitt zu dem Mann hinüber. Bertram war komisch, aber ein Mörder? Obwohl…
Früher lief sein Geschäft gut, bis Steffen Wiechmann ihm das Genick gebrochen hatte. Der Bürgermeister hatte ihm nicht nur eine saftige Klage reingedrückt, sondern auch seinen Ruf ruiniert. Seither mieden ihn die meisten. Emilys Vater war einer der wenigen Dorfbewohne, die ihm die Treue hielten.
„Komm, Struppi“, rief Emily leise, als der kleine Hund sich endlich gelöst hatte, und zog an der Leine.
Fast zu Hause hörte sie das Surren von Fahrradreifen. Sie wusste schon, wer es war, bevor sie ihn sah. Timo Bohl. Er kam aus dem Waldweg geschossen, eine Zigarette im Mundwinkel, das Basecap tief ins Gesicht gezogen. Als er Emily entdeckte, verzog sich sein Gesicht zu diesem gierigen Grinsen, das ihr jedes Mal die Nackenhaare aufstellte. Sein Blick glitt ungeniert an ihr hinunter, blieb an ihrem Ausschnitt hängen.
Emily ballte die Hände zu Fäusten, ignorierte ihn, doch das Grinsen wurde noch breiter, als er dicht an ihr vorbeifuhr. „Hübsches Wetter für einen Spaziergang, was, Emily?“, murmelte er kaum hörbar, drehte sich beim Vorbeifahren nochmal um.
Emily spürte, wie ihr der Atem stockte. Zu gut konnte sie sich vorstellen, dass dieser Kerl mehr wollte, als nur gucken. Vielleicht hatte Sophie auch so einen Blick von ihm bekommen. Vielleicht hatte er mehr versucht… und er war ausgerastet. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf, während Struppi an der Leine zerrte und sie endlich in den sicheren Garten des Elternhauses führte.
Die ganze Nacht hatte er wach gelegen. Schlaf war längst keine Option mehr gewesen. Immer wieder liefen die Bilder vor seinem inneren Auge ab — Emily. Wie er sie am Nachmittag gesehen hatte. Wie ihr rotblondes, gelocktes Haar im Wind geweht hatte. Dieses unschuldige Lächeln, das sie unbedarft auf den Lippen getragen hatte. Und dieses gelbe Sommerkleid… er erinnerte sich genau daran, wie es an ihr ausgesehen hatte, wie sich der Stoff über ihre Oberschenkel gespannt hatte, die kräftiger, runder waren als Sophies. Nicht zierlich, nicht dieses schmale Mädchenhafte, sondern weiblich. Voll. Greifbar.
Er hatte sie völlig vergessen in all der Besessenheit für Sophie. Doch jetzt… jetzt war Emily in seinem Kopf, in seinen Gedanken, in seiner Lust. Mit jeder Minute, die verstrich, verlor die Reue über das, was er mit Sophie getan hatte, an Gewicht. Was war schon gewesen, konnte er nicht ändern. Die Bilder von ihr in jenem Moment, ihr Gesicht, ihre Angst — sie waren noch da, aber es fühlte sich inzwischen an wie ein Film, den man zu oft gesehen hatte. Das Feuer in ihm verlangte nach etwas Neuem. Und Emily war perfekt.
Der Zwiespalt in ihm, der anfängliche Kampf zwischen Schuld und Verlangen, wurde kleiner. Die Lust wurde größer. Heißer. Klarer. Er hatte es mit Sophie nicht richtig auskosten können — alles war zu schnell, zu panisch, zu ungeplant gewesen. Dieses Mal sollte alles anders sein.
Er musste es planen. Am Waldweg war es zu riskant. Beim Gassigehen war immer jemand unterwegs — Hundebesitzer, Spaziergänger, Radfahrer und gerade jetzt, waren alle Augen sehr wachsam. Nein, das war dumm. Zu viele mögliche Zeugen. Sie zu sich zu locken, wäre eine Möglichkeit gewesen. Ein Vorwand, ein kleiner Gefallen, ein erfundener Notfall. Aber was, wenn sie das jemandem erzählte? Zu viele Variablen. Nein… der sicherste Ort für Emily war ihr Zuhause. Dort, wo sie sich unbeobachtet und sicher fühlte. Und er wusste, dass ihre Eltern noch im Wohnmobilurlaub in Dänemark waren.
Er musste alles vorbereiten. In der alten Werkstatt fand er Kabelbinder. Staubig, aber noch fest. Eine Rolle Panzertape lag griffbereit in der Schublade, daneben eine kleine Taschenlampe und ein Set mit Dietrichen und Schraubenziehern. Er steckte alles in seinen schwarzen Rucksack. Die alte Skimaske vom letzten Winter, würde reichen. Nur eines bereitete ihm noch Sorgen: Was, wenn sie schrie? Ein öliger, dreckiger Lappen fiel ihm zuerst in die Hände. Doch der war ekelhaft. Er wusste, dass er sowieso noch nach Bielefeld musste, um ein paar Dinge zu besorgen — das ließ sich verbinden.
Im Sexshop fand er schnell, was er brauchte. Ein Ballgag in Schwarz, aus Leder mit einem soliden Riemen. Passend.
Doch damit war es nicht genug. Dieses Mal wollte er Erinnerungen. Fotos. Videos. Dinge, die er sich wieder und wieder ansehen konnte, wenn der Hunger erneut kam.
Im Media Markt entdeckte er ein Kamera-Stativ-Set im Angebot. Reduziert. Als wäre es ein Zeichen. Eine Digitalkamera mit Nachtsichtfunktion, perfekt für dunkle Räume. Er zögerte keine Sekunde. Zum Schluss holte er noch ein paar Tücher, Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe und Reinigungsmittel.
Während er im Auto auf dem Heimweg saß, kreisten seine Gedanken nur noch um Emily. Wie sie wohl schmecken würde. Wie sie sich winden würde, wenn er sie festhielt und fickte. Ob sie weinen würde. Ob sie schreien würde. All das würde er schon bald erfahren.
Er war den ganzen Tag über aufgeregt gewesen. Eine gewaltige Nervosität hatte ihn begleitet, kaum hatte er einen klaren Gedanken fassen können. Immer wieder hatte er sich gefragt, ob das wirklich der richtige Moment war. Ob er sich nicht vielleicht doch irrte. Doch je näher der Abend kam, desto mehr verblassten diese letzten Zweifel, als hätten sie sich in der sinkenden Sonne verflüchtigt.
Die Dunkelheit setzte ein, legte sich langsam wie ein schwerer, samtener Vorhang über das Dorf. Er hatte abgewartet, geduldig, auch wenn ihn die Stunden quälten. Jetzt war es spät, weit nach Mitternacht. Die Welt schien still zu stehen, nur das Zirpen der Grillen in der Ferne und das leise Rascheln der Blätter im Wind begleiteten ihn, als er sich aufmachte. Den Rucksack locker über einer Schulter, entschied er sich, sich dem Haus von hinten zu nähern. Die Straße war zu offen, das Risiko zu groß. Hinter dem Grundstück zog sich eine weitläufige Wiese entlang, durchzogen von vereinzelten Büschen und dem Schatten alter Bäume. Die Mauer, die das Grundstück einfriedete, wirkte auf den ersten Blick wie ein Hindernis — doch er hatte längst einen Plan. Sie war es, die es ihm erst ermöglichte, auf die Gartenlaube zu klettern und von dort aus in den Garten zu gelangen. Ein schneller Blick zurück, ein letzter Check — alles ruhig.
Er wusste genau, wo sie wohnte. Emily, im Souterrain, welches zu einer kleinen Wohnung ausgebaut worden war. Nur ein Fenster, das in den halbdunklen Garten führte. Er kannte den Grundriss des Hauses, jede Ecke, jede Tür. Das Licht in ihrem Zimmer war aus, als er über den Rasen schlich. Der Mond stand hell am Himmel, warf ein blasses, kaltes Licht über den Garten. Die Schatten der Bäume tanzten über den Boden. Er brauchte keine Taschenlampe — zu auffällig, zu riskant. Er spürte, wie sich seine Kehle verengte, als er sich die Lederhandschuhe überzog. Ein kaltes, fast erwartungsvolles Kribbeln machte sich in seinen Fingerspitzen breit. Die Maske über dem Gesicht, er konnte seinen eigenen Atem hören, gedämpft und gleichmäßig.
Die Außentür zum Souterrain war nie sonderlich einbruchssicher gewesen. Ein kräftiger Stoß hätte gereicht. Doch er wollte keine Spuren hinterlassen, kein unnötiges Geräusch. Mit geübtem Griff setzte er das Werkzeug an. Zwei Minuten — mehr brauchte es nicht.
„Nicht einmal abgeschlossen“, dachte er, ein spöttisches Grinsen hinter der Maske. Der Raum, den er betrat, war die Waschküche. Der Geruch von Waschmittel lag in der Dunkelheit. Der Raum war schmal und kalt. Von hier aus führte ein kleiner Flur weiter. Er blieb stehen, lauschte. Kein Laut, kein Bellen. Der Hund war sicher irgendwo zusammengerollt. Selbst wenn, das war kein Wachhund, den er fürchtete. Die Taschenlampe flackerte kurz auf, ein schmaler Lichtkegel tastete sich über den Boden. Die erste Tür links — Emilys Zimmer. Er schaltete die Lampe aus, als er langsam die Klinke hinabdrückte. Die Tür öffnete sich ohne ein Geräusch.
Dunkelheit. Nur der Mond schien durch das Fenster. Ein matter Schimmer auf dem Boden, auf den Möbeln. Er wartete einen Moment, ließ seine Augen sich an das Düstere gewöhnen.
Da lag sie. Halb auf dem Bauch, halb seitlich, ein langes Shirt bedeckte ihren Oberkörper, die Decke hatte sie nur über die Beine gezogen. Ihr Haar lag wirr auf dem Kissen, ihr Gesicht friedlich, entspannt. Der Mondschein malte weiche Linien über ihre Haut, ließ den zarten Schwung ihrer Hüfte erkennen, den leichten Schatten des Shirts über der Rundung ihres Pos. Er trat näher. Ganz ruhig. Diesen Moment hatte er sich immer wieder vorgestellt, immer wieder durchgespielt, sich ausgemalt, wie es sein würde. Doch jetzt — jetzt war er da. Und etwas in ihm zögerte. Ein kurzer Widerstand, ein Moment von etwas Unbenanntem in seiner Brust. Er konnte seinen Herzschlag spüren, schwer und fordernd.
Was, wenn…?
Nein. Kein Zurück. Nicht jetzt.
Er atmete einmal tief ein und griff nach dem, was er in seinem Rucksack mitgebracht hatte.
In diesem Moment bewegte Emily sich. Ein leises Seufzen entwich ihren Lippen, kaum mehr als ein Hauch in der stillen Dunkelheit. Ihr Körper regte sich, ein unbewusstes Strecken, und dabei verrutschte das lange Shirt ein Stück. Der Mondschein glitt über die freigelegte Haut, zeichnete den sanften Schwung ihrer Hüfte, den anmutigen Übergang zu ihrem Po, der nun schutzlos im schummrigen Licht lag. Er spürte, wie seine Nervosität wieder aufflackerte, zugleich aber auch die Erregung begann in seiner Hose zu pochen. Ein scharfes Kribbeln stieg ihm die Wirbelsäule hinauf, ließ seine Hände zittern — nicht vor Angst, sondern vor Anspannung, Erwartung. So nah war er noch nie gewesen. So kurz vor dem entscheidenden Moment.
Wieder räkelte sich die junge Frau, ein leichtes Drehen des Kopfes, die Stirn legte sich in Falten, als würde sie etwas Unangenehmes träumen. Ihre Lippen bewegten sich kaum hörbar, ein unverständlicher Laut, der in der Dunkelheit verlorenging.
Jetzt musste es schnell gehen. Sein Griff war blitzschnell. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, war er auf ihr, packte ihre Handgelenke, bevor sie richtig reagieren konnte. Ihr Körper zuckte zusammen, ein erschrockener Laut formte sich — doch da hatte er schon den vorbereiteten Kabelbinder aus der Tasche gezogen. Mit geübter Bewegung zog er ihn um ihre Handgelenke, das scharfe Ratschen des Kunststoffs durchschnitt die Stille.
„Was…?“ Ein verschlafener, panischer Laut kam von ihr, kaum mehr als ein Wispern.
„Ganz ruhig“, zischte er, seine Stimme rau und nah an ihrem Ohr. Der kalte Kunststoff schnitt sich in ihr Handgelenk, ihre Finger wanden sich. Sie versuchte, sich zu drehen, doch sein Körpergewicht drückte sie fest auf die Matratze.
Der Moment, auf den er so lange gewartet hatte, war da. Die Nervosität wich einer kalten, fokussierten Entschlossenheit.
Emily blinzelte verschlafen und versuchte zu begreifen, was hier gerade passierte. Sie lag bäuchlings auf ihrem Bett, ihr Körper gefangen von dem Gewicht eines Mannes, der auf ihr saß. Sie wollte sich wehren, doch ihre Arme wurden plötzlich von starken Händen gepackt und nach hinten gedrückt. Dann fühlte sie, wie etwas Kaltes und Hartes um ihre Handgelenke gelegt wurde und festgezogen wurde. Panik stieg in ihr auf, als sie begriff, dass sie gefesselt war. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, doch da lag eine Hand auf ihrem Mund und erstickte jeden Laut. "Ganz ruhig", flüsterte die Stimme des Mannes, während er sie festhielt. Emilys Herz hämmerte in ihrer Brust, als die Angst in ihr aufstieg. Sie konnte nicht sehen, wer sie festhielt, und wusste nicht, was passieren würde. Sie konnte nur daliegen und hilflos ertragen, wie der Mann begann, sie zu berühren.
Ihr entging es nicht, wie der Mann immer erregter wurde, je mehr er sie berührte. Seine Hand glitt zwischen ihren Körper und die Matratze und griff nach ihren Brüsten, während er erregt schnaufte. Sie konnte seine Erektion spüren, die sich hart gegen ihren Po presste. Panik stieg in ihr auf, als sie realisierte, dass sie sich nicht wehren konnte. Sie war hilflos und diesem Mann ausgeliefert. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie begriff, was ihr bevorstand. Sie begann zu wimmern, doch der Mann zeigte kein Erbarmen. Stattdessen presste er sich noch fester gegen sie und begann, sich an ihr zu reiben. Emily konnte spüren, wie ihr Herz in ihrer Brust hämmerte und wie sich alles in ihr vor Angst und Ekel zusammenzog. Der Mann riss ein Stück Panzertape ab und presste es auf Emilys Mund, bevor sie auch nur einen Laut von sich geben konnte. Sie spürte, wie sie von ihm herumgedreht wurde, und sah nun die dunkle Gestalt, die auf ihr kniete. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, eine schwarze Maske verdeckte sein Gesicht und ließ nur die Augen frei.
Emilys Herz hämmerte vor Angst und Entsetzen. Sie versuchte, sich zu wehren und sich aus den Fesseln zu winden, doch es war nutzlos. Jetzt glitten seine Hände über ihren Körper – er fasste erneut nach ihren Brüsten und massierte sie grob mit seinen kalten Händen. Sie wollte sich übergeben bei dem Gedanken daran, was er mit ihr machen würde.
Er sah auf Emily herab, die unter ihm lag. Er konnte ihren Körper spüren, der sich unter seinen Händen so gutanfühlte. Er hatte sie genauso so, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Angst in ihren Augen, als sie ihn sah, turnte ihn an. Er begann, ihren Körper zu erforschen, während er sich auf ihr bewegte. Er hörte ihr Keuchen unter dem Klebeband und genoss ihre Hilflosigkeit. Sie konnte sich nicht wehren, sie gehörte ihm.
Er konnte spüren, wie sein Verlangen wuchs. Er erhob sich kurz und sah auf sie herab, während er sich vorbereitete, sie zu ficken. Er konnte sehen, wie ihre Augen noch ängstlicher wurden und sie versuchte, sich zu wehren, aber es gab kein Entkommen. Er würde sie nehmen, wie er es wollte. Er grinste unter seiner Maske und drehte sie wieder auf den Bauch, bevor er sich wieder über sie beugte.
Kurz hielt er inne und sah überrascht auf die Frau unter ihm, als er bemerkte, dass sie feucht war. Sein Verstand raste, als er sich fragte, ob sie vielleicht gerade einen spannenden Traum gehabt hatte. Er spreizte ihre Beine weiter auseinander und strich mit seinen Fingern über ihre Schamlippen, um sich zu vergewissern. Sie war nicht nur feucht, sie war tatsächlich nass. Er konnte spüren, wie sein Schwanz noch härter wurde, als er realisierte, wie leicht es nun werden würde. Er positionierte sich zwischen ihren Beinen und begann, in sie einzudringen, während er wieder nach ihren Brüsten griff. Er konnte spüren, wie sie sich unter ihm wand und schluchzte, aber er ignorierte ihre Proteste und begann sie zu ficken.
Er atmete schwer und keuchend, während er immer härter in sie stieß. Seine Finger gruben sich tief in ihre Brüste, als er sich immer weiter in ihr bewegte. Er konnte spüren, wie ihre Erregung sank, doch das interessierte ihn nicht. Er war kurz vor dem Höhepunkt und wollte nur noch kommen.
Emily hatte das Gefühl, als würde sie in einem Albtraum gefangen sein. Sie konnte nicht glauben, dass das hier wirklich passierte, in ihrem eigenen Bett, wo sie sich normalerweise sicher und geborgen fühlte. Sie hatte das Gefühl, als würde sie sich selbst außerhalb ihres Körpers betrachten, während der Mann auf ihr lag und sie härter und härter fickte. Sie konnte spüren, wie sein Schwanz in ihr pulsierte, als er kurz davor war zu kommen. Dann fühlte sie, wie er in ihr explodierte und sein Samen tief in ihr drin landete. Sie hatte das Gefühl, als würde sie sich selbst verlieren und konnte nur noch weinen und beten, dass es endlich vorbei sein möge. Als der Mann schließlich von ihr abließ fühlte sich Emily leer und schmutzig.
Die letzte Nacht hatte ihn viel Kraft gekostet, doch es war befriedigend gewesen. Nicht nur dass er Emily einmal vergewaltigt hatte – er hatte sie danach auch in ihren prallen Arsch gefickt und dann traute er sich sogar sie aufzufordern den Mund aufzumachen. Bisher hatte er Angst davor, ein Opfer könnte zubeißen, doch Emily war viel zu eingeschüchtert und voller Angst, so dass sie es über sich ergehen ließ, als er auch ihr drittes Loch fickte und ihr anschließend aufs Gesicht spritzte. So hatte er sie zurück gelassen – nackt, noch immer ans Bett gefesselt und mit seinem Sperma auf ihr und in ihr. Als wäre nichts gewesen hatte er sich den Hausschlüssel mitgenommen und war zu sich gegangen, um zu duschen und etwas zu essen. Doch er würde zurückkehren, wenn er sich ein wenig ausgeruht hatte, um sie nochmals zu ficken. Doch schon stellte er sich die Frage, was er danach mit ihr machen sollte. Zwar hatte sie sich nichts anmerken lassen, doch er war sich sicher, sie hatte ihn erkannt.
Am diesem Morgen war die Sonne noch blass, als Maria und Hauptkommissar Markus Preuß sich auf den Weg zum Nachbardorf Oppenfeld machten. Sie wussten, dass Malte Dreesen, der neuen Hauptverdächtige im Fall von Sophie, sich dort aufhielt. Der Plan war, ihn zu befragen und möglichst schnell Klarheit zu bekommen, doch was sie nicht erwartet hatten, war die panische Reaktion, die sie bei ihrer Ankunft vorfanden. Malte Dreesen war kein Mann, der leicht aufgab. Kaum hatte er bemerkt, dass die Polizei ihm auf den Fersen war, drehte er sich abrupt um und stürmte über den Hof, als wüsste er genau, dass der nächste Schritt entscheidend sein würde. Vom Hof aus führte ein schmaler Weg direkt zu den Feldern, die sich weit bis zum Rand des Waldes erstreckten, in dem Sophie vor einigen Tagen tot aufgefunden worden war.
„Er will fliehen!“, rief Markus, doch Maria war bereits in Bewegung. Sie war eine sportliche Polizistin, in der besten Form ihres Lebens, und im Gegensatz zu Markus hatte sie keine Sekunde gezögert, als sie den Verdächtigen sah. Ihre Beine trugen sie schnell über den Hof, dann in einen Sprint.
„Ich nehme das Auto!“, rief Markus ihr hinterher, als er den Vorteil des Wagens erkannte, um den Fluchtweg zu blockieren. Doch Maria war bereits weit voraus, ihre Entschlossenheit brannte in ihrem Blick. Malte war ein erfahrener Läufer, aber sie war schnell — vielleicht schneller. Aber dann, als sie den Rand des Waldes fast erreichte, bemerkte sie, wie der Abstand zwischen ihr und dem Flüchtigen sich wieder vergrößerte. Malte hatte sich einen Vorteil verschafft, er war nun auf dem unebenen Boden des Waldes und konnte sich in den dichten Bäumen verstecken.
Maria blieb kurz stehen, atmete schwer. Ihre Muskeln brannten, doch sie konnte es nicht zulassen, dass er entkam. Sie griff nach ihrer Dienstwaffe. Die Entscheidung, die nun auf ihr lag, war schwer. Ein Schuss in die Luft – der Knall zerbrach die Stille des Waldes.
„Halt! Stehen bleiben!“ Ihr Befehl hallte durch die Bäume, doch Malte reagierte nicht. Im Gegenteil, er sprintete weiter, als sei er von einem unsichtbaren Druck getrieben. Der Wald vor ihm schien ihn zu verschlucken, aber Maria ließ sich nicht ablenken. Sie musste ihm folgen.
Die Spannung stieg in ihrem Inneren, als sie den Waldrand überschritt. Jeder Schritt brachte sie weiter in das Dickicht hinein. Der Wald schien jetzt wie ein Labyrinth zu sein, die Bäume dicht und die Luft feucht und schwer. Malte konnte überall sein, und sie wusste, dass er die Möglichkeit hatte, sich gut zu verstecken.
„Du kannst nicht entkommen, Dreesen“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm.
Sie dachte an Sophie, an das junge Leben, das in diesem Wald endete. An die vielen ungelösten Fragen, die sie und Markus versuchten zu beantworten. Es war nicht nur der Fall. Es war mehr als das.
Maria preschte weiter voran, getrieben von einer Mischung aus Pflichtbewusstsein und einem drängenden Gefühl, dass der Fall bald zu einem Ende kommen musste — egal, wie er endete.
Plötzlich spürte Maria eine starke Hand, die sich wie ein eiserner Griff um ihren Oberarm legte. Bevor sie reagieren konnte, war sie schon in einem festen Würgegriff, der sie fast das Gleichgewicht verlieren ließ. Ein scharfer Atemzug, dann die kalte Klinge eines Messers drückte sich gegen ihren Hals. Malte Dreesen war schneller gewesen, als sie geahnt hatte. Wie hatte er sich nur so geschickt verstecken können?
„Waffe fallen lassen!“, hauchte er mit erstickter Stimme, und Maria spürte, wie die Klinge bedrohlich gegen ihre Haut drückte. Jeder Atemzug von ihr ließ die scharfe Kante noch ein Stück fester gegen ihren Hals drücken.
Ihre Gedanken rasten. Sie war keine Anfängerin, sie hatte in gefährlichen Situationen gearbeitet, aber das war anders. Sie hatte es nicht kommen sehen. Die Überraschung, die Unsicherheit, der Kloß im Hals — all das war neu. Es war wie ein Schatten, der sich jetzt in ihr ausbreitete.
Sie versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl ihr Herz wie verrückt pochte. Sie dachte an Sophie. An das junge Leben, das in diesem Wald zerstört worden war. An das Mädchen, das nie wieder nach Hause kommen würde. Sie wusste, sie konnte nicht nachlassen, egal was passierte. Sie durfte sich nicht von der Angst leiten lassen.
„Du weißt, dass du es nicht tun wirst“, versuchte sie, ihre Stimme fest klingen zu lassen. Sie versuchte, ihn mit Worten zu beruhigen, mit der Hoffnung, dass sie ihn von einem weiteren Schritt abhalten konnte. „Du kannst uns nicht alle in den Wald locken und dann ungeschoren davonkommen.“
Doch Malte hatte seine Entscheidung bereits getroffen. „Lass die Waffe fallen, Bullenschlampe. Ich bin nicht so leicht zu überlisten.“ Er wiederholte die Aufforderung mit einer fast schon lethargischen Bedrohung, seine Hand fest um das Messer gelegt, der Druck gegen ihren Hals stieg.
Ihre Hand zitterte, aber sie ließ die Waffe schließlich los. Der kalte, metallische Klang, als die Pistole zu Boden fiel, hallte in der Stille des Waldes wider.
„Gut“, sagte Malte, als sie nun unbewaffnet war. „Jetzt bist du ruhig.“
Maria konnte den Sieg in seiner Stimme hören, aber sie wusste, dass sie noch nicht verloren hatte. Die ganze Situation hing in der Schwebe. Malte war nicht unbesiegbar. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, es ihm zu zeigen.
„Du denkst, das hier ist zu Ende?“ Maria versuchte, eine Ruhe zu bewahren, die sie selbst nicht fühlte, und ließ die Fragen in ihrer Stimme hallen.
Malte atmete tief ein, seine Finger immer noch fest um das Messer. „Es wird für dich zu Ende sein, wenn du nicht stillhältst.“
Maria versuchte erneut ruhig zu bleiben, doch die Lage war ernst. Ihre Waffe lag vor ihr und sie war ihm ausgeliefert – einem Vergewaltiger, einem Mörder. Was würde er jetzt mit ihr machen?
Der Moment hing in der Luft, als Maria das Geräusch von Schritten in der Ferne hörte. War es Markus? Hatte er den Wagen endlich erreicht und war ihm nun auf den Fersen?
Es war jetzt alles eine Frage von Sekunden. Die Entscheidung, wie dieser Moment enden würde, lag nicht mehr nur bei ihr.
Doch würde die Rettung rechtzeitig kommen? Sie spürte, wie Malte sie ansah. „Schicken die so eine hübsche Kommissarin. Das ist aber wirklich ziemlich doof.“ Er lachte leicht und da berührte seine Hand Marias Po. „Stehst du drauf in den Arsch gefickt zu werden?“ Zischte er amüsiert und jetzt löste sich Marias Ruhe langsam auf. Es war nicht mehr schwer zu erraten, dass er sie auch vergewaltigen wollte. Sie bemerkte bereits die deutliche Beule, die sich durch seine Hose gegen sie drückte als seine linke Hand weiter über ihren Körper glitt.
Maria versuchte weiterhin, mit Malte Dreesen zu reden, ihre Stimme ruhig, doch in ihr brodelte die Anspannung. Sie wusste, dass jede Sekunde zählte. Doch Dreesen schien keinen Moment von seinem Vorhaben abzulenken. Die Klinge des Messers glitt gefährlich nah an ihrem Hals entlang, und sie spürte den kalten Metallkontakt an ihrer Haut. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Worte ihn irgendwie beeinflussten, aber er war fest entschlossen und schien mehr zu wollen. Seine Hand streifte ihre Brust, bevor er den ersten Knopf ihrer Bluse öffnete.
„Du weißt, dass das hier nicht gut für dich endet“, versuchte sie erneut, doch ihre Worte prallten an ihm ab, als wäre er taub dafür.
Dann, plötzlich, durchbrach die Stille eine vertraute Stimme: „Lass meine Kollegin los!“
Maria drehte ihren Kopf. Zwischen den Bäumen erblickte sie Markus Preuß, seine Waffe fest auf Dreesen gerichtet. Ihre Erleichterung war nur von kurzer Dauer, denn sie wusste, dass Markus kein freies Schussfeld hatte. Dreesen nutzte sie im Moment als Schutzschild. Ein Schuss war zu riskant.
„Ruhig, Markus!“, rief sie ihm zu. Ihre Stimme war drängend, fast panisch, als Dreesen das Messer hin und her schwenkte. Er brüllte, als hätte er Angst, dass er nun verlieren würde. „Weg mit der Waffe!“, schrie er und fuchtelte wild mit der Klinge.
Maria wusste, dass sie keinen Moment länger zögern durfte. Wenn Dreesen sie jetzt angreifen würde, würde Markus möglicherweise abdrücken, und das konnte sie nicht zulassen. Sie konnte den Moment spüren, der drohte zu eskalieren — das war ihre Chance, oder es war vorbei.
Mit einem scharfen Ruck machte sie eine schnelle Bewegung, versuchte, das Messer aus ihrer Nähe zu bekommen. Die Klinge fuhr nur haarscharf an ihr vorbei, und im nächsten Augenblick trat sie mit einem gezielten Fuß nach vorne, traf Dreesen in die Kniekehlen und schleuderte sich zur Seite. Ihr Körper wirbelte, als sie sich hastig von ihm entfernte.
In diesem Bruchteil einer Sekunde hörte sie den Schuss. Der dumpfe Klang hallte durch den Wald. Maria hörte den Aufprall und sah, wie Dreesen, getroffen von Markus' Kugel, wie in Zeitlupe zusammensackte. Der Mann taumelte, sein Gesicht verzerrt vor Schmerz, bevor er kraftlos auf den Waldboden fiel. Das Messer entglitt seiner Hand.
Der Wald, der eben noch von der angespannten Stille beherrscht worden war, war nun erfüllt von der hastigen Atmung der beiden Polizisten und dem fernen Rascheln der Blätter. Maria blieb regungslos liegen, als sie sich sicher war, dass Dreesen keine weiteren Bedrohungen mehr darstellen konnte.
„Maria?“ Markus’ Stimme klang angespannt, als er auf sie zuging und die Waffe langsam senkte. „Bist du okay?“
„Ja... ja, ich denke schon“, antwortete sie, obwohl ihre Gedanken noch wirbelten. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, und die Erleichterung war überwältigend, doch sie wusste, dass sie Glück gehabt hatte. Zu viel Glück.
Markus kniete sich neben Dreesen, kontrollierte schnell seine Vitalzeichen. „Er lebt“, sagte er schließlich.
Der Rettungswagen war schnell da und versorgte Dreesen, der jedoch nur in der linken Schulter getroffen worden war. Nicht lebensbedrohlich. Polizisten begleiteten den Transport zum Krankenhaus, damit er keine Chance haben würde von dort zu fliehen. Gleichzeitig rückte sie KTU an um zusammen mit Maria und ihrem Kollegen das Haus, den Hof und die abgelegenen Scheunen zu durchsuchen. Sie hofften auf einen Hinweis, der Dreesen mit Sophie in Verbindung bringen würde.
Plötzlich klingelte Marias Handy. Am anderen Ende war die Leitstelle, die davon berichtete, dass gerade eine aufgelöste Mutter angerufen hätte, die ihre Tochter seit gestern Abend nicht mehr erreichte. Emily Völz, auch 18 Jahre und ebenfalls aus Hegelsdorf. Sofort schrillten die Alarmglocken bei der Kriminalhauptkommissarin.
„Durchsucht alles, es wird noch ein junges Mädchen vermisst. Vielleicht ist sie hier irgendwo.“ Rief sie den anderen Polizisten zu und sofort begann die Suche. Nicht mehr nach Spuren, sondern nach Emily.
Ich hatte es zeitlich nicht geschafft auf das vorletzte Kapitel zu kommentieren, obwohl es deutlich die Spannung erhöht hat.
Dreesen selbst war auf meiner Liste def Verdächtigen ganz weit unten, hauptsächlich wegen seiner späten Einführung, deshalb bin ich jetzt mal gespannt er sich als falsche Fährte herausstellt. Es ist aber auch denkbar das wir nun den Täter kennen, er aber trotzdem nich Macht ausüben kann, denn Emily könnte noch gerettet werden.
Insgesamt haven mir die letzten Kapitel wieder ausserordentlich gut gefallen.
Shocker wrote: Sun May 04, 2025 12:57 pm
Ich hatte es zeitlich nicht geschafft auf das vorletzte Kapitel zu kommentieren, obwohl es deutlich die Spannung erhöht hat.
Dreesen selbst war auf meiner Liste def Verdächtigen ganz weit unten, hauptsächlich wegen seiner späten Einführung, deshalb bin ich jetzt mal gespannt er sich als falsche Fährte herausstellt. Es ist aber auch denkbar das wir nun den Täter kennen, er aber trotzdem nich Macht ausüben kann, denn Emily könnte noch gerettet werden.
Insgesamt haven mir die letzten Kapitel wieder ausserordentlich gut gefallen.
Anhand dieses und vorheriger Feedbacks scheint es mir auf alle Fälle gelungen zu sein, dass i8ch den Krimiaspekt erfüllt bekomme und der Täter noch nicht eindeutig zu erkennen ist? Es war tatsächlich selbst beim Schreiben irgendwie interessant, dass man da immer dran denken musste, zum einen nicht zu viel zu verraten, andererseits Hinweise zu streuen, aber auch die Logik immer zu beachten. Und ja, im Moment sieht Dreesen wohl wie der Täter aus, aber gibt es vielleicht mehr als einen Täter? Aufklärung folgt...