Ich bin durch, Lia. Entschuldige bitte nochmal, dass es ein bisschen gedauert hat. Ich habe deine Geschichte insgesamt sehr, sehr gerne gelesen. Ich fange mal an mit den letzten drei Kapiteln.
Kapitel 11: Ich glaube, dass das schwächste Kapitel in der Geschichte ist. Das fängt beim Titel "Alleine im Wald" an, obwohl im Wald selbst gar nichts besonderes passiert, der nach der Hälfte des Kapitels keine Rolle mehr spielt und der eigentlich relevante Teil sich dann wieder im Haus von Mr. X abspielt. Ich fand dann auch, dass Lia genau ihrem Vermieter in die Hände läuft ein bisschen konstruiert für die Handlung.
Kapitel 12 und 13: Die beiden Kapitel bilden insgesamt einen guten Abschluss für die Handlung. Ich mag auch, dass es hier ein... Happy End wäre zu viel gesagt... ein versöhnliches Ende gibt. Ich mochte auch besonders, dass Lia sich entscheidet für die Kameras nochmal besonders zu betonen, dass sie nicht freiwillig hier ist.
Kommen wir aber zu der Geschichte als ganzes. Wenn wir über die Sexszenen sprechen, dann waren für mich die Highlights die Szene auf dem Sybian (War das Kapitel 3?) und später in Lias Wohnung unter der Dusche. Du hast beide Szenen in einer Intensität beschrieben, die wirklich greifbar war. Das kleine lesbische Intermezzo mit Luisa hatte auch seinen Reiz. Ich konnte die Erleichterung der beiden endlich einmal liebevoll berührt zu werden und in etwas einzuwilligen förmlich spüren. Das war eine schöne Atempause zwischen all dem Missbrauch.
Die Vergewaltigung, die für mich am wenigsten funktioniert hat war die erste vaginale Penetration am Ende von Kapitel 2. Da ich hatte ich das Gefühl, dass ein Moment für zwei lange Kapitel langsam aufgebaut wurde. Und dieser erste Missbrauch würde ein hochemotionaler, schwer traumaischer Moment sein, der ihr Leben für immer verändert. Und dann war er in einem kurzen Absatz beinahe beiläufig abgehandelt. Das fande ich schade. Hier hätte ich gerne die gleiche Intensität und das gleiche Detail gespürt wie bei der folgenden Sybian Szene.
Wenn es zu der Handlung selbst kommt, dann mochte ich am liebsten die Stellen, in denen Lia selbst aktiv wird und sich nicht einfach ihrem Schicksal fügt. Das ist super wichtig in einer so langen Geschichte, damit sie nicht monoton depressiv wird und ist dir insgesamt sehr gut gelungen, zumindest für mein Empfinden. Insbesondere mit einem Antagonisten, der so übermächtig und unantastbar wirkt wie der Fremde ist das nicht leicht.
Es gibt eine Änderung, die ich vornehmen würde, die ich in meinem Kommentar zu Kapitel 9 und 10 schon angedeutet habe. Das größte Problem mit der Handlung ist, dass Lias Entscheidungen für das Überführen des Fremden letztlich unerheblich sind. Es ist Luisa die als Deus Ex Machina den Tag rettet. Ja, es ist Lias Vergewaltigung die aufgezeichnet wird, aber das ist letztlich Zufall. Es hätte genauso gut jede andere der Frauen sein können und wäre es wahrscheinlich ein paar Tage später auch geworden. Der zentrale Konflikt der Handlung wird letztlich durch Luisa aufgelöst. Wenn Lia nie in das Netz des Fremden geraten wäre, hätte das für die Frage, ob er auffliegt keinen Unterschied gemacht. Lia muss sich am Anfang der Handlung entscheiden, ob sie sich der Erpressung fügt oder aber zur Polizei geht und die Konsequenzen in Kauf nimmt. Doch die Handlung zwingt Lia nie dieses Dilemma aufzulösen, weil Luisa das Problem für sie löst.
Folgendes ist ein Vorschlag, wie die Geschichte in meinen Augen besser funktioniert hätte. Wichtig dabei ist, dass mir nicht die konkreten Ereignisse wichtig sind, die ich schildere, sondern die Dramaturgie. Aber hier ein Beispiel, wie ich glaube, dass das Ende der Geschichte besser funktioniert hätte: Du lässt du den ganzen Ausflug in den Wald weg. Das sind am Ende zwei Kapitel gewesen, die Lia nur wieder in die Situation zurückbringen, in der sie vor Beginn der Taxifahrt bereits war. Stattdessen lässt du Luisa nach der Gruppenvergewaltigung den Plan nicht bereits fertig ausgearbeitet präsentieren. Du gibst uns ein Kapitel, das sich auf Luisa und Lia fokussiert, lässt die beiden sich näher kommen und gibst uns eine weitere heiße lesbische Szene, die sich wie ein Stück Erlösung nach der Gruppenvergewaltigung anfühlt. Das wäre der emotionale und narrative Wendepunkt der Geschichte nach dem traumatischen Tiefpunkt der Massenvergewaltigung, ein Augenblick der Heilung. Danach haben die beiden ein ernstes, langes Gespräch in dem sie genau den Plan gemeinsam aushecken, den Luisa in deiner Geschichte bereits fertig präsentiert. Lia ist jetzt also gleichermaßen daran beteiligt. Im nächsten Kapitel ist es Lia, die die Kameras besorgt und anbringt. Luisa kann es nicht, vielleicht weil sie zu viel Angst davor hat erwischt zu werden, oder aber sie hat sich während der Massenvergewaltigung den Fuß verletzt und kann nicht rumlaufen.
Jetzt käme das Finale. Für die Dramaturgie der Handlung wäre es wichtig, dass der Plan zu scheitern droht. Dazu würde ich einen Moment einfügen, in dem Lia, während sie putzt, bemerkt, dass der Fremde kurz davor steht eine der Kameras zu entdecken. Und jetzt müsstest du sie eine Entscheidung treffen lassen. Du könntest den Moment wie folgt früher in der Handlung vorbereiten: Der Femde hat eine emotionale Bindung zu irgendeinem Gegenstand in seinem Haus, vielleicht zu einem Portrait seiner Mutter, einer alten Büste, einer Vase, was auch immer. Lia hat in einer früheren Szene gesehen, wie er eine andere Frau angeschrien und bestraft hat, weil sie dieses Objekt vermeintlich falsch gereinigt hat. Lia muss sich nun entscheiden. Lässt sie ihn die Kamera entdecken und schiebt das Anbringen der Kameras auf Luisa um sich selbst vor einer Strafe zu bewahren? Oder lenkt sie ihn ab, in dem sie so tut als hätte sie das kostbare Objekt versehentlich beim Putzen zerstört? Sie weiß, dass er sie furchtbar bestrafen wird dafür, aber weiß auch dass die Kamera wahrscheinlich ihre Bestrafung aufzeichnen wird. Sie entscheidet sich sich selbst für den Plan zu opfern. Als Strafe folgt die brutalste Vergewaltigung der Geschichte, aber Lia weiß, dass sie gewonnen hat, wenn sie diesen Moment nur irgendwie durchsteht. Das kann im Prinzip wieder die Vergewaltigung aus Kapitel 11 sein, nur dass der Fremde allein ist, nicht gefasst wirkt, sondern sie im Zorn zusammenschlägt, während er sie missbraucht.
Was wäre der Unterschied zwischen diesen beiden Varianten? Hier wäre Lia die aktive Kraft, die den Fremden zu Fall bringt, nicht Luisa, auch wenn Luisa immer noch wichtig wäre. Wir würden eine vertiefte Beziehung zwischen Luisa und ihr bekommen. Wir würden eine neue, unkontrollierte Seite vom Fremden sehen. Und Lia würde bedeutsame, schwierige Entscheidungen treffen. Zu Beginn der Handlung konnte sie nicht die Entscheidung treffen zur Polizei zu gehen, weil sie Angst vor dem Veröffentlichen der Fotos hatte. Am Ende sagt sie sich: Ich bring das Arschloch zu Fall, auch wenn das bedeutet, dass er mich schlimmer vergewaltigt als jemals zuvor. Das wäre ein schöner Moment für ihre Charakterentwicklung. Und: Keine dieser Szenen wäre für die Handlung letztlich bedeutungslos wie der Ausflug in den Wald.
Aber gut, genug Fanfiction von mir. Alles in allem Lia, eine sehr schöne Geschichte, die mir viel Freude beim Lesen und ein paar mal auch sehr warme Gefühle bereitet hat.

Ich update mal mein Rating auf 3 Punkte, falls ich das nicht schon getan habe.
edit: Ok, das Rating war schon bei 3. Sorry, höher geht nicht mehr.