Kapitel 5 – Teil 1
Anthony war vorzeitig nach Hause gegangen. Es war ihm gerade noch rechtzeitig gelungen Sperma und Unterwäsche vom Boden des Aufzugs zu entfernen. Trotzdem war seine verschwitzte, auf dem Boden zwischen zwei Kaffeepfützen kriechende Gestalt Frau Green äußerst verdächtig vorgekommen. Er hatte ihr gesagt, dass der Kaffeebecher undicht gewesen war und er ihn hatte fallen lassen, als er sich die Hand an der heißen Flüssigkeit leicht verbrannt hatte. Er teilte Frau Green außerdem mit, dass Frau Price ihn gerade darüber informiert hatte, dass sie die angebotene Stelle doch nicht annehmen wolle. Sie hatte seinen fadenscheinigen Erklärungen nicht widersprochen, doch ihr Gesichtsausdruck konnte ihre Zweifel nicht verbergen. Wenig später hatte er sich vorzeitig auf den Heimweg gemacht. Es war nun 15 Uhr und er war allein zu Hause.
Seine Gedanken kreisten um die Ereignisse im Aufzug und mehr noch um sein Verhalten in den letzten Wochen insgesamt. Was hatte er sich nur dabei gedacht für die Verwirklichung einer beinahe schon kindischen sexuellen Fantasie alles zu riskieren? Seinen Job, seine Ehe, sein Gewissen… und ja auch das Wohlergehen von Eleanor Price? Er erkannte sich nicht wieder. Was war nur in ihn gefahren? Er dachte unentwegt darüber nach, ob es einen Weg gab seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wenn Frau Price ihn anzeigen würde, hätte er dann eine Chance, wenn er alles abstreiten würde?
Er dachte an die E-Mail, die er ihr geschickt hatte. Das würde seine Glaubwürdigkeit mit Sicherheit belasten. Dann war dort Frau Green, die bezeugen konnte, dass er entgegen gängiger Praxis am Lehrstuhl insistiert hatte, dass Frau Price für die Unterschrift des Vertrags zu ihm ins Büro kam. Außerdem hatte sie Frau Price aus dem Fahrstuhl kommen sehen und ihn in einer offensichtlich ungewöhnlichen Position vorgefunden. Darüber hinaus konnte mit Sicherheit jemand im Foyer bezeugen, wie Frau Price auf seine Berührung ihrer Schulter reagiert hatte, bevor er den Kaffee gekauft hatte. Und schließlich war da Victoria. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Tochter war nicht die beste nach allem, was er wusste. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Victoria ihre eigene Tochter allein in einer juristischen Auseinandersetzung mit ihrem Vergewaltiger lassen würde. Mit ihrem Geld und Einfluss wäre sie in der Lage ihn zu ruinieren, selbst wenn er komplett unschuldig wäre. Er sah keinen Ausweg aus dieser Situation.
Doch am meisten dachte er an Marla. Marla war ihm gegenüber loyal, doch wenn sie von den Anschuldigungen erfuhr, die wahrscheinlich gegen ihn erhoben würden, würde sie in der Lage sein sich zwei und zwei zusammen zu reimen und schnell feststellen, wie sein verändertes Verhalten in den letzten Wochen zeitlich mit seiner ersten Begegnung mit Eleanor Price perfekt übereinstimmte. So sehr sie ihn liebte, sie würde niemals den sexuellen Missbrauch einer Studentin decken. Marla hatte einen sehr klaren moralischen Kompass und folgte diesem mit Vehemenz, wenn sie ein Unrecht sah. Das war einer der Gründe, aus denen er sich in sie verliebt hatte. Ihm wurde erst jetzt wirklich klar in welchem Ausmaß er auch seine Frau missbraucht hatte. Dann vibrierte sein Mobiltelefon. Marla hatte ihm geschrieben.
„Hey Maus, ich habe gehört, du bist heute schon früher nach Hause gegangen, weil dir nicht gut war. Warum hast du mir nichts gesagt? Ich bin in etwa 30 Minuten auch zu Hause. Schreib mir, wenn du was aus der Apotheke brauchst, dann mache ich auf dem Heimweg noch einen kurzen Abstecher.“
Sie nannte ihn nur Maus, wenn er krank war. Bei dem Gedanken, dass dies womöglich das letzte Mal war, dass sie ihn so nannte, wurde ihm übel. Doch Anthony brauchte keine Medikamente. Er hatte daran gedacht ein Schmerzmittel für seinen schmerzenden Bauch zu nehmen. Aber es erschien ihm falsch den Schmerz auszublenden. Vielleicht war der Gedanke albern, aber die Zeit, in der er seine Probleme verdrängen konnte, schien ihm vorbei zu sein.
Ohne Marla zu antworten, lief er im Haus auf und ab, während er seine Optionen wägte. Füße stillhalten und hoffen, dass Frau Price es bei diesem Moment der Gegenwehr beließ? Alles abstreiten, auch wenn komplett ungeschoren davon zu kommen, praktisch aussichtslos war? Sollte er sich schon mal einen Anwalt suchen? Oder vielleicht prophylaktisch sich selbst Anzeigen und alles gestehen und dadurch auf Strafmilderung hoffen? Sollte er sie kontaktieren und beteuern, wie leid es ihm tat? Es erschien ihm beinahe absurd, wie vielleicht 20 Minuten in seinem Büro und eine weitere Minute im Aufzug sein Leben so komplett auf den Kopf stellen konnten. War das fair? Sollte sein ganzes Leben tatsächlich auf einen einzigen Fehler reduziert werden? Aber er wusste, dass er sich schon wieder selbst belog. In einer einzigen Minute hätte er auch jemanden erschießen können. Würde er einem Mörder verzeihen, weil er in den 10 Millionen 519 Tausend und 200 Minuten vorher, die die vorangegangen 20 Jahre seines Lebens ausgemacht hatten, kein schlechter Mensch gewesen war? Er hatte eine Studentin vergewaltigt, weil ihre Mutter ihn in seiner Jugend abgewiesen hatte. Daneben verlor die Tatsache, dass er andere Studentinnen gefördert und ihnen in schwierigen Situationen geholfen hatte, so wie er es Eleanor Price versprochen hatte, an Bedeutung.
Jetzt, da er die Dinge klarer sah, da er sich nicht von einer überbordenden Libido beherrscht fühlte, kamen ihm die Ereignisse so unwirklich vor. War das alles wirklich passiert? War er am Ende auch nur ein notgeiler alter Sack, der die Notsituation einer jungen Frau ausnutzte, um einmal über sie drüber rutschen zu können? Wie um seine Zweifel zu beantworten, ertasteten seine Finger die Unterwäsche, die er hastig in seine Hosentasche gestopft hatte. Er hatte sie beinahe vergessen. Er zog die Unterwäsche aus seiner Hosentasche hervor und sah sie sich genau an. Ein einfacher weißer Damenslip, der an der Seite gerissen war, so dass er nicht mehr getragen werden konnte, und dessen Stoff sich mit Kaffee und Sperma vollgesogen hatte. Jeden Zweifel, den er an seinen unwirklich erscheinenden Erinnerungen gehabt hatte, war mit diesem handfesten Beweis ausgeräumt. Dann hörte er, wie sich die Haustür öffnete.
„Schatz, bist du da?“
Marla rief nach ihm. Er antwortete ihr nicht sofort. Er warf einen letzten Blick auf die kaputte, besudelte Unterwäsche in seiner Hand. Seine Hände zitterten vor Angst, als er sie wieder in seine Hosentasche stopfte. Er wusste, was er zu tun hatte. Er konnte nicht ungeschehen machen, was er seiner Frau angetan hatte. Aber sie verdiente, dass sie aus seinem Mund hörte, was geschehen war, statt es aus den Medien oder von einem Anwalt zu erfahren. Er atmete einmal tief durch. Dann ging er in Richtung seiner Frau. Sein Bauch schmerzte bei jedem Schritt.
„Marla, ich bin hier. Ich... muss mit dir reden.“
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Späte Genugtuung
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Re: Späte Genugtuung
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Re: Späte Genugtuung
Kapitel 5 - Teil 2
„Danke Papa, bis bald!“
Eleanor beendete das Telefonat mit ihrem Vater. Es war 16 Uhr und sie war zu Hause. Nachdem sie geduscht, sich neu angezogen und den verfluchten Rock im Müll entsorgt hatte, hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie hatte nicht die Kraft ihre Probleme alleine anzugehen. Sie brauchte Hilfe. Als erstes wollte sie ihrem Vater erzählen, was passiert war. Sie hatte es gerade so geschafft ihm am Telefon zu sagen, dass etwas passiert war. Doch die Worte wollten nicht aus ihrem Mund kommen. Sie wusste, dass er sich Vorwürfe machen würde, dass er sie nicht beschützt hatte. Die meisten Menschen sahen in ihr eine große, starke Frau. Doch für ihren Vater war sie sein kleines Mädchen, das er vor den Gefahren dieser Welt zu beschützen hatte. Sie sah sich nicht in der Lage ihm das Gefühl aufzubürden, dass er seiner wichtigsten Pflicht nicht nachgekommen war. Nicht heute, nicht am Telefon. Bald, ja, aber noch war alles zu frisch für sie. Als ihr die Stimme stockte und ihr Vater nachhakte, ob alles in Ordnung war, entschied sie sich ihm stattdessen vom Streit mit ihrer Mutter und ihren finanziellen Problemen zu erzählen. Er hatte ihr versichert, dass er mit ihrer Mutter sprechen und sie zu Verstand bringen würde. Und sie hatte ihm geglaubt. Sie wusste, dass er sich nicht von ihr einschüchtern lassen würde.
Damit fühlte sie sich um eine Sorge leichter. Mittlerweile war ihre finanzielle Situation ihre geringste Sorge geworden, aber es war ein Anfang. Nun saß sie am Küchentisch. Sie war unfassbar müde und wollte sich am liebsten einfach hinlegen. Die Schmerzsignale, die ihr Körper ihr von Brust und Unterleib sendete, erinnerten sie an das Geschehene. Als sie sich notdürftig auf einer Toilette in der Uni frisch gemacht hatte, hatte sie eine geringe Menge Blut zwischen ihren Beinen entdeckt. Und bei der Dusche zu Hause hatte sie schließlich den dicken Bluterguss an ihrer rechten Brust gesehen, die Robertson mit seiner Hand brutal zerquetscht hatte. So sehr sie sich an ihrer Entscheidung den Missbrauch nicht mehr hinzunehmen wieder aufgerichtet hatte, so wenig war das Trauma damit einfach vergessen. Der Schmerz erinnerte sie daran. Normalerweise neigte sie dazu Schmerzen eher zu ertragen. Es widerstrebte ihr wegen jeder Kleinigkeit eine Tablette zu nehmen. Aber vor dem Telefonat mit ihrem Vater hatte sie eine Schmerztablette genommen, die langsam zu wirken begann. Sie würde sich ihrem Trauma stellen müssen, aber nicht mehr heute. Sie hatte noch genug heute zu tun, noch genau zwei Dinge. Erstens, sich mit Eugene auszusprechen, ihn um Verzeihung zu bitten und ihm die Wahrheit zu sagen. Sie brauchte ihn als Freund und Verbündeten, aber mehr noch wollte sie nicht, dass er ihretwegen leidet. Sie würde tun, was auch immer nötig war, um ihren Fehler wieder gut zu machen. Er war gerade nicht zu Hause. Er hatte jedoch sein Smartphone und einen Kassenbon für einen Basketball auf dem Küchentisch liegen lassen. Das gab ihr eine Idee, wo sie ihn finden konnte. Doch vorher wollte sie den zweiten Punkt auf ihrer Liste abhaken. Sie musste wissen, was die Verbindung zwischen ihrer Mutter und Professor Robertson war.
„Ich liebe es in dir zu kommen, Victoria!“
Das hatte er zu ihr gesagt, bevor sie ihn weggestoßen hatte. Die Erinnerung ließ sie erschaudern. Woher kannte er sie? Waren die beiden mal ein Paar? Hatte er sich an ihr für etwas gerächt, das ihre Mutter getan hatte? Sie wollte ihrer Mutter nicht erzählen, was passiert war. Sie brauchte nur zu wissen, dass einer ihrer Professoren sie kannte. Sie würde so tun als wäre sie schlicht neugierig, woher sie sich kannten. Das erschien ihr eine ganz natürliche Frage von Tochter zu Mutter zu sein. Aber sie wusste bereits, dass es mit ihrer Mutter nicht so leicht sein würde. Während die meisten Mütter ihren Töchtern gerne irgendwann von Exfreunden, ihrer Schulzeit und anderen nostalgischen Erinnerungen erzählten, waren solche Gespräche… war solch unverfänglicher Girltalk für ihre Mutter bloß Zeitverschwendung. Trotzdem hatte sie sich vorgenommen, dass sie sich dieses mal nicht entmutigen lassen würde, bis sie eine klare Antwort bekam. Sie hatte den Eintrag zu ihrer Mutter im Adressbuch ihres Smartphones bereits ausgewählt. Sie schloss die Augen, atmete einmal tief durch und rief ihre Mutter an.
Eleanor hatte Glück. Sie bekam kein Besetztzeichen. Es klingelte drei Mal, dann ging ihre Mutter ran.
„Ja?“
Ihre vertraute tiefe, feminine Stimme hörte sich an wie immer.
„Hi Mama, ich bin’s, Eleanor.“
Eleanor hatte die Worte kaum ausgesprochen, da wurde ihr sofort klar, dass sie bereits einen Fehler gemacht hatte.
„Ich weiß, mir wird angezeigt wer anruft. Sonst hätte ich nicht abgehoben.“
Eleanor unterdrückte ihr frustriertes Seufzen.
„Ich wollte dich nur kurz was fragen, wenn du gerade Zeit hast.“
Vor ihrem geistigen Auge konnte sie sehen, wie ihre Mutter mit den Augen rollte.
„Du weißt, dass ich um diese Zeit arbeite. Deshalb haben wir eine feste Uhrzeit am Mittwochabend für unsere Gespräche ausgemacht, wenn du dich erinnerst.“
Sie hasste die Tatsache, dass sie für ihre Mutter nur ein Kalendereintrag unter vielen war.
„Ich weiß, aber ich wollte dich nur schnell etwas…“
„Frau Gardner?“
Eine Stimme auf der Seite ihrer Mutter unterbrach ihr Gespräch.
„Warte einen Moment.“
Schon hatte sie die Aufmerksamkeit ihrer Mutter wieder verloren. Sie hielt offensichtlich das Mikrofon nicht mehr an ihren Mund. Dennoch konnte Eleanor das Gespräch mit verfolgen, wenn sie sich auf die entfernt klingenden Stimmen konzentrierte.
„Ja?“
„Der Kongressabgeordnete lässt ausrichten, dass er sich um 10 Minuten verspätet.“
Eleanor erkannte die Stimme des Mannes, der mit ihrer Mutter sprach. Er war ihr persönlicher Assistent. Sie war ihm nur wenige Male begegnet, aber sie hatte ihn als sympathisch in Erinnerung. Er war immer nett zu ihr gewesen. Wie ein so zuvorkommender Mensch es tagtäglich mit ihrer Mutter aushielt, war ihr ein Rätsel.
„Danke. Richten Sie ihm aus, dass es das erste und letzte Mal war, dass ich ihn in einem seiner Wahlkämpfe unterstützt habe, wenn er sich nochmal zu einem Treffen verspätet, um das ich ihn gebeten habe.“
Die Welt, in der sich ihre Mutter bewegte, war ihr fremd. Da ihre Mutter in der Öffentlichkeit nicht über ihr Privatleben sprach und Eleanor bei ihrem Vater aufgewachsen war und auch seinen Nachnamen trug, hatte sie das Glück mit der Welt von Politikern und bedeutenden Geschäftsleuten nicht in Kontakt zu kommen. Dann sprach ihre Mutter wieder mit ihr.
„Du hast Glück. Ich habe 10 Minuten Zeit für dich. Was möchtest du?“
Eleanor war fest entschlossen diese 10 Minuten zu nutzen.
„Ähm… du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich habe mich heute…“
Sie überlegte kurz, was sie sagen sollte.
„… mit einem meiner Professoren unterhalten und ich glaube er kennt dich von früher. Verrückter Zufall, oder?“
Ein Moment Stille, dann kam eine Antwort.
„Deshalb rufst du mich während der Arbeit an?“
Warum bloß musste sie immer so sein? Was war so schwer daran einfach zu sagen „Oh wow, sag mir doch wie er heißt, dann kann ich dir sagen, ob wir uns kennen.“? Eleanor versuchte ihre Frage trotzdem zu stellen, aber das Selbstbewusstsein war aus ihrer Stimme verschwunden.
„Ich wollte dich nur fragen, woher du ihn kennst. Ich glaube, er mochte dich, und ähm… er heißt…“
Ihre Mutter unterbrach sie, bevor sie seinen Namen aussprechen konnte.
„Eleanor, du weißt, dass ich mit solchem Tratsch nichts anfangen kann. War das alles, weshalb du angerufen hast?“
Eleanor zitterte am ganzen Leib. Sie zitterte vor Ärger. Wenn ihre Mutter jetzt auflegte, würde sie ihr Smartphone genauso an die Wand schmettern wie das Glas letzte Woche.
„Was zur Hölle ist dein verdammtes Problem?! Du tust so, als würde ich dich drei Mal am Tag übereuphorisch anrufen, weil ich eine Kommilitonin gesehen habe, die die neueste White Mare Kollektion trägt! Einer meiner Professoren kennt dich und ich will von dir nur wissen woher! Was ist so verdammt schlimm daran?! Kannst du vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben für FÜNF! BESCHISSENE! MINUTEN! nicht Victoria Gardner, sondern einfach nur meine Mutter sein?!“
Eleanor schnaufte in das Telefon hinein. Auf der anderen Seite herrschte Stille. Kurz fragte sie sich, ob ihre Mutter ob dieses Affronts gegenüber ihrer Autorität einfach aufgelegt hatte und sie es in ihrem Zorn schlicht nicht mitbekommen hatte. Doch dann bekam sie eine Antwort.
„Wie heißt dein Professor?“
Was war das in ihrer Stimme? Stolz? Anerkennung? Egal, das war gerade nicht wichtig. Sie musste auf ihr Ziel fokussiert bleiben und durfte diese Gelegenheit nicht leichtfertig hergeben.
„Er heißt Anthony Robertson. Er ist mein Professor für Lineare Algebra.“
Ihre Mutter wusste sofort, von wem sie spricht.
„Ja, ich kenne Anthony. Ein kluger Kopf. Aber letztlich ein unbedeutender Mann, der sich trotz seines Potenzials in der Bequemlichkeit einer unbefristeten Professorenstelle eingerichtet und mit Mittelmaß zufrieden gegeben hat. Niemand, an dem du dir ein Vorbild nehmen solltest.“
Das Urteil ihrer Mutter über Anthony Robertson war präzise und brutal. Die Selbstgewissheit, mit der sie es vorgetragen hatte, lies es nicht wie den Ausdruck einer Meinung wirken, sondern wie eine nüchtern ausgesprochene, unbestreitbare Wahrheit. Hätte sie das gleiche über ihn vor einer Woche gesagt, hätte Eleanor ihn verteidigt. Doch sie konnte in ihm nichts mehr erkennen, das es wert gewesen wäre zu verteidigen. Mit Sicherheit war ihn sich als Vorbild zu nehmen das letzte, das sie im Sinn hatte. Eleanor ging auf das Gesagte nicht ein. Sie hatte eine weitere Frage, die sie stellen musste, auch wenn sie Teile der Antwort bereits erahnen konnte.
„Und ähm… wart ihr beide Mal… ein Paar... oder so? Er wirkte… ganz angetan von dir.“
Jetzt war sie wirklich gespannt, was ihre Mutter sagen würde.
„Nein, wir sind gemeinsam zur Schule gegangen und haben auch eine Weile viel Zeit miteinander verbracht. Er war sehr offensichtlich in mich verliebt, aber ein Paar waren wir nie. Wir müssen 13 oder 14 gewesen sein, als wir uns kennengelernt haben. Wir waren für etwa ein Jahr dann sogar an der gleichen Universität. Aber nachdem ich nach Princeton gewechselt bin, haben wir uns aus den Augen verloren. Kurz danach wird er seine Schwärmerei für mich wohl aufgegeben haben. Zumindest habe ich gehört, dass er geheiratet haben soll.“
Wenn Eleanor das richtig verstand, dann war Professor Robertson praktisch seine ganze Jugend in ihre Mutter verliebt gewesen. Sie atmete einmal tief durch. Es brachte nichts darüber nachzudenken, ob ihr die Torturen der letzten Woche erspart geblieben wären, wenn ihre Mutter ihm frühzeitig klar gemacht hätte, dass er keine Chance bei ihr hatte, statt ihn Jahre lang zappeln zu lassen, wahrscheinlich weil er ihr irgendwie nützlich war. Was auch immer ihre Mutter getan hatte, sie war nicht dafür verantwortlich, dass er sie missbraucht hatte.
„Danke Mama, das war schon alles.“
Ihre Mutter zögerte kurz, bevor sie antwortete.
„Gut, ich muss dann auch auflegen. Wir… wir könnten dann morgen Abend wieder sprechen, wenn du das möchtest.“
Die letzten Wochen hatte Funkstille zwischen Ihnen geherrscht, aber davor hatten sie sich immer für den Mittwochabend zum Telefonieren verabredet.
„Papa möchte vorher nochmal mit dir sprechen. Falls du danach immer noch mit mir reden möchtest, meld dich einfach.“
Ihre Mutter stieß ein erschöpftes Seufzen aus.
„Ich werde diesen Mann glaube ich nie verstehen…“
Eleanor konnte aus der gespielten Erschöpfung einen Hauch von Zuneigung heraushören.
„Bis bald, Mama.“
„Bis bald, Eleanor.“
Das hatte besser funktioniert als erwartet. Ihre Mutter war Professor Robertsons unerfüllte Jugendliebe gewesen und sie hatte dafür bezahlen müssen. Sie wusste nicht, was sie mit der Information anfangen sollte. Letztlich schien es ihr keinen großen Unterschied zu machen, aber es gab zumindest dem Teil von ihr, der eine Antwort auf die Frage nach dem warum gesucht hatte, so etwas wie Frieden.
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Das war das letzte Kapitel, das ich auf RavishU veröffentlicht hatte. Das nächste ist der Abschluss der Handlung. Fertig geschrieben ist es schon seit Ende Januar, aber jetzt wird es hoffentlich bald veröffentlicht.
„Danke Papa, bis bald!“
Eleanor beendete das Telefonat mit ihrem Vater. Es war 16 Uhr und sie war zu Hause. Nachdem sie geduscht, sich neu angezogen und den verfluchten Rock im Müll entsorgt hatte, hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie hatte nicht die Kraft ihre Probleme alleine anzugehen. Sie brauchte Hilfe. Als erstes wollte sie ihrem Vater erzählen, was passiert war. Sie hatte es gerade so geschafft ihm am Telefon zu sagen, dass etwas passiert war. Doch die Worte wollten nicht aus ihrem Mund kommen. Sie wusste, dass er sich Vorwürfe machen würde, dass er sie nicht beschützt hatte. Die meisten Menschen sahen in ihr eine große, starke Frau. Doch für ihren Vater war sie sein kleines Mädchen, das er vor den Gefahren dieser Welt zu beschützen hatte. Sie sah sich nicht in der Lage ihm das Gefühl aufzubürden, dass er seiner wichtigsten Pflicht nicht nachgekommen war. Nicht heute, nicht am Telefon. Bald, ja, aber noch war alles zu frisch für sie. Als ihr die Stimme stockte und ihr Vater nachhakte, ob alles in Ordnung war, entschied sie sich ihm stattdessen vom Streit mit ihrer Mutter und ihren finanziellen Problemen zu erzählen. Er hatte ihr versichert, dass er mit ihrer Mutter sprechen und sie zu Verstand bringen würde. Und sie hatte ihm geglaubt. Sie wusste, dass er sich nicht von ihr einschüchtern lassen würde.
Damit fühlte sie sich um eine Sorge leichter. Mittlerweile war ihre finanzielle Situation ihre geringste Sorge geworden, aber es war ein Anfang. Nun saß sie am Küchentisch. Sie war unfassbar müde und wollte sich am liebsten einfach hinlegen. Die Schmerzsignale, die ihr Körper ihr von Brust und Unterleib sendete, erinnerten sie an das Geschehene. Als sie sich notdürftig auf einer Toilette in der Uni frisch gemacht hatte, hatte sie eine geringe Menge Blut zwischen ihren Beinen entdeckt. Und bei der Dusche zu Hause hatte sie schließlich den dicken Bluterguss an ihrer rechten Brust gesehen, die Robertson mit seiner Hand brutal zerquetscht hatte. So sehr sie sich an ihrer Entscheidung den Missbrauch nicht mehr hinzunehmen wieder aufgerichtet hatte, so wenig war das Trauma damit einfach vergessen. Der Schmerz erinnerte sie daran. Normalerweise neigte sie dazu Schmerzen eher zu ertragen. Es widerstrebte ihr wegen jeder Kleinigkeit eine Tablette zu nehmen. Aber vor dem Telefonat mit ihrem Vater hatte sie eine Schmerztablette genommen, die langsam zu wirken begann. Sie würde sich ihrem Trauma stellen müssen, aber nicht mehr heute. Sie hatte noch genug heute zu tun, noch genau zwei Dinge. Erstens, sich mit Eugene auszusprechen, ihn um Verzeihung zu bitten und ihm die Wahrheit zu sagen. Sie brauchte ihn als Freund und Verbündeten, aber mehr noch wollte sie nicht, dass er ihretwegen leidet. Sie würde tun, was auch immer nötig war, um ihren Fehler wieder gut zu machen. Er war gerade nicht zu Hause. Er hatte jedoch sein Smartphone und einen Kassenbon für einen Basketball auf dem Küchentisch liegen lassen. Das gab ihr eine Idee, wo sie ihn finden konnte. Doch vorher wollte sie den zweiten Punkt auf ihrer Liste abhaken. Sie musste wissen, was die Verbindung zwischen ihrer Mutter und Professor Robertson war.
„Ich liebe es in dir zu kommen, Victoria!“
Das hatte er zu ihr gesagt, bevor sie ihn weggestoßen hatte. Die Erinnerung ließ sie erschaudern. Woher kannte er sie? Waren die beiden mal ein Paar? Hatte er sich an ihr für etwas gerächt, das ihre Mutter getan hatte? Sie wollte ihrer Mutter nicht erzählen, was passiert war. Sie brauchte nur zu wissen, dass einer ihrer Professoren sie kannte. Sie würde so tun als wäre sie schlicht neugierig, woher sie sich kannten. Das erschien ihr eine ganz natürliche Frage von Tochter zu Mutter zu sein. Aber sie wusste bereits, dass es mit ihrer Mutter nicht so leicht sein würde. Während die meisten Mütter ihren Töchtern gerne irgendwann von Exfreunden, ihrer Schulzeit und anderen nostalgischen Erinnerungen erzählten, waren solche Gespräche… war solch unverfänglicher Girltalk für ihre Mutter bloß Zeitverschwendung. Trotzdem hatte sie sich vorgenommen, dass sie sich dieses mal nicht entmutigen lassen würde, bis sie eine klare Antwort bekam. Sie hatte den Eintrag zu ihrer Mutter im Adressbuch ihres Smartphones bereits ausgewählt. Sie schloss die Augen, atmete einmal tief durch und rief ihre Mutter an.
Eleanor hatte Glück. Sie bekam kein Besetztzeichen. Es klingelte drei Mal, dann ging ihre Mutter ran.
„Ja?“
Ihre vertraute tiefe, feminine Stimme hörte sich an wie immer.
„Hi Mama, ich bin’s, Eleanor.“
Eleanor hatte die Worte kaum ausgesprochen, da wurde ihr sofort klar, dass sie bereits einen Fehler gemacht hatte.
„Ich weiß, mir wird angezeigt wer anruft. Sonst hätte ich nicht abgehoben.“
Eleanor unterdrückte ihr frustriertes Seufzen.
„Ich wollte dich nur kurz was fragen, wenn du gerade Zeit hast.“
Vor ihrem geistigen Auge konnte sie sehen, wie ihre Mutter mit den Augen rollte.
„Du weißt, dass ich um diese Zeit arbeite. Deshalb haben wir eine feste Uhrzeit am Mittwochabend für unsere Gespräche ausgemacht, wenn du dich erinnerst.“
Sie hasste die Tatsache, dass sie für ihre Mutter nur ein Kalendereintrag unter vielen war.
„Ich weiß, aber ich wollte dich nur schnell etwas…“
„Frau Gardner?“
Eine Stimme auf der Seite ihrer Mutter unterbrach ihr Gespräch.
„Warte einen Moment.“
Schon hatte sie die Aufmerksamkeit ihrer Mutter wieder verloren. Sie hielt offensichtlich das Mikrofon nicht mehr an ihren Mund. Dennoch konnte Eleanor das Gespräch mit verfolgen, wenn sie sich auf die entfernt klingenden Stimmen konzentrierte.
„Ja?“
„Der Kongressabgeordnete lässt ausrichten, dass er sich um 10 Minuten verspätet.“
Eleanor erkannte die Stimme des Mannes, der mit ihrer Mutter sprach. Er war ihr persönlicher Assistent. Sie war ihm nur wenige Male begegnet, aber sie hatte ihn als sympathisch in Erinnerung. Er war immer nett zu ihr gewesen. Wie ein so zuvorkommender Mensch es tagtäglich mit ihrer Mutter aushielt, war ihr ein Rätsel.
„Danke. Richten Sie ihm aus, dass es das erste und letzte Mal war, dass ich ihn in einem seiner Wahlkämpfe unterstützt habe, wenn er sich nochmal zu einem Treffen verspätet, um das ich ihn gebeten habe.“
Die Welt, in der sich ihre Mutter bewegte, war ihr fremd. Da ihre Mutter in der Öffentlichkeit nicht über ihr Privatleben sprach und Eleanor bei ihrem Vater aufgewachsen war und auch seinen Nachnamen trug, hatte sie das Glück mit der Welt von Politikern und bedeutenden Geschäftsleuten nicht in Kontakt zu kommen. Dann sprach ihre Mutter wieder mit ihr.
„Du hast Glück. Ich habe 10 Minuten Zeit für dich. Was möchtest du?“
Eleanor war fest entschlossen diese 10 Minuten zu nutzen.
„Ähm… du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich habe mich heute…“
Sie überlegte kurz, was sie sagen sollte.
„… mit einem meiner Professoren unterhalten und ich glaube er kennt dich von früher. Verrückter Zufall, oder?“
Ein Moment Stille, dann kam eine Antwort.
„Deshalb rufst du mich während der Arbeit an?“
Warum bloß musste sie immer so sein? Was war so schwer daran einfach zu sagen „Oh wow, sag mir doch wie er heißt, dann kann ich dir sagen, ob wir uns kennen.“? Eleanor versuchte ihre Frage trotzdem zu stellen, aber das Selbstbewusstsein war aus ihrer Stimme verschwunden.
„Ich wollte dich nur fragen, woher du ihn kennst. Ich glaube, er mochte dich, und ähm… er heißt…“
Ihre Mutter unterbrach sie, bevor sie seinen Namen aussprechen konnte.
„Eleanor, du weißt, dass ich mit solchem Tratsch nichts anfangen kann. War das alles, weshalb du angerufen hast?“
Eleanor zitterte am ganzen Leib. Sie zitterte vor Ärger. Wenn ihre Mutter jetzt auflegte, würde sie ihr Smartphone genauso an die Wand schmettern wie das Glas letzte Woche.
„Was zur Hölle ist dein verdammtes Problem?! Du tust so, als würde ich dich drei Mal am Tag übereuphorisch anrufen, weil ich eine Kommilitonin gesehen habe, die die neueste White Mare Kollektion trägt! Einer meiner Professoren kennt dich und ich will von dir nur wissen woher! Was ist so verdammt schlimm daran?! Kannst du vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben für FÜNF! BESCHISSENE! MINUTEN! nicht Victoria Gardner, sondern einfach nur meine Mutter sein?!“
Eleanor schnaufte in das Telefon hinein. Auf der anderen Seite herrschte Stille. Kurz fragte sie sich, ob ihre Mutter ob dieses Affronts gegenüber ihrer Autorität einfach aufgelegt hatte und sie es in ihrem Zorn schlicht nicht mitbekommen hatte. Doch dann bekam sie eine Antwort.
„Wie heißt dein Professor?“
Was war das in ihrer Stimme? Stolz? Anerkennung? Egal, das war gerade nicht wichtig. Sie musste auf ihr Ziel fokussiert bleiben und durfte diese Gelegenheit nicht leichtfertig hergeben.
„Er heißt Anthony Robertson. Er ist mein Professor für Lineare Algebra.“
Ihre Mutter wusste sofort, von wem sie spricht.
„Ja, ich kenne Anthony. Ein kluger Kopf. Aber letztlich ein unbedeutender Mann, der sich trotz seines Potenzials in der Bequemlichkeit einer unbefristeten Professorenstelle eingerichtet und mit Mittelmaß zufrieden gegeben hat. Niemand, an dem du dir ein Vorbild nehmen solltest.“
Das Urteil ihrer Mutter über Anthony Robertson war präzise und brutal. Die Selbstgewissheit, mit der sie es vorgetragen hatte, lies es nicht wie den Ausdruck einer Meinung wirken, sondern wie eine nüchtern ausgesprochene, unbestreitbare Wahrheit. Hätte sie das gleiche über ihn vor einer Woche gesagt, hätte Eleanor ihn verteidigt. Doch sie konnte in ihm nichts mehr erkennen, das es wert gewesen wäre zu verteidigen. Mit Sicherheit war ihn sich als Vorbild zu nehmen das letzte, das sie im Sinn hatte. Eleanor ging auf das Gesagte nicht ein. Sie hatte eine weitere Frage, die sie stellen musste, auch wenn sie Teile der Antwort bereits erahnen konnte.
„Und ähm… wart ihr beide Mal… ein Paar... oder so? Er wirkte… ganz angetan von dir.“
Jetzt war sie wirklich gespannt, was ihre Mutter sagen würde.
„Nein, wir sind gemeinsam zur Schule gegangen und haben auch eine Weile viel Zeit miteinander verbracht. Er war sehr offensichtlich in mich verliebt, aber ein Paar waren wir nie. Wir müssen 13 oder 14 gewesen sein, als wir uns kennengelernt haben. Wir waren für etwa ein Jahr dann sogar an der gleichen Universität. Aber nachdem ich nach Princeton gewechselt bin, haben wir uns aus den Augen verloren. Kurz danach wird er seine Schwärmerei für mich wohl aufgegeben haben. Zumindest habe ich gehört, dass er geheiratet haben soll.“
Wenn Eleanor das richtig verstand, dann war Professor Robertson praktisch seine ganze Jugend in ihre Mutter verliebt gewesen. Sie atmete einmal tief durch. Es brachte nichts darüber nachzudenken, ob ihr die Torturen der letzten Woche erspart geblieben wären, wenn ihre Mutter ihm frühzeitig klar gemacht hätte, dass er keine Chance bei ihr hatte, statt ihn Jahre lang zappeln zu lassen, wahrscheinlich weil er ihr irgendwie nützlich war. Was auch immer ihre Mutter getan hatte, sie war nicht dafür verantwortlich, dass er sie missbraucht hatte.
„Danke Mama, das war schon alles.“
Ihre Mutter zögerte kurz, bevor sie antwortete.
„Gut, ich muss dann auch auflegen. Wir… wir könnten dann morgen Abend wieder sprechen, wenn du das möchtest.“
Die letzten Wochen hatte Funkstille zwischen Ihnen geherrscht, aber davor hatten sie sich immer für den Mittwochabend zum Telefonieren verabredet.
„Papa möchte vorher nochmal mit dir sprechen. Falls du danach immer noch mit mir reden möchtest, meld dich einfach.“
Ihre Mutter stieß ein erschöpftes Seufzen aus.
„Ich werde diesen Mann glaube ich nie verstehen…“
Eleanor konnte aus der gespielten Erschöpfung einen Hauch von Zuneigung heraushören.
„Bis bald, Mama.“
„Bis bald, Eleanor.“
Das hatte besser funktioniert als erwartet. Ihre Mutter war Professor Robertsons unerfüllte Jugendliebe gewesen und sie hatte dafür bezahlen müssen. Sie wusste nicht, was sie mit der Information anfangen sollte. Letztlich schien es ihr keinen großen Unterschied zu machen, aber es gab zumindest dem Teil von ihr, der eine Antwort auf die Frage nach dem warum gesucht hatte, so etwas wie Frieden.
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Das war das letzte Kapitel, das ich auf RavishU veröffentlicht hatte. Das nächste ist der Abschluss der Handlung. Fertig geschrieben ist es schon seit Ende Januar, aber jetzt wird es hoffentlich bald veröffentlicht.
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Re: Späte Genugtuung
Also auch beim zweiten Lesen bleibts dabei, dass die Geschichte sehr gut ist. Definitiv eine, die es eigentlich in den Popular Bereich schaffen sollte.
Ich freue mich, dass es noch etwas gibt,, was demnach wohl noch nicht auf RavishU veröffentlicht worden war
Ich freue mich, dass es noch etwas gibt,, was demnach wohl noch nicht auf RavishU veröffentlicht worden war
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Re: Späte Genugtuung
Ich schulde dir noch eine Antwort auf einen langen Kommentar, den du auf RavishU geschrieben hattest. Aber dann war das Forum plötzlich weg. :/LaLia wrote: Wed Apr 30, 2025 3:31 pm Also auch beim zweiten Lesen bleibts dabei, dass die Geschichte sehr gut ist. Definitiv eine, die es eigentlich in den Popular Bereich schaffen sollte.
Ich freue mich, dass es noch etwas gibt,, was demnach wohl noch nicht auf RavishU veröffentlicht worden war
Ich bin sehr gespannt, ob dir das Ende gefallen wird. Das ist das erste Mal, dass ich eine so lange Geschichte zu Ende bringe. Und ich entschuldige mich nochmal bei dir, dass ich Fahrstühle für dich ruiniert habe.

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Re: Späte Genugtuung
Die Liste ist hier eh lang geworden....man kann nicht mehr mit dem Fahrstuhl fahren, nicht mehr reiten, nicht mehr mit dem Mountainbike durch Wälder fahren, den Spaziergang im Park habe ich mir selbst ruiniert usw.Claire wrote: Wed Apr 30, 2025 7:22 pmIch schulde dir noch eine Antwort auf einen langen Kommentar, den du auf RavishU geschrieben hattest. Aber dann war das Forum plötzlich weg. :/LaLia wrote: Wed Apr 30, 2025 3:31 pm Also auch beim zweiten Lesen bleibts dabei, dass die Geschichte sehr gut ist. Definitiv eine, die es eigentlich in den Popular Bereich schaffen sollte.
Ich freue mich, dass es noch etwas gibt,, was demnach wohl noch nicht auf RavishU veröffentlicht worden war
Ich bin sehr gespannt, ob dir das Ende gefallen wird. Das ist das erste Mal, dass ich eine so lange Geschichte zu Ende bringe. Und ich entschuldige mich nochmal bei dir, dass ich Fahrstühle für dich ruiniert habe.![]()

Und sorry wenn ich hier weniger kommentiert habe. Ist wie gesagt schwer, wenn man die Story eigentlich schon kennt. War ja andersrum bei meiner "Im Netz des Fremden" auch irgendwie so, dass es ne Geschichte war, die teilweise schon bekannt war
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Re: Späte Genugtuung
Alles gut. Ich würde mich freuen, wenn du vielleicht nicht Men at War vergisst, nachdem Kapitel 3 und 4 jetzt schon einige Tage online sind.LaLia wrote: Wed Apr 30, 2025 7:28 pm
Die Liste ist hier eh lang geworden....man kann nicht mehr mit dem Fahrstuhl fahren, nicht mehr reiten, nicht mehr mit dem Mountainbike durch Wälder fahren, den Spaziergang im Park habe ich mir selbst ruiniert usw.![]()
Und sorry wenn ich hier weniger kommentiert habe. Ist wie gesagt schwer, wenn man die Story eigentlich schon kennt. War ja andersrum bei meiner "Im Netz des Fremden" auch irgendwie so, dass es ne Geschichte war, die teilweise schon bekannt war

My stories: Claire's Cesspool of Sin. I'm always happy to receive a comment on my stories, even more so on an older one!
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Re: Späte Genugtuung
So findet diese Geschichte nun ihr Ende! Ich bin ein bisschen wehmütig, aber auch stolz.
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Kapitel 5 – Teil 3
Eleanor hatte überlegt ihr Gespräch mit Eugene auf den nächsten Tag zu verschieben. Sie war müde und nun da die Schmerztablette ihr half die Erinnerungen an die Ereignisse im Fahrstuhl auszublenden, verlangte ihr Körper nach Ruhe. Aber ihre Entscheidung sich Professor Robertson zu widersetzen hatte sie beflügelt. Sie hatte den Glauben daran Einfluss auf ihr Schicksal zu haben zurückgewonnen. Die Gespräche mit ihrem Vater und ihrer Mutter hatten sie in ihrer neugewonnenen Zuversicht nur noch verstärkt. Sie würde diese neue Welle der Zuversicht bis an ihr Ende reiten. Ob sie dazu morgen noch in der Lage wäre, wusste sie nicht.
Sie hatte sich auf den Weg zu einem kleinen Park in der Nähe ihrer Wohnung gemacht. Eugene hatte sich einen neuen Basketball gekauft, wenn sie dem Kassenbon auf dem Küchentisch trauen durfte. Sie wusste, dass er seit Jahren nicht mehr gespielt hatte, nicht mehr seit dem Missbrauch, den er durch seinen Coach erfahren hatte. Dass er nun seinem einst so geliebten Hobby eine zweite Chance gab, hätte sie normalerweise als positives Zeichen gedeutet. Wie sie diese Entscheidung jedoch in Angesicht der letzten Ereignisse zwischen ihnen zu bewerten hatte, wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass sich in dem Park in der Nähe ein Basketballkorb befand. Sie vermutete Eugene dort antreffen zu können.
Es waren etwa 10 Grad draußen. Eigentlich war es zu kühl für das kurzärmelige beige Top, die schwarze Jeans und die braunen Stiefel, die sie als ihr neues Outfit gewählt hatte. Aber das Gefühl der kühlen Luft auf ihrer Haut hielt sie munter und sie hatte schlicht keine Lust noch einmal umzudrehen, um sich eine Jacke zu holen. In der enganliegenden Jeans fühlte sie sich seltsam sicher, als wäre sie ein unüberwindbares Hindernis für einen potenziellen Angreifer. Sie wusste noch nicht, ob sie jemals wieder einen Rock anziehen konnte, ohne an das Geschehene zu denken. Als sie sich dem Eingang zum Park näherte, konnte sie bereits das Titschen des Basketballs auf dem geteerten Untergrund hören. Theoretisch hätte es jemand anderes sein können, den sie hörte, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass es Eugene war, der an dem Korb spielte. Sie vollendete die letzten paar Schritte, die sie bis zum Eingang trugen, warf einen Blick in den Park hinein und dann sah sie auch schon Eugene, wie er den Ball treffsicher im Korb versenkte. Sie verstand nicht viel von Basketball, aber es erschien ihr so als wüsste Eugene, was er tut.
Eugene lief gemächlich in Richtung des Korbs und las den Ball auf, bevor dieser sich zu weit vom Korb entfernen konnte. Auf dem Rückweg zur Freiwurflinie bemerkte er sie und hielt inne. Statt den Ball weiter zu dribbeln, hielt er ihn plötzlich fest. Sein Körper stand plötzlich unter Spannung. Eleanor hob leicht nervös die Hand um ihn zu grüßen.
„Hey Eugene…“
Mehr brachte sie erst einmal nicht raus. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Ihm zu sagen, dass es ihr leid tat, was sie getan hatte, war für sie nicht schwierig. Es fiel ihr nicht schwer sich einzugestehen, dass sie ihn hatte benutzen wollen und zutiefst verletzt hatte mit ihrem übergriffigen Verhalten. Aber würde sie die Worte „Mein Professor hat mich vergewaltigt.“ über die Lippen bringen können? Sie spürte wie die Last dieser Wahrheit sie nach unten zog. Sie gingen ein paar Schritte aufeinander zu.
„Hey… Du siehst furchtbar aus.“
Eugenes Kommentar war weder gemein noch ein Scherz. Aufrichtige Sorge klang in seiner Stimme mit. Eleanor senkte ihren Blick und strich sich das lange Haar aus dem Gesicht. Vergeblich, denn der Wind blies es schon bald wieder zurück.
„Ich weiß… ich fühl mich auch so. Ich habe gesehen, dass du dir einen neuen Basketball gekauft hast, da dachte ich mir, dass ich dich hier finde.“
Eugene schaute auf den Ball in seinen Händen. Er zögerte einen Moment.
„Jaah… Irgendwie war es Zeit.“
Er dribbelte den Ball ein paar mal sanft gegen den Boden, dann setzte er zu einem weiteren Wurf an und traf den Korb erneut. Eleanor war nicht in der Lage zu erkennen, dass er seit Jahren nicht gespielt hatte.
„Ähm… was ist eigentlich aus dem Abend mit Emily, Claire und den anderen geworden? Hast du Claires Nummer bekommen?“
Eleanor fühlte sich dumm ihn nach etwas so vergleichbar belanglosem zu fragen. Aber wenn ihre Beziehung nicht aktuell durch schwierigere Themen belastet wäre, hätte er ihr als erstes erzählt, wie dieser Samstagabend gelaufen war. Sie war sich unsicher, ob die Frage in der aktuellen Situation angemessen war. Aber ihr fehlte der Mut um direkt auf den Punkt zu kommen. Eugene warf weiter Körbe, während er mit ihr sprach.
„Hmm… ich dachte zuerst es wäre gut gelaufen. Ich habe mich gut mit Claire unterhalten und sie hat mir tatsächlich ihre Nummer gegeben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervös ich war.“
Er versenkte einen weiteren Wurf im Korb.
„Claire ist dann aber schon recht früh gegangen. Ich habe ihr noch am gleichen Abend geschrieben, aber bis heute keine Antwort von ihr bekommen. Ich dachte eigentlich, dass dieser ‚Warte 24 Stunden, bis du einem Mädchen schreibst‘-Kram quatsch ist, aber was weiß ich schon…“
Er machte sich keine Mühe seine Enttäuschung und seinen Frust zu verbergen. Eleanor wollte ihm sagen, dass diese seltsamen Datingregeln wirklich quatsch waren und dass sie sich vielleicht doch noch melden würde. Aber sie hatte schlicht keine Ahnung, warum Claire ihn plötzlich geghostet hatte.
„Willst du darüber reden?“
Eugene lachte kurz irritiert auf.
„Eigentlich schon… Aber ich glaube wir haben andere Dinge zu besprechen, ehe wir uns etwas so banalem widmen, oder? So dumm ich mir deswegen auch vorkomme, einen Korb zu bekommen stecke ich weg. Dass meine beste Freundin sich aus welchem Grund auch immer einfach auf mich setzt und mir mal eben so in den Schritt greift… Das ist ein anderes Kaliber.“
Er hielt den Ball jetzt wieder fest und sah sie eindringlich an. Er war offensichtlich bereit mit ihr zu sprechen und ihr zuzuhören. Aber ihm stand nicht der Sinn danach sich auf Nebenschauplätzen zu verlieren. Eleanor hielt seinem Blick nicht stand. Sie wusste, dass sie ihm eine Erklärung und eine Entschuldigung schuldete.
„Ich… Ich würde gerne sagen, dass ich nicht ich selbst war in dem Moment… und irgendwie würde das sogar stimmen. Aber es hört sich für mich wie eine Ausrede an. Ich möchte dir gerne erklären, was mit mir los... war… ist…“
Ihre Stimme versagte in diesem Moment. Sie unterdrückte eine Träne.
„Aber… aber zunächst will ich, dass du weißt, dass es mir furchtbar leid tut. Ich… ich habe dich benutzen wollen. Ich wollte deine Gutmütigkeit ausnutzen, um mich von meinen eigenen Problemen abzulenken. Aber das ist keine Rechtfertigung. Es tut mir so leid.“
Eugene drehte sich Richtung Korb und sah sie nicht mehr an. Er starrte mit dem Ball in der Hand auf den Boden. Er seufzte hörbar auf. Seine Körpersprache entspannte sich. Dann begann er wieder Körbe zu werfen.
„Weißt du, als Kind wollte ich unbedingt in der NBA spielen. Die Erwachsenen um mich herum hatten mich alle ermutigt, meinten dass ich wirklich Talent hatte. Aber selbst als Kind war mir klar, dass ich zu klein war um ein Topspieler zu werden.“
Eleanor war in zweierlei Hinsicht irritiert. Er sagte nichts zu ihrer Entschuldigung. Aber wenn er sie komplett abgelehnt hätte, würde er wohl nicht so mit ihr reden. Und zweitens stimmte es, dass Eugene nur geringfügig größer war als sie und damit im Vergleich zum durchschnittlichen NBA Spieler eher klein war. Aber damit er schon als Kind vor der Pubertät dachte, dass er keine Chance hatte groß genug zu werden, musste er wirklich klein gewesen sein für sein Alter. Obwohl sie darauf brannte zu hören, ob er ihr verzeihen konnte, entschied sie sich seinem abrupten Themenwechsel zu folgen und zu schauen, wo das hinführte.
„Ich glaube, ich hätte den jungen Eugene gerne kennengelernt. Du bist sicher süß gewesen.“
Eleanor war sich nicht sicher, ob dieser lockere Kommentar angemessen war. Aber Eugenes entspannte Körpersprache und der vermeintlich unverfängliche Ton, in dem er mit ihr sprach, entlockten ihr diese unbedachte Äußerung. Er schien sich glücklicherweise nicht daran zu stören.
„Heh… vielleicht. Du wärst damals wahrscheinlich ein gutes Stück größer als ich gewesen. Nachdem mein Coach mich… Naja, du weißt schon. Nachdem das passiert ist, habe ich in der Pubertät einen ganz schönen Wachstumsschub bekommen. Es war beinahe so als hätte mein Körper sich entschieden zu sagen: ‚Das passiert dir nicht nochmal.‘“
Sie verstand, was er sagte. Sie hatte sich klein gefühlt, obwohl sie groß gewesen war. Er war tatsächlich klein gewesen. Sie wünschte, dass sie ihm sagen könnte, dass seine neue Größe und Stärke ihn vor so einem Schicksal in Zukunft bewahren würden. Aber sie wusste nun aus Erfahrung, dass das nicht stimmte.
„Und wie spielt es sich jetzt als großer, erwachsener Mann im Vergleich zu früher? Es ist das erste Mal, oder?“
Sie war sich nicht sicher, ob sie die richtigen Fragen stellte und die richtigen Dinge sagte. Aber Eugene hatte das Thema von sich aus angesprochen. Wenn es eine weitere belanglose Ablenkung war, dann kam sie zumindest nicht von ihr. Eugene setzte erneut zum Wurf an. Seine Hände zitterten merklich. Dann gab er den Versuch auf und hielt den Ball einfach auf Bauchhöhe vor seinem Körper fest.
„Ich… ich bin so viel… größer geworden…“
Eugenes Gesicht war von einer Traurigkeit und Wehmut gezeichnet, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Mit zitternder Stimme und bebender Unterlippe sprach er dennoch weiter.
„Trotzdem erscheint mir der Korb... so viel weiter weg als früher. “
Sie machte einen Schritt auf ihren Freund, der kurz davor stand in Tränen auszubrechen, zu. Doch dann hielt sie inne. Sie wusste nicht, ob sie das Recht hatte ihn zu berühren. Vielleicht war sie die letzte Person, von der er gerade berührt werden wollte. Aber zu sehen wie tief der Schmerz auch nach all den Jahren noch in ihm verankert war, berührte sie zutiefst. Sie zweifelte daran, dass sie sein Trauma wirklich verstand, aber sie erahnte, dass sie es zumindest bald schon verstehen würde. Sie wollte nichts mehr als die Einsamkeit seines Schmerz mit ihm zu teilen.
„Eugene, möchtest du…?“
Bevor sie den Satz vollenden konnte, hatte ihr Eugene den Ball mit einiger Wucht zugeworfen. Trotz ihrer Überraschung gelang es ihr den Ball sicher zu fangen. Eugene zog die Nase einmal hoch.
„Zeig mir mal, was du kannst.“
Er sah sie mit wässrigen Augen erwartungsvoll an. Eleanor konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte mal versucht hatte einen Korb zu werfen. Ihr persönliches Interesse an Basketball ging gegen null. Aber gut, was konnte schon schiefgehen? Sie drehte sich in Richtung des Korbs, zielte einen Augenblick und warf dann den Ball mit viel zu viel Kraft gegen das Backboard, das den Ball zurück zu Eugene prallen ließ. Sie schaute zu Eugene, der den Ball gefangen hatte, und zuckte mit ihren Schultern.
„Wenn du jemanden suchst, der mit dir spielt, stehe ich dir zur Verfügung. Aber wenn du eine Herausforderung suchst, bin ich glaube ich nicht die richtige Frau für den Job.“
Sie versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. Er kam nun auf sie zu. Er passte ihr den Ball zu, dieses mal deutlich sanfter. Der Ball prallte einmal auf dem Boden zwischen ihnen auf und sprang dann gefügig in ihre Hände.
„Komm, ich zeig dir, wie es geht.“
Eleanor musste sich beherrschen nicht vor Freude zu sehr zu Grinsen, als er sich ihr näherte und wie selbstverständlich hinter sie stellte. Sie versuchte es stattdessen mit gespielter Empörung.
„Ich dachte, du sagst jetzt was Klugscheißeriges wie: ‚Du wirfst wie ein Mädchen!‘“
Eugene stand nun hinter ihr.
„Tust du auch, aber das weißt du auch ohne, dass ich was sage.“
Sie genoss die Leichtigkeit, mit der er mit ihr umging. Er stand nun so nah hinter ihr, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spüren konnte. Er legte seine Hände auf ihre. Seine Finger waren ähnlich kalt wie ihre. Trotzdem spürte sie eine Wärme, in der sie am liebsten versunken wäre. Ganz unwillkürlich lehnte sie ihren Körper zurück, ließ sich von ihm stützen.
„Du legst nicht beide Hände unter den Ball. Okay, du bist Rechtshänderin. Also rechte Hand unter den Ball, die linke stabilisiert ihn von der Seite. Ja, genau so.“
Er führte ihre Hände mit seinen.
„Jetzt spreiz deine Finger. Perfekt. Stell dich schulterbreit hin. Unter- und Oberarm bilden einen 90 Grad Winkel, Ellbogen und Handgelenk ruhen unter dem Ball…“
Seine Hände gaben ihren Armen die richtige Form, sein Mittelfinger berührte leicht ihren Ellbogen und schob diesen unter den Ball, seine Füße stupsten wiederholt gegen ihre Stiefel bis sie schulterbreit stand. Er packte sie zärtlich an ihren Schultern und stellte sie gerade hin.
„Jetzt gehst du in die Knie. Die Kraft für den Wurf kommt überwiegend aus deinen Knien und nicht aus deinem Arm. Wenn du wirfst, streckst du deinen Körper zeitgleich mit deinem Arm durch und du klappst dein Handgelenk ab, so als würdest du dem Ball noch einmal nachwinken, wenn er deine Hand verlässt. Alles verstanden?“
Eleanor nickte. Sie versuchte ihr bestes sich auf seine Worte zu konzentrieren. Sie wollte ihn nicht enttäuschen. Aber die Tatsache, dass er bereit war sich ihr so zu nähern, dass er ihr so vertraute, machte sie so glücklich, dass es ihr schwer fiel sich von den Emotionen nicht überwältigen zu lassen.
„Gut, dann wirf jetzt gleich. Behalt den Korb im Auge. Und ganz wichtig: Weder der Ball noch der Korb sind dein Gegner. Wenn du so wie jetzt frei zum Wurf kommst, dann hast du all deine Gegner bereits besiegt. Lös das Problem vor dir mit Präzision, nicht mit Kraft. Und jetzt mach ihn rein!“
Eugene lies sie los und trat einen Schritt zurück. Sie wollte seinen Worten Folge leisten, aber ihre verschwommene Sicht machte es ihr schwer den Korb so im Auge zu behalten, wie er es ihr gesagt hatte. Sie schluckte einmal und blinzelte dann ihre Tränen so gut weg, wie sie nur konnte. Dann versuchte sie den Bewegungsablauf, den ihr Eugene gezeigt und beschrieben hatte bestmöglich zu imitieren, und warf den Ball. Der Ball flog in einer wunderschönen Parabel auf sein Ziel zu, senkte sich über dem Korb, stieß einmal auf dem Rand auf nur um dann doch noch in den Ring hinein zu fallen. Eleanor atmete erleichtert auf. Der Wurf selbst interessierte sie wenig, aber sie hatte die irrationale Sorge, dass sie diesen schönen Moment zwischen Eugene und ihr hätte zerstören können, wenn sie den Korb erneut verfehlt hätte. Sie machte sich daran den Ball zu holen. Dann spürte sie plötzlich, wie Eugene seine Arme von hinten um sie legte und sie zu sich zog. Seine Arme waren um ihre Schultern geschlungen und lagen oberhalb ihrer Brust. Er drückte sie fest an sich. Er hatte sein Gesicht in ihren Haaren vergraben.
„Es ist okay… Ich verzeihe dir. Aber Eleanor, das war echt dumm.“
Seine Stimme war kaum ein Flüstern, aber er war so nah bei ihr, dass sie jedes Wort problemlos verstand. Eleanor legte ihre Hände auf seine Arme und weinte vor Erleichterung.
Eleanor wusste nicht wie lange sie dort so standen. Sie wusste nur, dass sie nicht alleine weinte, als sie Eugenes Tränen in ihrem Nacken spürte. Als sie sich wieder beruhigt hatten, hörte sie wieder Eugenes sanftes Flüstern an ihrem Ohr.
„Möchtest du mir erzählen, was wirklich passiert ist?“
Sie begann zu zittern. Eugene hielt sie einfach weiter fest, ohne auf eine Antwort zu drängen. Sie wusste nicht, ob sie in der Lage sein würde, die Worte tatsächlich auszusprechen. Aber sie wollte es versuchen.
„Mhm… Aber können wir uns vorher setzen?“
„Ja klar.“
Dann ließ er sie behutsam los jederzeit bereit sie wieder zu stützen, so als hätte er Angst, dass sie umfallen könnte, wenn er sie nicht festhielt. Sie ließ sich von ihm zu einer Bank in der Nähe führen. Dort setzten sie sich hin. Eugene nahm eine betont lockere Pose ein. Er lehnte sich zurück, legte seine Arme hinter die Rückenlehne der Bank und legte seinen rechten Fuß auf seinem linken Knie ab. Eleanor hingegen setzte sich links von ihm hin, legte ihre Hände in den Schoß, beugte sich leicht vor, schaute nach unten und machte sich durch ihre Körperhaltung klein.
Für ein paar Minuten saßen sie einfach so da. Eleanor war kalt, aber das war ihr egal. Und Eugene, der sich nun nicht mehr durch Bewegung warmhielt, musste ähnlich kalt sein wie ihr. Aber er lies sich ebenfalls nichts anmerken und wartete geduldig darauf, dass sie zu reden begann. Er sah sie demonstrativ nicht an und fixierte stattdessen den Basketballkorb. Er war sichtlich bemüht sie nicht unter Druck zu setzen. Eleanor konnte die Worte nicht aussprechen. Aber sie dachte sich, dass sie sich dem Thema vielleicht Stück für Stück annähern könnte.
„Ähm… also, was ich über meine Mutter gesagt habe, dass sie angerufen hatte… Du erinnerst dich?“
Sie hatte nicht mehr als ein paar Worte rausgebracht, da sehnte sie sich schon nach seiner Bestätigung. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie er weiter betont entspannt neben ihr saß und sie nicht ansah.
„Mhm.“
Dieser zustimmende Laut war alles, was aus seinem Mund kam.
„Naja,… das war gelogen. Meine Mutter hat schon eine Menge Mist gebaut… aber ich habe mit ihr an dem Tag gar nicht gesprochen.“
Eugene nickte nur. Er fragte nicht, warum sie diese Lüge erfunden hatte, er hörte einfach nur zu.
„Du weißt sicher noch, dass ich an dem Vormittag das Gespräch mit Professor Robertson hatte…“
Nun begannen ihre Hände zu zittern. Doch sie zwang sich weiter zu reden.
„Natürlich weißt du das, du hattest mich ja noch gefragt, wie das Gespräch gelaufen war. Es tut mir leid, dass ich deine Nachricht ignoriert habe.“
Sie hätte selbst nicht sagen können, warum sie sich dafür nun entschuldigte. Sie wusste, dass ihm das in diesem Moment völlig egal war.
„Und tatsächlich lief das Gespräch auch gut… zumindest dachte ich das zuerst.“
Dann wieder Stille. Eugene war das fleischgewordene platonische Ideal der Geduld in diesem Moment.
„Ich war so… glücklich. Er hatte mir einen Job zugesichert, mir ein Stipendium in Aussicht gestellt, mir ein Taschentuch gegeben, als ich beim Erzählen von den Problemen mit meiner Mutter angefangen hatte zu weinen. Er war so nett und er hatte in einer halben Stunde scheinbar jedes meiner Probleme gelöst…“
Die Hände in ihrem Schoß ballten sich zu Fäusten. Sie schaute aus den Augenwinkeln zu Eugene. Sie hielt nach nichts besonderem Ausschau. Sie musste sich schlicht vergewissern, dass er noch da war.
„Alles war gut… ich wollte gerade gehen, wir hatten uns schon verabschiedet. Da bat er mich plötzlich noch einen Moment zu warten und kam auf mich zu.“
Sie beugte sich vornüber und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
„Ich dachte er wollte mir noch zum Abschied die Hand schütteln, aber… aber… er hat mich… er hat mich plötzlich einfach… geküsst.“
Ihre Atmung ging nun schwer.
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte, Eugene! Er hatte mir gerade alles gegeben, was ich gebraucht und mir gewünscht hatte… Ich hätte ihn schlagen, treten, wegstoßen können… müssen. Aber ich… ich habe nichts getan. Ich habe ihn… einfach… machen… las…“
Ihre Worte verloren sich mehr und mehr in ihrem Wimmern. Sie hatte nicht mitbekommen, dass Eugene seine Position geändert hatte und nun ganz nah neben ihr saß. Sie bemerkte es erst als sie seinen Arm um ihre Schultern spürte und er sie zu sich zog. Sie saßen dort so für eine, zwei, vielleicht drei Minuten. Eugene sagte lange nichts und streichelte sie nur behutsam. Als sie sich wieder aufnahmefähig für seine Worte fühlte, hörte sie seine Stimme.
„Es ist nicht deine Schuld.“
Eugene sagte ihr, was sie mehr als alles andere hören musste. Eleanor spürte, dass er sich voll darauf konzentrieren musste gerade ausschließlich für sie da zu sein. Denn das hörbare Knirschen seiner Zähne verriet ihr, das ein Zorn in ihm brodelte, dem er versuchte keinen Raum zu geben.
„Aber ich hätte ihn wirklich einfach schlagen können! Ich weiß es! Er hat heute morgen… nochmal… und ich, ich habe genau das getan. Es war so leicht, Eugene! So leicht... er hat mich… und ich habe es einfach passieren lassen…“
Sie spürte wie Eugenes sanfte Umarmung an Druck gewann. Ob er damit gezielt seiner wohltuenden Präsenz zusätzlichen Ausdruck verleihen wollte oder ob dies seinem zunehmenden Ärger geschuldet war, konnte sie nicht sagen. Eugene legte zärtlich seine freie Hand auf ihre und versuchte behutsam ihre Hände von ihrem Gesicht zu lösen.
„Eleanor, schau mich an.“
Seine Worte erfüllten die formalen Kriterien einer Aufforderung, waren in Wahrheit aber eine liebevolle Bitte. Sie schaute in sein ernstes, aber freundliches Gesicht.
„Es ist allein seine Schuld. Hörst du? Alles, was passiert ist, ist allein seine Schuld. Und dass du ihn heute morgen weggestoßen hast, das war unfassbar mutig.“
Eleanor warf sich mit einer Wucht in seine Arme, dass sie beinahe zusammen von der Bank gefallen wären. Eugene hielt sie nun fest, streichelte ihr zärtlich durchs Haar, wärmte sie so gut er konnte mit seinem Körper. Sie zitterte und schluchzte in dieser Umarmung, die er bereit gewesen wäre für Stunden aufrecht zu erhalten, wenn sie es gebraucht hätte.
Es lag eine Liebe und Wertschätzung in seiner Berührung, die ihr Körper aufsog wie ein ausgetrockneter Schwamm. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter. Er war ihr liebstes Kissen. Sein Herzschlag, den ihre Hand auf seiner Brust spürte, war wie ein Wiegenlied, das ihr eine Ruhe schenkte, die sie vergessen hatte. Die Zärtlichkeit, mit der er ihr durchs Haar strich, lies ihren Körper vollständig entspannen. Sie war in der Lage die latente Wachsamkeit aufzugeben, die sie die letzten Tage permanent begleitet hatte, denn sie hatte den sichersten Ort der Welt gefunden. Seine Arme strahlten eine unendliche Stärke aus, von der sich in diesem Moment bereitwillig beschützen ließ. Seine Lippen platzierten einen sanften Kuss auf ihrer Stirn, der ihr einen vergessen geglaubten Frieden schenkte. Sein Mund flüsterte ein leises
„Ich bin hier.“
das allein für sie bestimmt war. Sie konnte nicht sprechen. Ihre Antwort war ein bloßes Nicken, das ihre Tränen der Erleichterung auf dem Stoff seines Shirts verschmierte. In dem Halt seiner Arme fand sie den Glauben an eine glückliche Zukunft wieder.
Sie hatte zunächst hemmungslos geweint und gezittert. Doch es hatte nicht lange gedauert, bis sie sich beruhigt hatte. Nun schmiegte sie sich nur noch sanft an Eugene. Ihr erschöpfter Körper und Geist hätten so einschlafen können. Sie würde Eugene bitten die Nacht neben ihr zu schlafen, das wusste sie bereits. Doch bevor sie in der aktuellen Situation tatsächlich wegdöste, hörte sie seine Stimme Worte flüstern, mit denen er sich selbst anklagte.
„Es tut mir so leid. Ich hätte die Zeichen erkennen müssen, gerade ich… Stattdessen habe ich dich allein gelassen, ich…“
Dann hörte er auf zu reden und schüttelte nur mit dem Kopf. Eleanor sah, dass Eugene sich verantwortlich fühlte, aber merkte, dass er gerade im Inbegriff war sein eigenes Schuldgefühl statt ihrer Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Deshalb hatte er aufgehört zu reden. Es schmerzte sie, dass er sich Vorwürfe machte, obwohl sie es war, die ihm wehgetan hatte. Was er zu ihr gesagt hatte, galt genauso für ihn: Es war alles allein Robertsons Schuld. Sie schaute ihm direkt ins Gesicht. Sie wusste, was sie sagen wollte. Und dieses Mal gab es kein Zögern in ihrer Stimme.
„Eugene, ich habe mich heute morgen entschieden, dass ich das nicht länger einfach hinnehmen werde. Aber ich schaffe das nicht allein. Ich brauche dich. Hilfst du mir?“
Ihre verweinten Augen strahlten eine Entschlossenheit aus, die ansteckend wirkte. Eugene wischte ihr eine Träne von der Wange. Seine Antwort war ein ebenso entschlossenes Nicken.
ENDE
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Keine großen Worte hier, die folgen im nächsten Post. Aber: Vielen lieben Dank, wenn du es tatsächlich bis hierher geschafft hast! Das bedeutet mir viel!
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Kapitel 5 – Teil 3
Eleanor hatte überlegt ihr Gespräch mit Eugene auf den nächsten Tag zu verschieben. Sie war müde und nun da die Schmerztablette ihr half die Erinnerungen an die Ereignisse im Fahrstuhl auszublenden, verlangte ihr Körper nach Ruhe. Aber ihre Entscheidung sich Professor Robertson zu widersetzen hatte sie beflügelt. Sie hatte den Glauben daran Einfluss auf ihr Schicksal zu haben zurückgewonnen. Die Gespräche mit ihrem Vater und ihrer Mutter hatten sie in ihrer neugewonnenen Zuversicht nur noch verstärkt. Sie würde diese neue Welle der Zuversicht bis an ihr Ende reiten. Ob sie dazu morgen noch in der Lage wäre, wusste sie nicht.
Sie hatte sich auf den Weg zu einem kleinen Park in der Nähe ihrer Wohnung gemacht. Eugene hatte sich einen neuen Basketball gekauft, wenn sie dem Kassenbon auf dem Küchentisch trauen durfte. Sie wusste, dass er seit Jahren nicht mehr gespielt hatte, nicht mehr seit dem Missbrauch, den er durch seinen Coach erfahren hatte. Dass er nun seinem einst so geliebten Hobby eine zweite Chance gab, hätte sie normalerweise als positives Zeichen gedeutet. Wie sie diese Entscheidung jedoch in Angesicht der letzten Ereignisse zwischen ihnen zu bewerten hatte, wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass sich in dem Park in der Nähe ein Basketballkorb befand. Sie vermutete Eugene dort antreffen zu können.
Es waren etwa 10 Grad draußen. Eigentlich war es zu kühl für das kurzärmelige beige Top, die schwarze Jeans und die braunen Stiefel, die sie als ihr neues Outfit gewählt hatte. Aber das Gefühl der kühlen Luft auf ihrer Haut hielt sie munter und sie hatte schlicht keine Lust noch einmal umzudrehen, um sich eine Jacke zu holen. In der enganliegenden Jeans fühlte sie sich seltsam sicher, als wäre sie ein unüberwindbares Hindernis für einen potenziellen Angreifer. Sie wusste noch nicht, ob sie jemals wieder einen Rock anziehen konnte, ohne an das Geschehene zu denken. Als sie sich dem Eingang zum Park näherte, konnte sie bereits das Titschen des Basketballs auf dem geteerten Untergrund hören. Theoretisch hätte es jemand anderes sein können, den sie hörte, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass es Eugene war, der an dem Korb spielte. Sie vollendete die letzten paar Schritte, die sie bis zum Eingang trugen, warf einen Blick in den Park hinein und dann sah sie auch schon Eugene, wie er den Ball treffsicher im Korb versenkte. Sie verstand nicht viel von Basketball, aber es erschien ihr so als wüsste Eugene, was er tut.
Eugene lief gemächlich in Richtung des Korbs und las den Ball auf, bevor dieser sich zu weit vom Korb entfernen konnte. Auf dem Rückweg zur Freiwurflinie bemerkte er sie und hielt inne. Statt den Ball weiter zu dribbeln, hielt er ihn plötzlich fest. Sein Körper stand plötzlich unter Spannung. Eleanor hob leicht nervös die Hand um ihn zu grüßen.
„Hey Eugene…“
Mehr brachte sie erst einmal nicht raus. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Ihm zu sagen, dass es ihr leid tat, was sie getan hatte, war für sie nicht schwierig. Es fiel ihr nicht schwer sich einzugestehen, dass sie ihn hatte benutzen wollen und zutiefst verletzt hatte mit ihrem übergriffigen Verhalten. Aber würde sie die Worte „Mein Professor hat mich vergewaltigt.“ über die Lippen bringen können? Sie spürte wie die Last dieser Wahrheit sie nach unten zog. Sie gingen ein paar Schritte aufeinander zu.
„Hey… Du siehst furchtbar aus.“
Eugenes Kommentar war weder gemein noch ein Scherz. Aufrichtige Sorge klang in seiner Stimme mit. Eleanor senkte ihren Blick und strich sich das lange Haar aus dem Gesicht. Vergeblich, denn der Wind blies es schon bald wieder zurück.
„Ich weiß… ich fühl mich auch so. Ich habe gesehen, dass du dir einen neuen Basketball gekauft hast, da dachte ich mir, dass ich dich hier finde.“
Eugene schaute auf den Ball in seinen Händen. Er zögerte einen Moment.
„Jaah… Irgendwie war es Zeit.“
Er dribbelte den Ball ein paar mal sanft gegen den Boden, dann setzte er zu einem weiteren Wurf an und traf den Korb erneut. Eleanor war nicht in der Lage zu erkennen, dass er seit Jahren nicht gespielt hatte.
„Ähm… was ist eigentlich aus dem Abend mit Emily, Claire und den anderen geworden? Hast du Claires Nummer bekommen?“
Eleanor fühlte sich dumm ihn nach etwas so vergleichbar belanglosem zu fragen. Aber wenn ihre Beziehung nicht aktuell durch schwierigere Themen belastet wäre, hätte er ihr als erstes erzählt, wie dieser Samstagabend gelaufen war. Sie war sich unsicher, ob die Frage in der aktuellen Situation angemessen war. Aber ihr fehlte der Mut um direkt auf den Punkt zu kommen. Eugene warf weiter Körbe, während er mit ihr sprach.
„Hmm… ich dachte zuerst es wäre gut gelaufen. Ich habe mich gut mit Claire unterhalten und sie hat mir tatsächlich ihre Nummer gegeben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervös ich war.“
Er versenkte einen weiteren Wurf im Korb.
„Claire ist dann aber schon recht früh gegangen. Ich habe ihr noch am gleichen Abend geschrieben, aber bis heute keine Antwort von ihr bekommen. Ich dachte eigentlich, dass dieser ‚Warte 24 Stunden, bis du einem Mädchen schreibst‘-Kram quatsch ist, aber was weiß ich schon…“
Er machte sich keine Mühe seine Enttäuschung und seinen Frust zu verbergen. Eleanor wollte ihm sagen, dass diese seltsamen Datingregeln wirklich quatsch waren und dass sie sich vielleicht doch noch melden würde. Aber sie hatte schlicht keine Ahnung, warum Claire ihn plötzlich geghostet hatte.
„Willst du darüber reden?“
Eugene lachte kurz irritiert auf.
„Eigentlich schon… Aber ich glaube wir haben andere Dinge zu besprechen, ehe wir uns etwas so banalem widmen, oder? So dumm ich mir deswegen auch vorkomme, einen Korb zu bekommen stecke ich weg. Dass meine beste Freundin sich aus welchem Grund auch immer einfach auf mich setzt und mir mal eben so in den Schritt greift… Das ist ein anderes Kaliber.“
Er hielt den Ball jetzt wieder fest und sah sie eindringlich an. Er war offensichtlich bereit mit ihr zu sprechen und ihr zuzuhören. Aber ihm stand nicht der Sinn danach sich auf Nebenschauplätzen zu verlieren. Eleanor hielt seinem Blick nicht stand. Sie wusste, dass sie ihm eine Erklärung und eine Entschuldigung schuldete.
„Ich… Ich würde gerne sagen, dass ich nicht ich selbst war in dem Moment… und irgendwie würde das sogar stimmen. Aber es hört sich für mich wie eine Ausrede an. Ich möchte dir gerne erklären, was mit mir los... war… ist…“
Ihre Stimme versagte in diesem Moment. Sie unterdrückte eine Träne.
„Aber… aber zunächst will ich, dass du weißt, dass es mir furchtbar leid tut. Ich… ich habe dich benutzen wollen. Ich wollte deine Gutmütigkeit ausnutzen, um mich von meinen eigenen Problemen abzulenken. Aber das ist keine Rechtfertigung. Es tut mir so leid.“
Eugene drehte sich Richtung Korb und sah sie nicht mehr an. Er starrte mit dem Ball in der Hand auf den Boden. Er seufzte hörbar auf. Seine Körpersprache entspannte sich. Dann begann er wieder Körbe zu werfen.
„Weißt du, als Kind wollte ich unbedingt in der NBA spielen. Die Erwachsenen um mich herum hatten mich alle ermutigt, meinten dass ich wirklich Talent hatte. Aber selbst als Kind war mir klar, dass ich zu klein war um ein Topspieler zu werden.“
Eleanor war in zweierlei Hinsicht irritiert. Er sagte nichts zu ihrer Entschuldigung. Aber wenn er sie komplett abgelehnt hätte, würde er wohl nicht so mit ihr reden. Und zweitens stimmte es, dass Eugene nur geringfügig größer war als sie und damit im Vergleich zum durchschnittlichen NBA Spieler eher klein war. Aber damit er schon als Kind vor der Pubertät dachte, dass er keine Chance hatte groß genug zu werden, musste er wirklich klein gewesen sein für sein Alter. Obwohl sie darauf brannte zu hören, ob er ihr verzeihen konnte, entschied sie sich seinem abrupten Themenwechsel zu folgen und zu schauen, wo das hinführte.
„Ich glaube, ich hätte den jungen Eugene gerne kennengelernt. Du bist sicher süß gewesen.“
Eleanor war sich nicht sicher, ob dieser lockere Kommentar angemessen war. Aber Eugenes entspannte Körpersprache und der vermeintlich unverfängliche Ton, in dem er mit ihr sprach, entlockten ihr diese unbedachte Äußerung. Er schien sich glücklicherweise nicht daran zu stören.
„Heh… vielleicht. Du wärst damals wahrscheinlich ein gutes Stück größer als ich gewesen. Nachdem mein Coach mich… Naja, du weißt schon. Nachdem das passiert ist, habe ich in der Pubertät einen ganz schönen Wachstumsschub bekommen. Es war beinahe so als hätte mein Körper sich entschieden zu sagen: ‚Das passiert dir nicht nochmal.‘“
Sie verstand, was er sagte. Sie hatte sich klein gefühlt, obwohl sie groß gewesen war. Er war tatsächlich klein gewesen. Sie wünschte, dass sie ihm sagen könnte, dass seine neue Größe und Stärke ihn vor so einem Schicksal in Zukunft bewahren würden. Aber sie wusste nun aus Erfahrung, dass das nicht stimmte.
„Und wie spielt es sich jetzt als großer, erwachsener Mann im Vergleich zu früher? Es ist das erste Mal, oder?“
Sie war sich nicht sicher, ob sie die richtigen Fragen stellte und die richtigen Dinge sagte. Aber Eugene hatte das Thema von sich aus angesprochen. Wenn es eine weitere belanglose Ablenkung war, dann kam sie zumindest nicht von ihr. Eugene setzte erneut zum Wurf an. Seine Hände zitterten merklich. Dann gab er den Versuch auf und hielt den Ball einfach auf Bauchhöhe vor seinem Körper fest.
„Ich… ich bin so viel… größer geworden…“
Eugenes Gesicht war von einer Traurigkeit und Wehmut gezeichnet, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Mit zitternder Stimme und bebender Unterlippe sprach er dennoch weiter.
„Trotzdem erscheint mir der Korb... so viel weiter weg als früher. “
Sie machte einen Schritt auf ihren Freund, der kurz davor stand in Tränen auszubrechen, zu. Doch dann hielt sie inne. Sie wusste nicht, ob sie das Recht hatte ihn zu berühren. Vielleicht war sie die letzte Person, von der er gerade berührt werden wollte. Aber zu sehen wie tief der Schmerz auch nach all den Jahren noch in ihm verankert war, berührte sie zutiefst. Sie zweifelte daran, dass sie sein Trauma wirklich verstand, aber sie erahnte, dass sie es zumindest bald schon verstehen würde. Sie wollte nichts mehr als die Einsamkeit seines Schmerz mit ihm zu teilen.
„Eugene, möchtest du…?“
Bevor sie den Satz vollenden konnte, hatte ihr Eugene den Ball mit einiger Wucht zugeworfen. Trotz ihrer Überraschung gelang es ihr den Ball sicher zu fangen. Eugene zog die Nase einmal hoch.
„Zeig mir mal, was du kannst.“
Er sah sie mit wässrigen Augen erwartungsvoll an. Eleanor konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte mal versucht hatte einen Korb zu werfen. Ihr persönliches Interesse an Basketball ging gegen null. Aber gut, was konnte schon schiefgehen? Sie drehte sich in Richtung des Korbs, zielte einen Augenblick und warf dann den Ball mit viel zu viel Kraft gegen das Backboard, das den Ball zurück zu Eugene prallen ließ. Sie schaute zu Eugene, der den Ball gefangen hatte, und zuckte mit ihren Schultern.
„Wenn du jemanden suchst, der mit dir spielt, stehe ich dir zur Verfügung. Aber wenn du eine Herausforderung suchst, bin ich glaube ich nicht die richtige Frau für den Job.“
Sie versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. Er kam nun auf sie zu. Er passte ihr den Ball zu, dieses mal deutlich sanfter. Der Ball prallte einmal auf dem Boden zwischen ihnen auf und sprang dann gefügig in ihre Hände.
„Komm, ich zeig dir, wie es geht.“
Eleanor musste sich beherrschen nicht vor Freude zu sehr zu Grinsen, als er sich ihr näherte und wie selbstverständlich hinter sie stellte. Sie versuchte es stattdessen mit gespielter Empörung.
„Ich dachte, du sagst jetzt was Klugscheißeriges wie: ‚Du wirfst wie ein Mädchen!‘“
Eugene stand nun hinter ihr.
„Tust du auch, aber das weißt du auch ohne, dass ich was sage.“
Sie genoss die Leichtigkeit, mit der er mit ihr umging. Er stand nun so nah hinter ihr, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spüren konnte. Er legte seine Hände auf ihre. Seine Finger waren ähnlich kalt wie ihre. Trotzdem spürte sie eine Wärme, in der sie am liebsten versunken wäre. Ganz unwillkürlich lehnte sie ihren Körper zurück, ließ sich von ihm stützen.
„Du legst nicht beide Hände unter den Ball. Okay, du bist Rechtshänderin. Also rechte Hand unter den Ball, die linke stabilisiert ihn von der Seite. Ja, genau so.“
Er führte ihre Hände mit seinen.
„Jetzt spreiz deine Finger. Perfekt. Stell dich schulterbreit hin. Unter- und Oberarm bilden einen 90 Grad Winkel, Ellbogen und Handgelenk ruhen unter dem Ball…“
Seine Hände gaben ihren Armen die richtige Form, sein Mittelfinger berührte leicht ihren Ellbogen und schob diesen unter den Ball, seine Füße stupsten wiederholt gegen ihre Stiefel bis sie schulterbreit stand. Er packte sie zärtlich an ihren Schultern und stellte sie gerade hin.
„Jetzt gehst du in die Knie. Die Kraft für den Wurf kommt überwiegend aus deinen Knien und nicht aus deinem Arm. Wenn du wirfst, streckst du deinen Körper zeitgleich mit deinem Arm durch und du klappst dein Handgelenk ab, so als würdest du dem Ball noch einmal nachwinken, wenn er deine Hand verlässt. Alles verstanden?“
Eleanor nickte. Sie versuchte ihr bestes sich auf seine Worte zu konzentrieren. Sie wollte ihn nicht enttäuschen. Aber die Tatsache, dass er bereit war sich ihr so zu nähern, dass er ihr so vertraute, machte sie so glücklich, dass es ihr schwer fiel sich von den Emotionen nicht überwältigen zu lassen.
„Gut, dann wirf jetzt gleich. Behalt den Korb im Auge. Und ganz wichtig: Weder der Ball noch der Korb sind dein Gegner. Wenn du so wie jetzt frei zum Wurf kommst, dann hast du all deine Gegner bereits besiegt. Lös das Problem vor dir mit Präzision, nicht mit Kraft. Und jetzt mach ihn rein!“
Eugene lies sie los und trat einen Schritt zurück. Sie wollte seinen Worten Folge leisten, aber ihre verschwommene Sicht machte es ihr schwer den Korb so im Auge zu behalten, wie er es ihr gesagt hatte. Sie schluckte einmal und blinzelte dann ihre Tränen so gut weg, wie sie nur konnte. Dann versuchte sie den Bewegungsablauf, den ihr Eugene gezeigt und beschrieben hatte bestmöglich zu imitieren, und warf den Ball. Der Ball flog in einer wunderschönen Parabel auf sein Ziel zu, senkte sich über dem Korb, stieß einmal auf dem Rand auf nur um dann doch noch in den Ring hinein zu fallen. Eleanor atmete erleichtert auf. Der Wurf selbst interessierte sie wenig, aber sie hatte die irrationale Sorge, dass sie diesen schönen Moment zwischen Eugene und ihr hätte zerstören können, wenn sie den Korb erneut verfehlt hätte. Sie machte sich daran den Ball zu holen. Dann spürte sie plötzlich, wie Eugene seine Arme von hinten um sie legte und sie zu sich zog. Seine Arme waren um ihre Schultern geschlungen und lagen oberhalb ihrer Brust. Er drückte sie fest an sich. Er hatte sein Gesicht in ihren Haaren vergraben.
„Es ist okay… Ich verzeihe dir. Aber Eleanor, das war echt dumm.“
Seine Stimme war kaum ein Flüstern, aber er war so nah bei ihr, dass sie jedes Wort problemlos verstand. Eleanor legte ihre Hände auf seine Arme und weinte vor Erleichterung.
Eleanor wusste nicht wie lange sie dort so standen. Sie wusste nur, dass sie nicht alleine weinte, als sie Eugenes Tränen in ihrem Nacken spürte. Als sie sich wieder beruhigt hatten, hörte sie wieder Eugenes sanftes Flüstern an ihrem Ohr.
„Möchtest du mir erzählen, was wirklich passiert ist?“
Sie begann zu zittern. Eugene hielt sie einfach weiter fest, ohne auf eine Antwort zu drängen. Sie wusste nicht, ob sie in der Lage sein würde, die Worte tatsächlich auszusprechen. Aber sie wollte es versuchen.
„Mhm… Aber können wir uns vorher setzen?“
„Ja klar.“
Dann ließ er sie behutsam los jederzeit bereit sie wieder zu stützen, so als hätte er Angst, dass sie umfallen könnte, wenn er sie nicht festhielt. Sie ließ sich von ihm zu einer Bank in der Nähe führen. Dort setzten sie sich hin. Eugene nahm eine betont lockere Pose ein. Er lehnte sich zurück, legte seine Arme hinter die Rückenlehne der Bank und legte seinen rechten Fuß auf seinem linken Knie ab. Eleanor hingegen setzte sich links von ihm hin, legte ihre Hände in den Schoß, beugte sich leicht vor, schaute nach unten und machte sich durch ihre Körperhaltung klein.
Für ein paar Minuten saßen sie einfach so da. Eleanor war kalt, aber das war ihr egal. Und Eugene, der sich nun nicht mehr durch Bewegung warmhielt, musste ähnlich kalt sein wie ihr. Aber er lies sich ebenfalls nichts anmerken und wartete geduldig darauf, dass sie zu reden begann. Er sah sie demonstrativ nicht an und fixierte stattdessen den Basketballkorb. Er war sichtlich bemüht sie nicht unter Druck zu setzen. Eleanor konnte die Worte nicht aussprechen. Aber sie dachte sich, dass sie sich dem Thema vielleicht Stück für Stück annähern könnte.
„Ähm… also, was ich über meine Mutter gesagt habe, dass sie angerufen hatte… Du erinnerst dich?“
Sie hatte nicht mehr als ein paar Worte rausgebracht, da sehnte sie sich schon nach seiner Bestätigung. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie er weiter betont entspannt neben ihr saß und sie nicht ansah.
„Mhm.“
Dieser zustimmende Laut war alles, was aus seinem Mund kam.
„Naja,… das war gelogen. Meine Mutter hat schon eine Menge Mist gebaut… aber ich habe mit ihr an dem Tag gar nicht gesprochen.“
Eugene nickte nur. Er fragte nicht, warum sie diese Lüge erfunden hatte, er hörte einfach nur zu.
„Du weißt sicher noch, dass ich an dem Vormittag das Gespräch mit Professor Robertson hatte…“
Nun begannen ihre Hände zu zittern. Doch sie zwang sich weiter zu reden.
„Natürlich weißt du das, du hattest mich ja noch gefragt, wie das Gespräch gelaufen war. Es tut mir leid, dass ich deine Nachricht ignoriert habe.“
Sie hätte selbst nicht sagen können, warum sie sich dafür nun entschuldigte. Sie wusste, dass ihm das in diesem Moment völlig egal war.
„Und tatsächlich lief das Gespräch auch gut… zumindest dachte ich das zuerst.“
Dann wieder Stille. Eugene war das fleischgewordene platonische Ideal der Geduld in diesem Moment.
„Ich war so… glücklich. Er hatte mir einen Job zugesichert, mir ein Stipendium in Aussicht gestellt, mir ein Taschentuch gegeben, als ich beim Erzählen von den Problemen mit meiner Mutter angefangen hatte zu weinen. Er war so nett und er hatte in einer halben Stunde scheinbar jedes meiner Probleme gelöst…“
Die Hände in ihrem Schoß ballten sich zu Fäusten. Sie schaute aus den Augenwinkeln zu Eugene. Sie hielt nach nichts besonderem Ausschau. Sie musste sich schlicht vergewissern, dass er noch da war.
„Alles war gut… ich wollte gerade gehen, wir hatten uns schon verabschiedet. Da bat er mich plötzlich noch einen Moment zu warten und kam auf mich zu.“
Sie beugte sich vornüber und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
„Ich dachte er wollte mir noch zum Abschied die Hand schütteln, aber… aber… er hat mich… er hat mich plötzlich einfach… geküsst.“
Ihre Atmung ging nun schwer.
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte, Eugene! Er hatte mir gerade alles gegeben, was ich gebraucht und mir gewünscht hatte… Ich hätte ihn schlagen, treten, wegstoßen können… müssen. Aber ich… ich habe nichts getan. Ich habe ihn… einfach… machen… las…“
Ihre Worte verloren sich mehr und mehr in ihrem Wimmern. Sie hatte nicht mitbekommen, dass Eugene seine Position geändert hatte und nun ganz nah neben ihr saß. Sie bemerkte es erst als sie seinen Arm um ihre Schultern spürte und er sie zu sich zog. Sie saßen dort so für eine, zwei, vielleicht drei Minuten. Eugene sagte lange nichts und streichelte sie nur behutsam. Als sie sich wieder aufnahmefähig für seine Worte fühlte, hörte sie seine Stimme.
„Es ist nicht deine Schuld.“
Eugene sagte ihr, was sie mehr als alles andere hören musste. Eleanor spürte, dass er sich voll darauf konzentrieren musste gerade ausschließlich für sie da zu sein. Denn das hörbare Knirschen seiner Zähne verriet ihr, das ein Zorn in ihm brodelte, dem er versuchte keinen Raum zu geben.
„Aber ich hätte ihn wirklich einfach schlagen können! Ich weiß es! Er hat heute morgen… nochmal… und ich, ich habe genau das getan. Es war so leicht, Eugene! So leicht... er hat mich… und ich habe es einfach passieren lassen…“
Sie spürte wie Eugenes sanfte Umarmung an Druck gewann. Ob er damit gezielt seiner wohltuenden Präsenz zusätzlichen Ausdruck verleihen wollte oder ob dies seinem zunehmenden Ärger geschuldet war, konnte sie nicht sagen. Eugene legte zärtlich seine freie Hand auf ihre und versuchte behutsam ihre Hände von ihrem Gesicht zu lösen.
„Eleanor, schau mich an.“
Seine Worte erfüllten die formalen Kriterien einer Aufforderung, waren in Wahrheit aber eine liebevolle Bitte. Sie schaute in sein ernstes, aber freundliches Gesicht.
„Es ist allein seine Schuld. Hörst du? Alles, was passiert ist, ist allein seine Schuld. Und dass du ihn heute morgen weggestoßen hast, das war unfassbar mutig.“
Eleanor warf sich mit einer Wucht in seine Arme, dass sie beinahe zusammen von der Bank gefallen wären. Eugene hielt sie nun fest, streichelte ihr zärtlich durchs Haar, wärmte sie so gut er konnte mit seinem Körper. Sie zitterte und schluchzte in dieser Umarmung, die er bereit gewesen wäre für Stunden aufrecht zu erhalten, wenn sie es gebraucht hätte.
Es lag eine Liebe und Wertschätzung in seiner Berührung, die ihr Körper aufsog wie ein ausgetrockneter Schwamm. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter. Er war ihr liebstes Kissen. Sein Herzschlag, den ihre Hand auf seiner Brust spürte, war wie ein Wiegenlied, das ihr eine Ruhe schenkte, die sie vergessen hatte. Die Zärtlichkeit, mit der er ihr durchs Haar strich, lies ihren Körper vollständig entspannen. Sie war in der Lage die latente Wachsamkeit aufzugeben, die sie die letzten Tage permanent begleitet hatte, denn sie hatte den sichersten Ort der Welt gefunden. Seine Arme strahlten eine unendliche Stärke aus, von der sich in diesem Moment bereitwillig beschützen ließ. Seine Lippen platzierten einen sanften Kuss auf ihrer Stirn, der ihr einen vergessen geglaubten Frieden schenkte. Sein Mund flüsterte ein leises
„Ich bin hier.“
das allein für sie bestimmt war. Sie konnte nicht sprechen. Ihre Antwort war ein bloßes Nicken, das ihre Tränen der Erleichterung auf dem Stoff seines Shirts verschmierte. In dem Halt seiner Arme fand sie den Glauben an eine glückliche Zukunft wieder.
Sie hatte zunächst hemmungslos geweint und gezittert. Doch es hatte nicht lange gedauert, bis sie sich beruhigt hatte. Nun schmiegte sie sich nur noch sanft an Eugene. Ihr erschöpfter Körper und Geist hätten so einschlafen können. Sie würde Eugene bitten die Nacht neben ihr zu schlafen, das wusste sie bereits. Doch bevor sie in der aktuellen Situation tatsächlich wegdöste, hörte sie seine Stimme Worte flüstern, mit denen er sich selbst anklagte.
„Es tut mir so leid. Ich hätte die Zeichen erkennen müssen, gerade ich… Stattdessen habe ich dich allein gelassen, ich…“
Dann hörte er auf zu reden und schüttelte nur mit dem Kopf. Eleanor sah, dass Eugene sich verantwortlich fühlte, aber merkte, dass er gerade im Inbegriff war sein eigenes Schuldgefühl statt ihrer Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Deshalb hatte er aufgehört zu reden. Es schmerzte sie, dass er sich Vorwürfe machte, obwohl sie es war, die ihm wehgetan hatte. Was er zu ihr gesagt hatte, galt genauso für ihn: Es war alles allein Robertsons Schuld. Sie schaute ihm direkt ins Gesicht. Sie wusste, was sie sagen wollte. Und dieses Mal gab es kein Zögern in ihrer Stimme.
„Eugene, ich habe mich heute morgen entschieden, dass ich das nicht länger einfach hinnehmen werde. Aber ich schaffe das nicht allein. Ich brauche dich. Hilfst du mir?“
Ihre verweinten Augen strahlten eine Entschlossenheit aus, die ansteckend wirkte. Eugene wischte ihr eine Träne von der Wange. Seine Antwort war ein ebenso entschlossenes Nicken.
ENDE
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Keine großen Worte hier, die folgen im nächsten Post. Aber: Vielen lieben Dank, wenn du es tatsächlich bis hierher geschafft hast! Das bedeutet mir viel!
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Re: Späte Genugtuung - ENDE
Ich hatte diesen Beitrag hier ursprünglich für RavishU verfasst und veröffentliche ihn nun leicht editiert hier. Wenn er sich trotzdem an ein paar Stellen etwas seltsam liest, liegt es daran dass er Mitte Februar auf einem anderen Forum hätte veröffentlicht werden sollen.
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So, damit ist diese lange Geschichte auch zu ihrem Ende gekommen. Ich würde den Abschluss dieser Geschichte gerne nutzen, um ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, was ich mir beim Schreiben gedacht habe. Ein "Behind the Scenes" sozusagen für den interessierten Leser.
Das ganze ist nach Kapiteln strukturiert und kann denke ich weitestgehend auch gelesen werden, wenn man sich nicht chronologisch durcharbeitet, sondern zu dem Kapitel springt, das einen vielleicht am meisten interessiert.
Grundlegendes
An den Vergewaltigungsfantasien hier im Forum reizen mich persönlich zwei Dinge.
Erstens, ich mag es, wenn Geschichten sich so real anfühlen, dass ich denke „Oh mein Gott, das ist so falsch, was ich da lese. Ich sollte das hier nicht lesen.“, ich aber zeitgleich denke „Es ist schon irgendwie heiß…“ Ich mag es diese Spannung beim Lesen auszuhalten. Viele Geschichten hier lesen sich für mich jedoch wie die Fantasien eines Teenagers, der sehr bemüht ist dark und edgy zu sein. Das killt für mich sofort jegliche Immersion und ich bin mir in jedem Moment bewusst, dass ich eine Fantasie lese. Deshalb vermeide ich normalerweise Klischees wie: Der Vergewaltiger ist ein in jedem Moment kühl kalkulierender Psychopath mit 20cm Schwanz und sein Opfer ist eine sexuell unerfahrene Jungfrau, die dann aber bei der ersten ungewollten Berührung vor Geilheit ausläuft. Ich mag Geschichten über Täter und Opfer, die sich real anfühlen. Und durch das Gefühl, dass es real sein könnte, erhält die Geschichte für mich erst eine schwer erträgliche aber auch erregende Brutalität, die keine noch so detailliert beschriebene Snuff-Geschichte jemals erreichen könnte. Oder anders ausgedrückt: Warum sollte ich eine Vergewaltigungsfantasie lesen, wenn ich beim Lesen nicht wenigstens ein bisschen das Gefühl habe etwas falsches zu tun?
Zweitens mag ich es, wenn Geschichten hier mehr zu bieten haben als Sex und auch nicht nach einem gelungenen Einstand zu einer Aneinanderreihung von Sexszenen verkommen. Erotische Geschichten sind für mich interessanter als reine Pornografie. Ich finde es interessant dann im Kontext der Geschichte mehr als die reine sexuelle Fantasie zu bedienen, sondern auch gesellschaftliche Fragestellungen um das Thema sexuelle Gewalt auszuleuchten.
Späte Genugtuung bringt für mich beide Aspekte zusammen. Bevor ich angefangen habe die Geschichte zu schreiben, wusste ich, dass ich das Thema Abhängigkeitsverhältnisse behandeln wollte. Ich hatte diese klassischen MeToo Fälle vor Augen: Regisseur und Schauspielerin, Fotograf und Modell, oder allgemein gesprochen: Mann in Machtposition und junge Frau, die auf ihn angewiesen ist. Bei mir wurde es dann junge Studentin und ihr Professor. Da die Geschichte in den USA spielt und dort die Frage der Finanzierung des Studiums ein riesiges Thema für viele Studierende ist, dachte ich mir, dass das direkt ein guter Aufhänger wäre, der sich echt anfühlt und das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Prof und Studentin nochmal verstärkt.
Dann habe ich Eleanor gezielt als groß, körperlich stark und kampferfahren entworfen, um den Punkt, dass es bei sexuellem Missbrauch eben nicht unbedingt darum geht, dass jemand stärkeres eine schwächere Person unterdrückt, besonders zu betonen. Ohne mich im Detail damit auszukennen, finde ich dass Fälle, in denen Männer von deutlich kleineren Frauen missbraucht und misshandelt werden, den Punkt gut unterstreichen. Eleanor habe ich die Protagonistin genannt, weil ich den Namen einfach hübsch fand. Dass das Kalkül ihrer Mutter dahinter war, dass sie nach Eleanor Roosevelt benannt wurde, kam mir erst später in den Sinn, passte aber sehr gut.
Anthony Robertson war ein Name, der mir beiläufig in den Sinn gekommen ist, als ich Venus’ Touch geschrieben habe und einen Namen für einen Kunden brauchte, der einen Termin in einem Massagestudio absagt. Da ich es mag meine Geschichten lose miteinander zu verbinden, habe ich den Namen hier wieder verwendet. Anthony sollte kein Serienvergewaltiger oder sonst wie erfahrener Krimineller sein. Ich fand es interessant ihn als einen eigentlich völlig normalen, gutbürgerlichen Professor darzustellen, der sich seine Obsession mit dieser neuen Studentin selbst nicht erklären kann. Weder hat er eine besondere Vorliebe für jüngere Frauen, noch ist er besonders antifeministisch drauf. Im Gegenteil, seine Frau hat einen ähnlichen Bildungsstand und Gehalt wie er, er fördert Frauen an seinem Lehrstuhl, er ist tendenziell eher Feminist. Ich fand eine Figur wie ihn gut geeignet, um zu unterstreichen wie alltäglich sexueller Missbrauch leider ist. Es ist eben überwiegend nicht das Monster im Park oder einer dunklen Gasse, das plötzlich in die heile Welt einbricht, sondern der Onkel, der Freund, der Lehrer oder hier eben der Prof. Aus seiner Obsession mit Eleanor ein Rätsel für den Leser zu machen, das sich dann damit auflöst, dass sie die Tochter seiner großen Jugendliebe ist, war für mich einfach ein netter narrativer Kniff. Gerade weil Eleanors Beziehung zu ihrer Mutter so schlecht ist, ist die Tatsache, dass Robertsons Besessenheit aus seiner unerwiderten Liebe zu ihrer Mutter herrührt nochmal besonders tragisch.
Kapitel 1
Zu Beginn der Geschichte wusste ich dann, wie die Handlung bis zum Ende von Kapitel 2, also bis zum Ende der ersten Vergewaltigung im Büro ablaufen würde. Eine interessante Frage war, ob ich mit Eleanors oder mit Robertsons Perspektive beginnen sollte. Ich entschied mich schließlich für Robertsons Perspektive. Rein für das Verständnis der Handlung sind die beiden ersten Szenen komplett austauschbar in ihrer Reihenfolge. Aber die erste Szene zwischen Eleanor und Eugene, in der Eleanor dem Treffen mit Robertson hoffnungsvoll entgegenblickt, bekommt einen ganz anderen Beigeschmack, wenn der Leser bereits von seiner Obsession mit ihr weiß.
Ich fand es dann reizvoll Robertsons Zerrissenheit und beginnenden Kontrollverlust in seiner Einleitung zu behandeln. Meine größte Sorge war, dass er vielleicht zu sympathisch wirken könnte. Rein von der Erzählstruktur her dachte ich mir auch, dass Robertsons Einleitung direkt vermittelt, worauf die Geschichte hinausläuft. Jeder weiß sofort, was das Szenario ist und die einzige Frage, die sich stellt, ist: Kann er seine Finger bei sich behalten oder nicht?
Die einleitende Szene mit Eleanor sollte dann sie als Figur und ihre akute prekäre Lage beschreiben: Junge, intelligente Frau, die durchaus bereit ist sich mit Widerständen auseinander zu setzen, die mit nicht geschlechtstypischen Verhalten einhergehen, die aber aktuell auf Grund der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter enorm unter Druck steht, weil sie nicht weiß, wie sie ihr Leben und Studium finanzieren soll. Wichtig war mir sie als eine aktive Figur darzustellen. Sie ist diejenige, die Robertson kontaktiert hat und aktiv nach einer Lösung für ihre Probleme sucht. Sie hat sich entschieden trotz der damit einhergehenden Probleme sich gegen den Willen ihrer Mutter durchzusetzen. Da sie in der folgenden Missbrauchsszene weitestgehend passiv bleibt, weil sie schlicht überrumpelt und überfordert ist, wollte ich diese Passivität nicht als eine ihrer Charaktereigenschaften framen, sondern als der Situation geschuldet darstellen.
Eugene ist ein Charakter, der erstmals in Record Chaser eine kleine indirekte Rolle spielt. Als Eleanors Mitbewohner hat er gleich mehrere Funktionen für die Geschichte. Zusammen mit Eleanors Vater ist er im Vergleich zu Robertson eine positive Darstellung von Männlichkeit in der Geschichte. Vergewaltigungsfantasien bringen es so mit sich, dass sie nicht das beste Bild von Männlichkeit vermitteln. Aber da es mir hier primär um die Erzählung einer Geschichte und nicht um die Darstellung von Sex ging, fand ich es wichtig positive männliche Figuren als eine Art Gegenpol zu Robertson einzubauen.
Dann soll Eugene verdeutlichen, dass Eleanor nicht sozial isoliert ist, sondern ein Leben außerhalb des Kontexts der Handlung hat. Eugene ist mir als Charakter direkt ans Herz gewachsen. Ich mag den Nerd, der selbstbewusst zu seinem Nerdsein steht. Eugene ist einfach so liebenswürdig. Was die Beziehung zu Eleanor angeht, empfinde ich die Szene, in der sie sich vor ihm bis auf die Unterwäsche umzieht, ohne dass es ihn oder sie besonders interessiert sehr gelungen, um die Freundschaft zu charakterisieren. Ich musste mit keinem Wort beschreiben, wie vertraut sie einander sind, das ist aus der Interaktion ganz allein hervorgegangen.
Kapitel 2
In Kapitel 2 eskaliert die Lage dann. Ich mag in dem Dialog vor dem Missbrauch, wie das normal und freundlich wirkende Gespräch im Kontrast zu Robertsons Innenleben steht. Und mir gefällt auch jetzt noch die Entscheidung Robertson zunächst zu Sinnen kommen zu lassen. Ich frage mich, ob es Leser und Leserinnen gab, die dachten, dass ich doch noch einen Rückzieher mache. Mir gefällt nach wie vor die Idee sehr, dass Robertson erst völlig die Kontrolle über sich verliert, als ihm klar wird, dass Eleanor Victorias Tochter ist. Plötzlich ergibt seine Besessenheit irgendwie Sinn und ich wusste sofort, dass Eleanor keine Chance mehr hat unbelästigt aus diesem Büro zu kommen. Mein Ziel war es, dass man beim Lesen das Gefühl hat, dass er gerade noch so die Kurve bekommt nur um im nächsten Augenblick einem sich anbahnenden Unfall in Zeitlupe zuzuschauen und sich denkt: „Ach du scheiße...“
Die Vergewaltigungsszene als solche kam bei den meisten Lesern, glaube ich, sehr gut an. Ich hatte für eine Weile eine Umfrage auf RavishU, in der ich gefragt hatte, wie ihr die Vergewaltigung im Büro fandet: (A) heiß (B) deprimierend (C) beides (D) weder noch. Ich selbst stehe ja wie oben beschrieben auf Geschichten, die unter (C) fallen, habe aber selbst nicht an der Umfrage teilgenommen. Als ich die Umfrage beendet hatte, hatten 8 für (A) gestimmt und 1 Person für (C). niemand für (B) oder (D). Das hat mir gezeigt, wie anders ich doch Geschichten hier lese und schreibe als die meisten. Falls die eine Person, die für (C) gestimmt, hat, das hier liest: Ich interessiere mich ungemein dafür, was du über die Geschichte im Detail denkst!
Ein Aspekt, der mir super wichtig war, war verständlich zu machen, warum Eleanor sich nicht wehrt. Sie ist geschockt und überrumpelt. Sie hat keine Zeit die Situation zu durchdenken, sie weiß nur, dass sie alles verlieren würde, was sie glaubte gerade gewonnen zu haben, wenn sie sich jetzt wehrt. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie, wenn Robertson versucht hätte sie zu erpressen oder ihr ein Angebot derart „Komm doch am Wochenende zu mir, tu mir einen Gefallen, und ich sehe, was ich für dich tun kann.“ gemacht hätte, sie darauf niemals eingegangen wäre. Aber da sie hier und jetzt auf der Stelle entscheiden musste und die Konsequenzen nicht durchdenken konnte, war sie wie gelähmt. Ich hoffe jedenfalls, dass den meisten Lesern klar geworden ist, warum sie ihn nicht einfach umhaut.
Mein persönliches Highlight in der ganzen Szene war der Moment, in dem sich Eleanor die Stimme ihrer Mutter einbildet, kurz bevor Anthony in ihr kommt. Das ist für mich einer dieser Momente, der für mich eine Brutalität ausstrahlt und einen Ekel in mir hervorruft, den keine noch so detailliert beschriebene Snuff-Geschichte jemals erreichen wird. Nachdem ich das geschrieben hatte, habe ich mich wirklich erst mal schmutzig gefühlt. Was tu ich dem armen Mädchen bloß an?
Kapitel 3
Zum ersten Mal hatte ich nun keinen konkreten Plan, wie es weitergehen soll. In meinen Augen kranken die meisten längeren Geschichten hier an folgendem: Nach der ersten Vergewaltigung verkommt die Geschichte zu einer Aneinanderreihung von Sexszenen. Wenn man das eigene Werk primär als Pornografie versteht, dann ist das ok. Wenn man aber eine Geschichte erzählen möchte, dann macht eine Handlung, die sich als „Sie wurde vaginal vergewaltigt. Und dann wurde sie anal vergewaltigt. Und dann wurde sie oral vergewaltigt. Und dann wurde sie von drei Männern zeitgleich vergewaltigt. Und dann…“ beschreiben lässt, wenig Sinn. Die erste Vergewaltigung ist notwendig ein emotionaler Höhepunkt der Geschichte. Sich ständig wiederholende Missbrauchsszenen, selbst wenn sie Praktiken und Schmerzlevel variieren, müssen zwangsläufig zu einer Abstumpfung des Opfers und auch der Leser führen. Eine gute Geschichte muss in meinen Augen nach dem Höhepunkt des ersten Missbrauchs die Intensität erst mal wieder runterfahren und dann einen neuen Spannungsbogen aufbauen, der zu einer zweiten detailliert beschriebenen Missbrauchsszene führt, die qualitativ etwas anderes bieten muss als die erste.
Was heißt das konkret für Späte Genugtuung? Natürlich hätte ich nun eine Szene nach der anderen abspulen können, die zunehmend unrealistischer würden, weil ich verzweifelt versuche die Intensität hochzuhalten: Ein Blowjob im vollen Hörsaal während der Vorlesung, eine Gruppenvergewaltigung, zu der die Kollegen für Englische Literatur und Biologie eingeladen werden, sie muss ihren nächsten Kampf mit einem Sexspielzeug im Hintern bestreiten, usw. Das ließe sich alles beschreiben, würde aber erstens die Ernsthaftigkeit der Geschichte komplett zerstören, und zweitens qualitativ nichts neues bieten. Ich hätte nur wiederholen können, dass sie sich gedemütigt und entwürdigt fühlt. Die einzige neue Qualität, die ich vielleicht hätte in so einem Szenario einbauen können, wäre ihre Schmerzgrenze auszutesten, da sie auf Grund ihrer Erfahrung als Kickboxerin als schmerzresistenter als die meisten Menschen beschrieben wird. Nur auch das hätte natürlich mit der ursprünglichen Idee der Geschichte die Bedeutung von Abhängigkeitsverhältnissen für sexuellen Missbrauch zu erforschen nichts mehr zu tun.
Auch wenn ich noch nicht genau wusste, wo die Reise hingehen wird, wusste ich, dass die nächste große Sexszene erst wieder neu aufgebaut werden muss und eine andere Qualität haben muss als die erste. Für Robertson habe ich mich entschieden eine längere Szene mit seiner Frau Marla zu schreiben. Ich wollte ihn mit dem unerfüllten Kinderwunsch und seiner insgesamt sehr liebevoll wirkenden Beziehung zu Marla weiterhin menschlich wirken lassen. Zeitgleich sollten seine Versuche sich seine Tat schön zu reden zum einen seine Feigheit zeigen, zum anderen aber dass wahrscheinlich selbst Vergewaltiger nicht gerne sich selbst als schlechte Menschen sehen. Die Sexszene mit Marla sollte dann eine sehr unangenehme Komponente haben. Sie ist einvernehmlich, aber der Kontrast zwischen Marlas Dialogzeilen, die ihre steigende Erregung und ihr Glücksempfinden darüber, sich wieder begehrt zu fühlen, darstellen, und Anthonys Gedanken, die nur um Eleanors Vergewaltigung kreisen, ist für mich richtig unangenehm zu lesen. Die Analsexszene, die die Frage aufwirft, ob er tatsächlich aufgehört hätte, wenn sie nein gesagt hätte, ist dann nur das Sahnehäubchen. Insgesamt ging es darum zu zeigen, wie Eleanors Vergewaltigung Anthony noch weiter enthemmt und verroht hat.
Eleanors Teil von Kapitel 3 zu schreiben war für mich der schwierigste Teil der ganzen Geschichte. Ich wollte sie wie folgt darstellen:
Erstens, sie versucht die Vergewaltigung im Büro in etwas umzudeuten, das für sie leichter erträglich ist als der Gedanke „Ich bin vergewaltigt worden.“ Was ist die Alternative, die sich stattdessen einredet? „Ich bin jemand, der Sex für Gegenleistungen hat.“ Das erklärt nicht nur, warum sie mit ihrem Professor geschlafen hat, es nimmt ihr auch die „Schuld“ sich nicht gewehrt zu haben. Wozu sich wehren, wenn man doch freiwillig mitmacht? Und der Sex war halt nicht schön, weil er eben nicht aus Lust, sondern aus einem Kosten-Nutzen-Kalkül stattfand. Schon ist das eigene Trauma in etwas vermeintlich erträglicheres umgedeutet.
Zweitens, ihre Unfähigkeit sich jemanden anzuvertrauen, führt sie in die soziale Isolation. Mit ihrem Vater ist sie nicht ehrlich und hält ihn auf Abstand. Eugene verletzt sie so sehr, dass er sich zurückzieht. Und ihre Mutter ist für sie ohnehin keine Anlaufstelle.
Drittens, sie wird Eugene gegenüber übergriffig als sie versucht sich ihre neue Erzählung „Ich habe Sex für Gegenleistungen.“ sich selbst zu beweisen. Die verquere Logik dahinter ist: „Wenn ich jetzt mit ihm schlafe, damit er sich um mich kümmert, beweist das, dass ich Sex für Gegenleistungen habe!“ Als Eugene jedoch nicht mitspielt, so wie sie sich das vorstellt, weil Eugene eben nicht die Art Mann ist, die eine emotionale Notlage einer Freundin ausnutzen würden, um mit dieser zu schlafen, eskaliert die Situation.
Das alles zumindest halbwegs vermittelt zu bekommen, ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, die ich mir bisher als Autorin aufgebürdet habe. Die erste Hälfte, das Telefonat mit ihrem Vater, ging gut. Ich mag Eleanors Papa so sehr. Ich finde ihn in seiner pragmatischen Schlichtheit so liebenswürdig. Mein größtes Problem hier war eine Antwort auf die Frage zu finden, warum jemand wie Victoria jemanden wie Eleanors Vater überhaupt jemals interessant fand. Und die Antwort, die mir eingefallen ist, war: Ihre dominante Aura berührte ihn in seiner Schlichtheit einfach nicht. Dann fand ich es interessant ihren Vater wie folgt darzustellen: Einerseits ist er die Art Mann, dem es schwer fällt offen über Gefühle zu sprechen und der diese Aufgabe nur all zu gerne der Mutter des Kindes überlassen würde. Andererseits ist er sich aber der Tatsache bewusst, dass wenn er diese Rolle für Eleanor nicht einnimmt, es niemand tut. Also versucht er irgendwie sein Bestes die Vater- und die Mutterrolle zeitgleich auszufüllen und Eleanor weiß das zu schätzen, auch wenn es nicht immer perfekt funktioniert. Ich fand, dass das eine sehr schöne Vater-Tochter-Beziehung beschreibt.
Die Szene mit Eugene war dann wirklich schwer zu schreiben. Mehr noch als bei der Vergewaltigung selbst habe ich mit Eleanor mitgelitten. Ich habe beim Schreiben zeitweise geweint. Zu sehen, wie diese Szene sich zunächst so positiv entwickelt dank Eugenes liebevoller Art, nur um dann so katastrophal zu enden, das war echt schwer für mich. Aber ich bin stolz auf das Endergebnis. Ich glaube, von allem, was ich bisher veröffentlicht habe, ist das das am besten geschriebene Kapitel. Es wird zwar mangels Sex nie die Aufmerksamkeit bekommen, wie andere Sachen, die ich geschrieben habe, aber mir gefällt es trotzdem richtig gut. Und für Eleanors Charakterentwicklung ist es dahingehend wichtig, dass sie sich am Ende eingesteht, dass sie vergewaltigt wurde.
Kapitel 4
Mit dem Beginn von Kapitel 4 musste ich nun eine Entscheidung treffen. Würde die Geschichte nach der zweiten Vergewaltigung bald enden oder würde eine langfristige Missbrauchsbeziehung entstehen, in der Eleanor wiederholt von Robertson vergewaltigt würde? Aus den zuvor schon diskutierten Gründen (siehe Anmerkungen zu Kapitel 3) habe ich mich gegen letzteres entschieden. Selbst wenn ich es versucht hätte auf eine überschaubare Zahl von Sexszenen zu beschränken, sagen wir drei oder vier, hätte ich nicht gewusst, was ich zwischen den Sexszenen hätte an Szenen einbauen können, die die Geschichte weiter getrieben hätten. Eleanor war bereits sozial isoliert. Ich hätte natürlich weitere Beziehungen zu anderen noch nicht eingeführten Charakteren wie Ashley zerstören können, aber auch darin konnte ich keinen Mehrwert für die Geschichte sehen. Die Beziehung zu Eugene konnte sich erst erholen, als sie bereit war offen mit ihm zu sprechen. Ein weiterer Verlauf, in dem sie sich ihm anvertraut, ihr Missbrauch aber trotzdem weiter geht, war für mich ausgeschlossen. Also war die Entscheidung, vor der ich stand folgende: Erzähle ich eine bis hier hin ernstzunehmende Geschichte ernsthaft zu Ende oder mache ich daraus doch noch unrealistischen Pornokitsch? Letzteres brächte wahrscheinlich mehr Views, aber wäre für mich beim Schreiben auch sehr unbefriedigend. Ich entschied mich die Geschichte ernsthaft und relativ zügig zu Ende zu bringen.
In Kapitel 1 hatte Robertson bereits davon fantasiert, dass er Eleanor gerne im Aufzug ficken würde. Also erschien es mir nur passend, dass seine immer stärker werdende Unvorsichtigkeit darin gipfeln sollte, dass er versuchen würde diese Fantasie wahr zu machen. Ich wusste auch direkt, dass die Szene damit enden würde, dass Eleanor ihn wegstößt und dass er an der Wand lehnend sein Sperma verzweifelt in die Luft spritzen würde. Ein besseres Sinnbild für Robertsons Erbärmlichkeit ist mir nicht eingefallen. Und da die zweite Vergewaltigung nun mit Eleanors Gegenwehr endet, hatte sie auch im Vergleich zur ersten Vergewaltigung im Büro die andere emotionale Qualität, die einer bloßen Aneinanderreihung von Vergewaltigungsszenen mit anderen Praktiken gefehlt hätte.
Da die Geschichte nun damit enden sollte, dass Eleanor sich zur Wehr setzt, sich Lösungen für ihre Probleme abzeichnen und sie in der Lage ist andere um Hilfe zu bitten, wollte ich anfangen Indizien zu streuen, die Robertson zum Verhängnis in einem Prozess werden könnten. Da war Frau Green, die ich zuvor schon mal erwähnt hatte, die nun sein seltsames Verhalten auf der Arbeit mit Bezug zu Eleanor bezeugen konnte. Dann war da seine Aufforderung, dass Eleanor erneut einen Rock anziehen sollte. Das passte gut in seine bisherige Entwicklung hinein, weil er immer unvorsichtiger und selbstsicherer wurde. Dass seine Fahrstuhlfantasie mit einer Hose nicht funktionieren würde, machte das umso plausibler. Dazu kam dann noch das auffällige Verhalten im Foyer und Marlas moralische Integrität, die es ihr unmöglich machen würde, ihn zu decken. Der Grundstein für sein Verhängnis war gelegt.
Schließlich entschied ich mich die Vergewaltigung im Aufzug nach Stockwerken mit wechselnder Perspektive zu strukturieren. Ich hatte die ersten Stockwerke geplant und die letzten vier. Ich wusste, dass sie ihn im 10. Stock wegstoßen würde, dass er im 11. sein Sperma umher spritzen würde und dass er im zwölften verzweifelt versuchen würde Spuren zu beseitigen, während Eleanor ihn mit neuem Selbstbewusstsein alleine zurückließ. Ich wollte, dass die Verwechslung mit ihrer Mutter und die Androhung, dass er erneut in ihr kommen würde, für Eleanor das Fass zum Überlaufen bringen würde, also musste der 9 Stock mit dem Satz „Ich liebe es in dir zu kommen, Victoria!“ enden. Da die Perspektive von Etage zu Etage wechselt, wusste ich, dass Etage 8 aus Eleanors Perspektive erzählt würde. Ich wollte, dass ihrer Entscheidung sich zu wehren, die Überlegung vorausging, dass sie sich ausmalte, was es bedeuten würde diesen Missbrauch für drei Jahre zu ertragen. Also wusste ich schon, was in Etage 8 passieren würde. So weit war es mir möglich, die Szene vom Ende her rückwärts zu strukturieren.
Dann wusste ich, dass im Erdgeschoss Eleanor an die Wand gedrückt, der Rock hochgeschoben und zumindest zur Penetration angesetzt werden musste. Es war völlig klar, dass Robertson sich nicht 7 Stockwerke Zeit lassen konnte, um in sie zu eindringen, wenn er im 12. fertig sein wollte. Der erste Stock würde die erste Etage aus Robertsons Perspektive sein und die anfängliche Penetration beschreiben. Ich hatte auch schon früh die Formulierung im Kopf, dass Eleanor Robertsons Penis nicht als ein Instrument der Lust sehen konnte, sondern nur als ein Brecheisen, mit dem er sie brutal öffnete. Ich empfand das als ein starkes Bild und legte es in den zweiten Stock, also der erste Moment, der aus ihrer Perspektive beschrieben wurde, in dem er bereits in sie eingedrungen war. Das heißt, ich musste nun die Stockwerke 3 bis 7 noch irgendwie mit Leben füllen. Den Spiegel als Gimmick in den Fahrstuhl einzubauen war da auf jeden Fall hilfreich.
Insgesamt finde ich ist die Fahrstuhlszene ein schönes Beispiel dafür, wie eine klare räumliche und zeitliche Struktur dabei helfen kann eine Szene zu schreiben. Eleanors Gegenwehr gab der Szene dann den notwendigen emotionalen Höhepunkt. Eine spontane Entscheidung war es sie noch anmerken zu lassen, dass sie weiterhin Frau Price genannt werden möchte. Als Robertson ihr im Hörsaal anbot ihn Anthony zu nennen, fand ich das eine schöne Szene um zu verdeutlichen, wie schmierig er ist. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht unüblich ist, wenn Profs den Hilfskräften, die für sie arbeiten, dass du anbieten. Ich glaube Robertson also, dass er das mit allen Hilfskräften so handhabt. Aber es ist natürlich trotzdem widerlich angesichts der Tatsache, dass er sie vergewaltigt hat, diese künstliche Nähe herzustellen. Das dann zum Ende der Fahrstuhlszene umzudrehen und auf ihn zurückzuwerfen war sehr befriedigend zu schreiben.
Kapitel 5
Kapitel 5 würde das Ende darstellen, das wusste ich als ich Kapitel 4 begonnen hatte zu schreiben. Ich hatte mich gefragt, wie viel Raum ich Robertsons letztem Teil geben sollte. Ich entschied mich letztlich seinen Teil kurz zu halten. Er hatte verloren und jetzt da er Eleanor nicht mehr unter Kontrolle hatte, war er auch mehr als klug genug um zu erkennen, wie schlecht die Situation für ihn aussah. Ich wollte ihn eine gewisse Reue empfinden lassen, aber diese Reue ist immer noch vorrangig von egoistischen Motiven getrieben. Er bedauert weniger das Leid, das er Eleanor angetan hat, als die Tatsache, dass er sein Leben ruiniert hat. Ich wollte jedoch zeigen, dass es einen Teil in ihm gibt, der Marla aufrichtig liebt. Er sollte auch zum Schluss kein Psychopath sein, der Marla in 20 Jahren Ehe nie geliebt und nur so getan hat. Ein nettes Detail: Robertson folgt Eleanors Aufforderung auch in seinen Gedanken und nennt sie nur noch Frau Price oder Eleanor Price, aber nie nur Eleanor.
Eleanor sollte nun auf dem High ihres neu gefundenen Muts anfangen ihre Probleme anzugehen. Ich hatte kurz überlegt, dass Telefonat mit ihrem Vater auszuformulieren, habe mich aber dagegen entschieden. Ich glaube es reichte die Information, dass er ihr nun mit Victoria helfen würde.
Vor dem Telefonat mit ihrer Mutter hatte ich beinahe etwas Angst. Ich hatte Victoria in der Vorstellung von Anthony und Eleanor zu einer beinahe mythologischen Figur überhöht, so dass ich nicht wusste, ob ich ihr gerecht werden konnte. Aber letztlich hat ihre Dialogzeilen zu schreiben enormen Spaß gemacht. Wie sie mit dem Kongressabgeordneten umgeht, der ihr Geld für den Wahlkampf möchte, und wie sie eiskalt Anthony mal eben so als Mittelmaß verbal wegrasiert war schon unterhaltsam zu schreiben. Aber letztlich war das Highlight dann doch Eleanors Moment der Selbstbehauptung. Es war schön zu sehen, dass sie nicht nur die Antwort bekommen hat, die sie wollte, sondern auch noch die Anerkennung ihrer Mutter. Auch hier wollte ich zumindest die Aussicht auf eine Besserung des Verhältnis zwischen den beiden präsentieren.
Aber wenn es jemanden gab, dem sich Eleanor anvertrauen und um Hilfe bitten würde, dann wäre das Eugene. Ich wusste, dass ich Eugene, nachdem Eleanor ihn zumindest ein Stück weit retraumatisiert hatte, einen eigenen Denkprozess durchmachen lassen wollte, der ihn dazu führte, nach mehr als 6 Jahren endlich wieder einen Basketball anzufassen. Und zeitgleich wollte ich, dass er realisiert, dass die verlorenen 6 Jahre nicht zurückkommen, auch wenn er jetzt wieder anfängt zu spielen. Das alles kristallisierte sich für mich in dem Satz „Mir erscheint der Korb so viel weiter weg als früher, obwohl ich so viel größer bin als damals.“ Von da aus, war dann die Idee durch nonverbale Kommunikation zu vermitteln, dass er bereit war sich Eleanor zu nähern und sie zu berühren, schnell geboren und ich ließ ihn ihr erklären, wie man einen Basketball richtig wirft.
Die letzte Frage, die ich für mich zu klären hatte, war, wie explizit ich Eleanor aussprechen lassen würde, was ihr passiert war. Ich entschied mich dafür, dass sie nicht in der Lage sein würde, dass Wort Vergewaltigung auszusprechen, aber dass Eugene trotzdem verstehen würde, was passiert war. Und schließlich erschien es mir nur folgerichtig, dass eine Geschichte, die mit der verweigerten Hilfe ihrer Mutter und Eleanors Unfähigkeit ihren Vater um Hilfe zu fragen begonnen hatte, damit enden würde, dass sie jemanden um Hilfe bittet und diese bekommt.
Was nun?
War Späte Genugtuung nun erfolgreich? Nun auf RavishU war die Geschichte mit 11800+ Views auf Platz 451 von 648 der meist gesehenen Themen im deutschen sub forum. Damit gehörte die Geschichte zu den oberen 30%, was die Views angeht und sie wäre sicher noch ein paar Plätze nach oben geklettert. Mit 61 Replies gab es nur drei Geschichten im ganzen deutschen RavishU Board, die mehr Replies hatten. Selbst wenn man meine Posts mit neuen Kapiteln und Antworten auf Feedback herausrechnet, war sie mit 33 Kommentaren von 9 verschiedenen Nutzern in Relation zu andere Geschichten außerordentlich gut kommentiert. Wenn ich darüber hinaus bedenke, dass die Geschichte diese Zahlen erreicht hat, obwohl sie nur zwei große Vergewaltigungsszenen beschreibt und die erste Sexszene erst in Kapitel 2 – Teil 2, also im vierten Storypost stattfindet, ist das wirklich außergewöhnlich.
In dem Sinne hätte ich zufrieden sein. Andererseits ist die Tatsache, dass so ein mickriges Feedback ausreichte, um auf Platz 4 der meistkommentierten Geschichten zu landen eher eine Aussage über die nicht vorhandene Feedbackkultur im Forum, als über den Erfolg der Geschichte. Wie ich an anderer Stelle ausführlich beschrieben habe, ist diese fehlende Feedbackkultur in meinen Augen der Hauptgrund für die generelle Inaktivität des Forums, egal ob Deutsch oder Englisch. Ich hätte mir sehr gewünscht in diesem Thread hier mit den Lesern über die Bedeutung von Abhängigkeitsverhältnissen für sexuellen Missbrauch zu sprechen. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn irgendjemand mal auf eine bestimmte Textstelle, die er oder sie besonders gelungen (oder auch misslungen) fand, verwiesen und gefragt hätte, was ich mir beim Schreiben gedacht habe. Einen richtiger Austausch zwischen Autorin und Lesern hätte ich schön gefunden. Wenn es das wirklich gäbe, dann gäbe es hier mit Sicherheit ein Vielfaches mehr an Geschichten von motivierten Autoren.
Der frustrierendste Moment für mich war, als ich gefragt hatte, ob ich Victoria eine aktivere Rolle in der Geschichte geben sollte und insgesamt exakt eine Antwort auf die Frage bekam. Wenn das Forum sich in einem gesunden Zustand befinden würde, dann wären nach zwei, drei Tagen mindestens 10 Antworten eingegangen, die jeweils wenigstens ein oder zwei kohärente Absätze zu der Frage geschrieben hätten. Dass eine solche simple Kommunikation zwischen Autoren und Lesern aber selbst zu der am vierthäufigsten kommentierten Geschichte völlig undenkbar ist, ist das Kernproblem der Rape Fantasy Community.
Alles in allem hat mir das Schreiben der Geschichte viel Spaß gemacht. Ich habe beim Schreiben geweint, weil ich so traurig war. Ich habe über Eugenes Babymetal Karaoke gelacht, weil er so liebenswert nerdig ist. Ich war erregt, weil ich die Szene im Büro so heiß fand. Und dann habe ich mich vor mir selbst geekelt, weil ich der armen Eleanor so schlimme Dinge angetan habe.
Damit ist diese lange Geschichte nun abgeschlossen. Ich hätte ein Interesse daran sie im Zuge einer Übersetzung ins Englische nochmal zu überarbeiten. Aber ich habe mit meinem Erstlingswerk Record Chaser noch mein zweites Mammutprojekt abzuschließen. Wenn das vorbei ist, habe ich das erste Mal kein unvollendetes Werk mehr im Hinterkopf. Aktuell habe ich auch keine wirklichen Ideen für weitere Geschichten mehr. Ich schreibe nicht gerne um einfach nur eine Sexszene darzustellen und viele von den Dingen, die ich ausleuchten wollte, habe ich mittlerweile in meinen Geschichten behandelt. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
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So, damit ist diese lange Geschichte auch zu ihrem Ende gekommen. Ich würde den Abschluss dieser Geschichte gerne nutzen, um ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, was ich mir beim Schreiben gedacht habe. Ein "Behind the Scenes" sozusagen für den interessierten Leser.

Grundlegendes
An den Vergewaltigungsfantasien hier im Forum reizen mich persönlich zwei Dinge.
Erstens, ich mag es, wenn Geschichten sich so real anfühlen, dass ich denke „Oh mein Gott, das ist so falsch, was ich da lese. Ich sollte das hier nicht lesen.“, ich aber zeitgleich denke „Es ist schon irgendwie heiß…“ Ich mag es diese Spannung beim Lesen auszuhalten. Viele Geschichten hier lesen sich für mich jedoch wie die Fantasien eines Teenagers, der sehr bemüht ist dark und edgy zu sein. Das killt für mich sofort jegliche Immersion und ich bin mir in jedem Moment bewusst, dass ich eine Fantasie lese. Deshalb vermeide ich normalerweise Klischees wie: Der Vergewaltiger ist ein in jedem Moment kühl kalkulierender Psychopath mit 20cm Schwanz und sein Opfer ist eine sexuell unerfahrene Jungfrau, die dann aber bei der ersten ungewollten Berührung vor Geilheit ausläuft. Ich mag Geschichten über Täter und Opfer, die sich real anfühlen. Und durch das Gefühl, dass es real sein könnte, erhält die Geschichte für mich erst eine schwer erträgliche aber auch erregende Brutalität, die keine noch so detailliert beschriebene Snuff-Geschichte jemals erreichen könnte. Oder anders ausgedrückt: Warum sollte ich eine Vergewaltigungsfantasie lesen, wenn ich beim Lesen nicht wenigstens ein bisschen das Gefühl habe etwas falsches zu tun?
Zweitens mag ich es, wenn Geschichten hier mehr zu bieten haben als Sex und auch nicht nach einem gelungenen Einstand zu einer Aneinanderreihung von Sexszenen verkommen. Erotische Geschichten sind für mich interessanter als reine Pornografie. Ich finde es interessant dann im Kontext der Geschichte mehr als die reine sexuelle Fantasie zu bedienen, sondern auch gesellschaftliche Fragestellungen um das Thema sexuelle Gewalt auszuleuchten.
Späte Genugtuung bringt für mich beide Aspekte zusammen. Bevor ich angefangen habe die Geschichte zu schreiben, wusste ich, dass ich das Thema Abhängigkeitsverhältnisse behandeln wollte. Ich hatte diese klassischen MeToo Fälle vor Augen: Regisseur und Schauspielerin, Fotograf und Modell, oder allgemein gesprochen: Mann in Machtposition und junge Frau, die auf ihn angewiesen ist. Bei mir wurde es dann junge Studentin und ihr Professor. Da die Geschichte in den USA spielt und dort die Frage der Finanzierung des Studiums ein riesiges Thema für viele Studierende ist, dachte ich mir, dass das direkt ein guter Aufhänger wäre, der sich echt anfühlt und das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Prof und Studentin nochmal verstärkt.
Dann habe ich Eleanor gezielt als groß, körperlich stark und kampferfahren entworfen, um den Punkt, dass es bei sexuellem Missbrauch eben nicht unbedingt darum geht, dass jemand stärkeres eine schwächere Person unterdrückt, besonders zu betonen. Ohne mich im Detail damit auszukennen, finde ich dass Fälle, in denen Männer von deutlich kleineren Frauen missbraucht und misshandelt werden, den Punkt gut unterstreichen. Eleanor habe ich die Protagonistin genannt, weil ich den Namen einfach hübsch fand. Dass das Kalkül ihrer Mutter dahinter war, dass sie nach Eleanor Roosevelt benannt wurde, kam mir erst später in den Sinn, passte aber sehr gut.
Anthony Robertson war ein Name, der mir beiläufig in den Sinn gekommen ist, als ich Venus’ Touch geschrieben habe und einen Namen für einen Kunden brauchte, der einen Termin in einem Massagestudio absagt. Da ich es mag meine Geschichten lose miteinander zu verbinden, habe ich den Namen hier wieder verwendet. Anthony sollte kein Serienvergewaltiger oder sonst wie erfahrener Krimineller sein. Ich fand es interessant ihn als einen eigentlich völlig normalen, gutbürgerlichen Professor darzustellen, der sich seine Obsession mit dieser neuen Studentin selbst nicht erklären kann. Weder hat er eine besondere Vorliebe für jüngere Frauen, noch ist er besonders antifeministisch drauf. Im Gegenteil, seine Frau hat einen ähnlichen Bildungsstand und Gehalt wie er, er fördert Frauen an seinem Lehrstuhl, er ist tendenziell eher Feminist. Ich fand eine Figur wie ihn gut geeignet, um zu unterstreichen wie alltäglich sexueller Missbrauch leider ist. Es ist eben überwiegend nicht das Monster im Park oder einer dunklen Gasse, das plötzlich in die heile Welt einbricht, sondern der Onkel, der Freund, der Lehrer oder hier eben der Prof. Aus seiner Obsession mit Eleanor ein Rätsel für den Leser zu machen, das sich dann damit auflöst, dass sie die Tochter seiner großen Jugendliebe ist, war für mich einfach ein netter narrativer Kniff. Gerade weil Eleanors Beziehung zu ihrer Mutter so schlecht ist, ist die Tatsache, dass Robertsons Besessenheit aus seiner unerwiderten Liebe zu ihrer Mutter herrührt nochmal besonders tragisch.
Kapitel 1
Zu Beginn der Geschichte wusste ich dann, wie die Handlung bis zum Ende von Kapitel 2, also bis zum Ende der ersten Vergewaltigung im Büro ablaufen würde. Eine interessante Frage war, ob ich mit Eleanors oder mit Robertsons Perspektive beginnen sollte. Ich entschied mich schließlich für Robertsons Perspektive. Rein für das Verständnis der Handlung sind die beiden ersten Szenen komplett austauschbar in ihrer Reihenfolge. Aber die erste Szene zwischen Eleanor und Eugene, in der Eleanor dem Treffen mit Robertson hoffnungsvoll entgegenblickt, bekommt einen ganz anderen Beigeschmack, wenn der Leser bereits von seiner Obsession mit ihr weiß.
Ich fand es dann reizvoll Robertsons Zerrissenheit und beginnenden Kontrollverlust in seiner Einleitung zu behandeln. Meine größte Sorge war, dass er vielleicht zu sympathisch wirken könnte. Rein von der Erzählstruktur her dachte ich mir auch, dass Robertsons Einleitung direkt vermittelt, worauf die Geschichte hinausläuft. Jeder weiß sofort, was das Szenario ist und die einzige Frage, die sich stellt, ist: Kann er seine Finger bei sich behalten oder nicht?
Die einleitende Szene mit Eleanor sollte dann sie als Figur und ihre akute prekäre Lage beschreiben: Junge, intelligente Frau, die durchaus bereit ist sich mit Widerständen auseinander zu setzen, die mit nicht geschlechtstypischen Verhalten einhergehen, die aber aktuell auf Grund der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter enorm unter Druck steht, weil sie nicht weiß, wie sie ihr Leben und Studium finanzieren soll. Wichtig war mir sie als eine aktive Figur darzustellen. Sie ist diejenige, die Robertson kontaktiert hat und aktiv nach einer Lösung für ihre Probleme sucht. Sie hat sich entschieden trotz der damit einhergehenden Probleme sich gegen den Willen ihrer Mutter durchzusetzen. Da sie in der folgenden Missbrauchsszene weitestgehend passiv bleibt, weil sie schlicht überrumpelt und überfordert ist, wollte ich diese Passivität nicht als eine ihrer Charaktereigenschaften framen, sondern als der Situation geschuldet darstellen.
Eugene ist ein Charakter, der erstmals in Record Chaser eine kleine indirekte Rolle spielt. Als Eleanors Mitbewohner hat er gleich mehrere Funktionen für die Geschichte. Zusammen mit Eleanors Vater ist er im Vergleich zu Robertson eine positive Darstellung von Männlichkeit in der Geschichte. Vergewaltigungsfantasien bringen es so mit sich, dass sie nicht das beste Bild von Männlichkeit vermitteln. Aber da es mir hier primär um die Erzählung einer Geschichte und nicht um die Darstellung von Sex ging, fand ich es wichtig positive männliche Figuren als eine Art Gegenpol zu Robertson einzubauen.
Dann soll Eugene verdeutlichen, dass Eleanor nicht sozial isoliert ist, sondern ein Leben außerhalb des Kontexts der Handlung hat. Eugene ist mir als Charakter direkt ans Herz gewachsen. Ich mag den Nerd, der selbstbewusst zu seinem Nerdsein steht. Eugene ist einfach so liebenswürdig. Was die Beziehung zu Eleanor angeht, empfinde ich die Szene, in der sie sich vor ihm bis auf die Unterwäsche umzieht, ohne dass es ihn oder sie besonders interessiert sehr gelungen, um die Freundschaft zu charakterisieren. Ich musste mit keinem Wort beschreiben, wie vertraut sie einander sind, das ist aus der Interaktion ganz allein hervorgegangen.
Kapitel 2
In Kapitel 2 eskaliert die Lage dann. Ich mag in dem Dialog vor dem Missbrauch, wie das normal und freundlich wirkende Gespräch im Kontrast zu Robertsons Innenleben steht. Und mir gefällt auch jetzt noch die Entscheidung Robertson zunächst zu Sinnen kommen zu lassen. Ich frage mich, ob es Leser und Leserinnen gab, die dachten, dass ich doch noch einen Rückzieher mache. Mir gefällt nach wie vor die Idee sehr, dass Robertson erst völlig die Kontrolle über sich verliert, als ihm klar wird, dass Eleanor Victorias Tochter ist. Plötzlich ergibt seine Besessenheit irgendwie Sinn und ich wusste sofort, dass Eleanor keine Chance mehr hat unbelästigt aus diesem Büro zu kommen. Mein Ziel war es, dass man beim Lesen das Gefühl hat, dass er gerade noch so die Kurve bekommt nur um im nächsten Augenblick einem sich anbahnenden Unfall in Zeitlupe zuzuschauen und sich denkt: „Ach du scheiße...“
Die Vergewaltigungsszene als solche kam bei den meisten Lesern, glaube ich, sehr gut an. Ich hatte für eine Weile eine Umfrage auf RavishU, in der ich gefragt hatte, wie ihr die Vergewaltigung im Büro fandet: (A) heiß (B) deprimierend (C) beides (D) weder noch. Ich selbst stehe ja wie oben beschrieben auf Geschichten, die unter (C) fallen, habe aber selbst nicht an der Umfrage teilgenommen. Als ich die Umfrage beendet hatte, hatten 8 für (A) gestimmt und 1 Person für (C). niemand für (B) oder (D). Das hat mir gezeigt, wie anders ich doch Geschichten hier lese und schreibe als die meisten. Falls die eine Person, die für (C) gestimmt, hat, das hier liest: Ich interessiere mich ungemein dafür, was du über die Geschichte im Detail denkst!
Ein Aspekt, der mir super wichtig war, war verständlich zu machen, warum Eleanor sich nicht wehrt. Sie ist geschockt und überrumpelt. Sie hat keine Zeit die Situation zu durchdenken, sie weiß nur, dass sie alles verlieren würde, was sie glaubte gerade gewonnen zu haben, wenn sie sich jetzt wehrt. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie, wenn Robertson versucht hätte sie zu erpressen oder ihr ein Angebot derart „Komm doch am Wochenende zu mir, tu mir einen Gefallen, und ich sehe, was ich für dich tun kann.“ gemacht hätte, sie darauf niemals eingegangen wäre. Aber da sie hier und jetzt auf der Stelle entscheiden musste und die Konsequenzen nicht durchdenken konnte, war sie wie gelähmt. Ich hoffe jedenfalls, dass den meisten Lesern klar geworden ist, warum sie ihn nicht einfach umhaut.
Mein persönliches Highlight in der ganzen Szene war der Moment, in dem sich Eleanor die Stimme ihrer Mutter einbildet, kurz bevor Anthony in ihr kommt. Das ist für mich einer dieser Momente, der für mich eine Brutalität ausstrahlt und einen Ekel in mir hervorruft, den keine noch so detailliert beschriebene Snuff-Geschichte jemals erreichen wird. Nachdem ich das geschrieben hatte, habe ich mich wirklich erst mal schmutzig gefühlt. Was tu ich dem armen Mädchen bloß an?
Kapitel 3
Zum ersten Mal hatte ich nun keinen konkreten Plan, wie es weitergehen soll. In meinen Augen kranken die meisten längeren Geschichten hier an folgendem: Nach der ersten Vergewaltigung verkommt die Geschichte zu einer Aneinanderreihung von Sexszenen. Wenn man das eigene Werk primär als Pornografie versteht, dann ist das ok. Wenn man aber eine Geschichte erzählen möchte, dann macht eine Handlung, die sich als „Sie wurde vaginal vergewaltigt. Und dann wurde sie anal vergewaltigt. Und dann wurde sie oral vergewaltigt. Und dann wurde sie von drei Männern zeitgleich vergewaltigt. Und dann…“ beschreiben lässt, wenig Sinn. Die erste Vergewaltigung ist notwendig ein emotionaler Höhepunkt der Geschichte. Sich ständig wiederholende Missbrauchsszenen, selbst wenn sie Praktiken und Schmerzlevel variieren, müssen zwangsläufig zu einer Abstumpfung des Opfers und auch der Leser führen. Eine gute Geschichte muss in meinen Augen nach dem Höhepunkt des ersten Missbrauchs die Intensität erst mal wieder runterfahren und dann einen neuen Spannungsbogen aufbauen, der zu einer zweiten detailliert beschriebenen Missbrauchsszene führt, die qualitativ etwas anderes bieten muss als die erste.
Was heißt das konkret für Späte Genugtuung? Natürlich hätte ich nun eine Szene nach der anderen abspulen können, die zunehmend unrealistischer würden, weil ich verzweifelt versuche die Intensität hochzuhalten: Ein Blowjob im vollen Hörsaal während der Vorlesung, eine Gruppenvergewaltigung, zu der die Kollegen für Englische Literatur und Biologie eingeladen werden, sie muss ihren nächsten Kampf mit einem Sexspielzeug im Hintern bestreiten, usw. Das ließe sich alles beschreiben, würde aber erstens die Ernsthaftigkeit der Geschichte komplett zerstören, und zweitens qualitativ nichts neues bieten. Ich hätte nur wiederholen können, dass sie sich gedemütigt und entwürdigt fühlt. Die einzige neue Qualität, die ich vielleicht hätte in so einem Szenario einbauen können, wäre ihre Schmerzgrenze auszutesten, da sie auf Grund ihrer Erfahrung als Kickboxerin als schmerzresistenter als die meisten Menschen beschrieben wird. Nur auch das hätte natürlich mit der ursprünglichen Idee der Geschichte die Bedeutung von Abhängigkeitsverhältnissen für sexuellen Missbrauch zu erforschen nichts mehr zu tun.
Auch wenn ich noch nicht genau wusste, wo die Reise hingehen wird, wusste ich, dass die nächste große Sexszene erst wieder neu aufgebaut werden muss und eine andere Qualität haben muss als die erste. Für Robertson habe ich mich entschieden eine längere Szene mit seiner Frau Marla zu schreiben. Ich wollte ihn mit dem unerfüllten Kinderwunsch und seiner insgesamt sehr liebevoll wirkenden Beziehung zu Marla weiterhin menschlich wirken lassen. Zeitgleich sollten seine Versuche sich seine Tat schön zu reden zum einen seine Feigheit zeigen, zum anderen aber dass wahrscheinlich selbst Vergewaltiger nicht gerne sich selbst als schlechte Menschen sehen. Die Sexszene mit Marla sollte dann eine sehr unangenehme Komponente haben. Sie ist einvernehmlich, aber der Kontrast zwischen Marlas Dialogzeilen, die ihre steigende Erregung und ihr Glücksempfinden darüber, sich wieder begehrt zu fühlen, darstellen, und Anthonys Gedanken, die nur um Eleanors Vergewaltigung kreisen, ist für mich richtig unangenehm zu lesen. Die Analsexszene, die die Frage aufwirft, ob er tatsächlich aufgehört hätte, wenn sie nein gesagt hätte, ist dann nur das Sahnehäubchen. Insgesamt ging es darum zu zeigen, wie Eleanors Vergewaltigung Anthony noch weiter enthemmt und verroht hat.
Eleanors Teil von Kapitel 3 zu schreiben war für mich der schwierigste Teil der ganzen Geschichte. Ich wollte sie wie folgt darstellen:
Erstens, sie versucht die Vergewaltigung im Büro in etwas umzudeuten, das für sie leichter erträglich ist als der Gedanke „Ich bin vergewaltigt worden.“ Was ist die Alternative, die sich stattdessen einredet? „Ich bin jemand, der Sex für Gegenleistungen hat.“ Das erklärt nicht nur, warum sie mit ihrem Professor geschlafen hat, es nimmt ihr auch die „Schuld“ sich nicht gewehrt zu haben. Wozu sich wehren, wenn man doch freiwillig mitmacht? Und der Sex war halt nicht schön, weil er eben nicht aus Lust, sondern aus einem Kosten-Nutzen-Kalkül stattfand. Schon ist das eigene Trauma in etwas vermeintlich erträglicheres umgedeutet.
Zweitens, ihre Unfähigkeit sich jemanden anzuvertrauen, führt sie in die soziale Isolation. Mit ihrem Vater ist sie nicht ehrlich und hält ihn auf Abstand. Eugene verletzt sie so sehr, dass er sich zurückzieht. Und ihre Mutter ist für sie ohnehin keine Anlaufstelle.
Drittens, sie wird Eugene gegenüber übergriffig als sie versucht sich ihre neue Erzählung „Ich habe Sex für Gegenleistungen.“ sich selbst zu beweisen. Die verquere Logik dahinter ist: „Wenn ich jetzt mit ihm schlafe, damit er sich um mich kümmert, beweist das, dass ich Sex für Gegenleistungen habe!“ Als Eugene jedoch nicht mitspielt, so wie sie sich das vorstellt, weil Eugene eben nicht die Art Mann ist, die eine emotionale Notlage einer Freundin ausnutzen würden, um mit dieser zu schlafen, eskaliert die Situation.
Das alles zumindest halbwegs vermittelt zu bekommen, ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, die ich mir bisher als Autorin aufgebürdet habe. Die erste Hälfte, das Telefonat mit ihrem Vater, ging gut. Ich mag Eleanors Papa so sehr. Ich finde ihn in seiner pragmatischen Schlichtheit so liebenswürdig. Mein größtes Problem hier war eine Antwort auf die Frage zu finden, warum jemand wie Victoria jemanden wie Eleanors Vater überhaupt jemals interessant fand. Und die Antwort, die mir eingefallen ist, war: Ihre dominante Aura berührte ihn in seiner Schlichtheit einfach nicht. Dann fand ich es interessant ihren Vater wie folgt darzustellen: Einerseits ist er die Art Mann, dem es schwer fällt offen über Gefühle zu sprechen und der diese Aufgabe nur all zu gerne der Mutter des Kindes überlassen würde. Andererseits ist er sich aber der Tatsache bewusst, dass wenn er diese Rolle für Eleanor nicht einnimmt, es niemand tut. Also versucht er irgendwie sein Bestes die Vater- und die Mutterrolle zeitgleich auszufüllen und Eleanor weiß das zu schätzen, auch wenn es nicht immer perfekt funktioniert. Ich fand, dass das eine sehr schöne Vater-Tochter-Beziehung beschreibt.
Die Szene mit Eugene war dann wirklich schwer zu schreiben. Mehr noch als bei der Vergewaltigung selbst habe ich mit Eleanor mitgelitten. Ich habe beim Schreiben zeitweise geweint. Zu sehen, wie diese Szene sich zunächst so positiv entwickelt dank Eugenes liebevoller Art, nur um dann so katastrophal zu enden, das war echt schwer für mich. Aber ich bin stolz auf das Endergebnis. Ich glaube, von allem, was ich bisher veröffentlicht habe, ist das das am besten geschriebene Kapitel. Es wird zwar mangels Sex nie die Aufmerksamkeit bekommen, wie andere Sachen, die ich geschrieben habe, aber mir gefällt es trotzdem richtig gut. Und für Eleanors Charakterentwicklung ist es dahingehend wichtig, dass sie sich am Ende eingesteht, dass sie vergewaltigt wurde.
Kapitel 4
Mit dem Beginn von Kapitel 4 musste ich nun eine Entscheidung treffen. Würde die Geschichte nach der zweiten Vergewaltigung bald enden oder würde eine langfristige Missbrauchsbeziehung entstehen, in der Eleanor wiederholt von Robertson vergewaltigt würde? Aus den zuvor schon diskutierten Gründen (siehe Anmerkungen zu Kapitel 3) habe ich mich gegen letzteres entschieden. Selbst wenn ich es versucht hätte auf eine überschaubare Zahl von Sexszenen zu beschränken, sagen wir drei oder vier, hätte ich nicht gewusst, was ich zwischen den Sexszenen hätte an Szenen einbauen können, die die Geschichte weiter getrieben hätten. Eleanor war bereits sozial isoliert. Ich hätte natürlich weitere Beziehungen zu anderen noch nicht eingeführten Charakteren wie Ashley zerstören können, aber auch darin konnte ich keinen Mehrwert für die Geschichte sehen. Die Beziehung zu Eugene konnte sich erst erholen, als sie bereit war offen mit ihm zu sprechen. Ein weiterer Verlauf, in dem sie sich ihm anvertraut, ihr Missbrauch aber trotzdem weiter geht, war für mich ausgeschlossen. Also war die Entscheidung, vor der ich stand folgende: Erzähle ich eine bis hier hin ernstzunehmende Geschichte ernsthaft zu Ende oder mache ich daraus doch noch unrealistischen Pornokitsch? Letzteres brächte wahrscheinlich mehr Views, aber wäre für mich beim Schreiben auch sehr unbefriedigend. Ich entschied mich die Geschichte ernsthaft und relativ zügig zu Ende zu bringen.
In Kapitel 1 hatte Robertson bereits davon fantasiert, dass er Eleanor gerne im Aufzug ficken würde. Also erschien es mir nur passend, dass seine immer stärker werdende Unvorsichtigkeit darin gipfeln sollte, dass er versuchen würde diese Fantasie wahr zu machen. Ich wusste auch direkt, dass die Szene damit enden würde, dass Eleanor ihn wegstößt und dass er an der Wand lehnend sein Sperma verzweifelt in die Luft spritzen würde. Ein besseres Sinnbild für Robertsons Erbärmlichkeit ist mir nicht eingefallen. Und da die zweite Vergewaltigung nun mit Eleanors Gegenwehr endet, hatte sie auch im Vergleich zur ersten Vergewaltigung im Büro die andere emotionale Qualität, die einer bloßen Aneinanderreihung von Vergewaltigungsszenen mit anderen Praktiken gefehlt hätte.
Da die Geschichte nun damit enden sollte, dass Eleanor sich zur Wehr setzt, sich Lösungen für ihre Probleme abzeichnen und sie in der Lage ist andere um Hilfe zu bitten, wollte ich anfangen Indizien zu streuen, die Robertson zum Verhängnis in einem Prozess werden könnten. Da war Frau Green, die ich zuvor schon mal erwähnt hatte, die nun sein seltsames Verhalten auf der Arbeit mit Bezug zu Eleanor bezeugen konnte. Dann war da seine Aufforderung, dass Eleanor erneut einen Rock anziehen sollte. Das passte gut in seine bisherige Entwicklung hinein, weil er immer unvorsichtiger und selbstsicherer wurde. Dass seine Fahrstuhlfantasie mit einer Hose nicht funktionieren würde, machte das umso plausibler. Dazu kam dann noch das auffällige Verhalten im Foyer und Marlas moralische Integrität, die es ihr unmöglich machen würde, ihn zu decken. Der Grundstein für sein Verhängnis war gelegt.
Schließlich entschied ich mich die Vergewaltigung im Aufzug nach Stockwerken mit wechselnder Perspektive zu strukturieren. Ich hatte die ersten Stockwerke geplant und die letzten vier. Ich wusste, dass sie ihn im 10. Stock wegstoßen würde, dass er im 11. sein Sperma umher spritzen würde und dass er im zwölften verzweifelt versuchen würde Spuren zu beseitigen, während Eleanor ihn mit neuem Selbstbewusstsein alleine zurückließ. Ich wollte, dass die Verwechslung mit ihrer Mutter und die Androhung, dass er erneut in ihr kommen würde, für Eleanor das Fass zum Überlaufen bringen würde, also musste der 9 Stock mit dem Satz „Ich liebe es in dir zu kommen, Victoria!“ enden. Da die Perspektive von Etage zu Etage wechselt, wusste ich, dass Etage 8 aus Eleanors Perspektive erzählt würde. Ich wollte, dass ihrer Entscheidung sich zu wehren, die Überlegung vorausging, dass sie sich ausmalte, was es bedeuten würde diesen Missbrauch für drei Jahre zu ertragen. Also wusste ich schon, was in Etage 8 passieren würde. So weit war es mir möglich, die Szene vom Ende her rückwärts zu strukturieren.
Dann wusste ich, dass im Erdgeschoss Eleanor an die Wand gedrückt, der Rock hochgeschoben und zumindest zur Penetration angesetzt werden musste. Es war völlig klar, dass Robertson sich nicht 7 Stockwerke Zeit lassen konnte, um in sie zu eindringen, wenn er im 12. fertig sein wollte. Der erste Stock würde die erste Etage aus Robertsons Perspektive sein und die anfängliche Penetration beschreiben. Ich hatte auch schon früh die Formulierung im Kopf, dass Eleanor Robertsons Penis nicht als ein Instrument der Lust sehen konnte, sondern nur als ein Brecheisen, mit dem er sie brutal öffnete. Ich empfand das als ein starkes Bild und legte es in den zweiten Stock, also der erste Moment, der aus ihrer Perspektive beschrieben wurde, in dem er bereits in sie eingedrungen war. Das heißt, ich musste nun die Stockwerke 3 bis 7 noch irgendwie mit Leben füllen. Den Spiegel als Gimmick in den Fahrstuhl einzubauen war da auf jeden Fall hilfreich.
Insgesamt finde ich ist die Fahrstuhlszene ein schönes Beispiel dafür, wie eine klare räumliche und zeitliche Struktur dabei helfen kann eine Szene zu schreiben. Eleanors Gegenwehr gab der Szene dann den notwendigen emotionalen Höhepunkt. Eine spontane Entscheidung war es sie noch anmerken zu lassen, dass sie weiterhin Frau Price genannt werden möchte. Als Robertson ihr im Hörsaal anbot ihn Anthony zu nennen, fand ich das eine schöne Szene um zu verdeutlichen, wie schmierig er ist. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht unüblich ist, wenn Profs den Hilfskräften, die für sie arbeiten, dass du anbieten. Ich glaube Robertson also, dass er das mit allen Hilfskräften so handhabt. Aber es ist natürlich trotzdem widerlich angesichts der Tatsache, dass er sie vergewaltigt hat, diese künstliche Nähe herzustellen. Das dann zum Ende der Fahrstuhlszene umzudrehen und auf ihn zurückzuwerfen war sehr befriedigend zu schreiben.
Kapitel 5
Kapitel 5 würde das Ende darstellen, das wusste ich als ich Kapitel 4 begonnen hatte zu schreiben. Ich hatte mich gefragt, wie viel Raum ich Robertsons letztem Teil geben sollte. Ich entschied mich letztlich seinen Teil kurz zu halten. Er hatte verloren und jetzt da er Eleanor nicht mehr unter Kontrolle hatte, war er auch mehr als klug genug um zu erkennen, wie schlecht die Situation für ihn aussah. Ich wollte ihn eine gewisse Reue empfinden lassen, aber diese Reue ist immer noch vorrangig von egoistischen Motiven getrieben. Er bedauert weniger das Leid, das er Eleanor angetan hat, als die Tatsache, dass er sein Leben ruiniert hat. Ich wollte jedoch zeigen, dass es einen Teil in ihm gibt, der Marla aufrichtig liebt. Er sollte auch zum Schluss kein Psychopath sein, der Marla in 20 Jahren Ehe nie geliebt und nur so getan hat. Ein nettes Detail: Robertson folgt Eleanors Aufforderung auch in seinen Gedanken und nennt sie nur noch Frau Price oder Eleanor Price, aber nie nur Eleanor.

Eleanor sollte nun auf dem High ihres neu gefundenen Muts anfangen ihre Probleme anzugehen. Ich hatte kurz überlegt, dass Telefonat mit ihrem Vater auszuformulieren, habe mich aber dagegen entschieden. Ich glaube es reichte die Information, dass er ihr nun mit Victoria helfen würde.
Vor dem Telefonat mit ihrer Mutter hatte ich beinahe etwas Angst. Ich hatte Victoria in der Vorstellung von Anthony und Eleanor zu einer beinahe mythologischen Figur überhöht, so dass ich nicht wusste, ob ich ihr gerecht werden konnte. Aber letztlich hat ihre Dialogzeilen zu schreiben enormen Spaß gemacht. Wie sie mit dem Kongressabgeordneten umgeht, der ihr Geld für den Wahlkampf möchte, und wie sie eiskalt Anthony mal eben so als Mittelmaß verbal wegrasiert war schon unterhaltsam zu schreiben. Aber letztlich war das Highlight dann doch Eleanors Moment der Selbstbehauptung. Es war schön zu sehen, dass sie nicht nur die Antwort bekommen hat, die sie wollte, sondern auch noch die Anerkennung ihrer Mutter. Auch hier wollte ich zumindest die Aussicht auf eine Besserung des Verhältnis zwischen den beiden präsentieren.
Aber wenn es jemanden gab, dem sich Eleanor anvertrauen und um Hilfe bitten würde, dann wäre das Eugene. Ich wusste, dass ich Eugene, nachdem Eleanor ihn zumindest ein Stück weit retraumatisiert hatte, einen eigenen Denkprozess durchmachen lassen wollte, der ihn dazu führte, nach mehr als 6 Jahren endlich wieder einen Basketball anzufassen. Und zeitgleich wollte ich, dass er realisiert, dass die verlorenen 6 Jahre nicht zurückkommen, auch wenn er jetzt wieder anfängt zu spielen. Das alles kristallisierte sich für mich in dem Satz „Mir erscheint der Korb so viel weiter weg als früher, obwohl ich so viel größer bin als damals.“ Von da aus, war dann die Idee durch nonverbale Kommunikation zu vermitteln, dass er bereit war sich Eleanor zu nähern und sie zu berühren, schnell geboren und ich ließ ihn ihr erklären, wie man einen Basketball richtig wirft.
Die letzte Frage, die ich für mich zu klären hatte, war, wie explizit ich Eleanor aussprechen lassen würde, was ihr passiert war. Ich entschied mich dafür, dass sie nicht in der Lage sein würde, dass Wort Vergewaltigung auszusprechen, aber dass Eugene trotzdem verstehen würde, was passiert war. Und schließlich erschien es mir nur folgerichtig, dass eine Geschichte, die mit der verweigerten Hilfe ihrer Mutter und Eleanors Unfähigkeit ihren Vater um Hilfe zu fragen begonnen hatte, damit enden würde, dass sie jemanden um Hilfe bittet und diese bekommt.
Was nun?
War Späte Genugtuung nun erfolgreich? Nun auf RavishU war die Geschichte mit 11800+ Views auf Platz 451 von 648 der meist gesehenen Themen im deutschen sub forum. Damit gehörte die Geschichte zu den oberen 30%, was die Views angeht und sie wäre sicher noch ein paar Plätze nach oben geklettert. Mit 61 Replies gab es nur drei Geschichten im ganzen deutschen RavishU Board, die mehr Replies hatten. Selbst wenn man meine Posts mit neuen Kapiteln und Antworten auf Feedback herausrechnet, war sie mit 33 Kommentaren von 9 verschiedenen Nutzern in Relation zu andere Geschichten außerordentlich gut kommentiert. Wenn ich darüber hinaus bedenke, dass die Geschichte diese Zahlen erreicht hat, obwohl sie nur zwei große Vergewaltigungsszenen beschreibt und die erste Sexszene erst in Kapitel 2 – Teil 2, also im vierten Storypost stattfindet, ist das wirklich außergewöhnlich.
In dem Sinne hätte ich zufrieden sein. Andererseits ist die Tatsache, dass so ein mickriges Feedback ausreichte, um auf Platz 4 der meistkommentierten Geschichten zu landen eher eine Aussage über die nicht vorhandene Feedbackkultur im Forum, als über den Erfolg der Geschichte. Wie ich an anderer Stelle ausführlich beschrieben habe, ist diese fehlende Feedbackkultur in meinen Augen der Hauptgrund für die generelle Inaktivität des Forums, egal ob Deutsch oder Englisch. Ich hätte mir sehr gewünscht in diesem Thread hier mit den Lesern über die Bedeutung von Abhängigkeitsverhältnissen für sexuellen Missbrauch zu sprechen. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn irgendjemand mal auf eine bestimmte Textstelle, die er oder sie besonders gelungen (oder auch misslungen) fand, verwiesen und gefragt hätte, was ich mir beim Schreiben gedacht habe. Einen richtiger Austausch zwischen Autorin und Lesern hätte ich schön gefunden. Wenn es das wirklich gäbe, dann gäbe es hier mit Sicherheit ein Vielfaches mehr an Geschichten von motivierten Autoren.
Der frustrierendste Moment für mich war, als ich gefragt hatte, ob ich Victoria eine aktivere Rolle in der Geschichte geben sollte und insgesamt exakt eine Antwort auf die Frage bekam. Wenn das Forum sich in einem gesunden Zustand befinden würde, dann wären nach zwei, drei Tagen mindestens 10 Antworten eingegangen, die jeweils wenigstens ein oder zwei kohärente Absätze zu der Frage geschrieben hätten. Dass eine solche simple Kommunikation zwischen Autoren und Lesern aber selbst zu der am vierthäufigsten kommentierten Geschichte völlig undenkbar ist, ist das Kernproblem der Rape Fantasy Community.
Alles in allem hat mir das Schreiben der Geschichte viel Spaß gemacht. Ich habe beim Schreiben geweint, weil ich so traurig war. Ich habe über Eugenes Babymetal Karaoke gelacht, weil er so liebenswert nerdig ist. Ich war erregt, weil ich die Szene im Büro so heiß fand. Und dann habe ich mich vor mir selbst geekelt, weil ich der armen Eleanor so schlimme Dinge angetan habe.
Damit ist diese lange Geschichte nun abgeschlossen. Ich hätte ein Interesse daran sie im Zuge einer Übersetzung ins Englische nochmal zu überarbeiten. Aber ich habe mit meinem Erstlingswerk Record Chaser noch mein zweites Mammutprojekt abzuschließen. Wenn das vorbei ist, habe ich das erste Mal kein unvollendetes Werk mehr im Hinterkopf. Aktuell habe ich auch keine wirklichen Ideen für weitere Geschichten mehr. Ich schreibe nicht gerne um einfach nur eine Sexszene darzustellen und viele von den Dingen, die ich ausleuchten wollte, habe ich mittlerweile in meinen Geschichten behandelt. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
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Re: Späte Genugtuung - ENDE
Ein interessanter Abschluss für eine gelungene Geschichte. Wie immer durchdacht und gut geschrieben. Eleanor löst sich aus Robertsons Bann und setzt sich erfolgreich zur Wehr. Damit ist klar, dass er sie nie wieder anfassen wird und die Geschichte ist zu Ende.
Allerdings bleiben für mich noch einige Fragen offen: Das Gespräch zwischen Robertson und seiner Frau hätte mich zum Beispiel sehr interessiert, ebenso wie ihre Reaktion. Wenn Eleanor an die Öffentlichkeit geht - wie reagieren ihre Eltern, ihre Freundinnen, die Uni?
Das Gespräch mit Eugene finde ich zwar gelungen, aber auch ziemlich vorhersehbar. Eugene ist ein Guter, der würde sich nicht auf Dauer gegen sie stellen, auch wenn er sauer ist. Mir gefällt die Verbindung zu Record Chaser - im Gegensatz zu Eugene weiß ich, warum Claire nicht antwortet.
Allerdings bleiben für mich noch einige Fragen offen: Das Gespräch zwischen Robertson und seiner Frau hätte mich zum Beispiel sehr interessiert, ebenso wie ihre Reaktion. Wenn Eleanor an die Öffentlichkeit geht - wie reagieren ihre Eltern, ihre Freundinnen, die Uni?
Das Gespräch mit Eugene finde ich zwar gelungen, aber auch ziemlich vorhersehbar. Eugene ist ein Guter, der würde sich nicht auf Dauer gegen sie stellen, auch wenn er sauer ist. Mir gefällt die Verbindung zu Record Chaser - im Gegensatz zu Eugene weiß ich, warum Claire nicht antwortet.
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Re: Späte Genugtuung - ENDE
Hey, danke dir. Du bist jetzt, abgesehen von mir, der erste, der die Geschichte von Anfang bis Ende gelesen hat.Mister X wrote: Sat May 03, 2025 8:27 pm Ein interessanter Abschluss für eine gelungene Geschichte. Wie immer durchdacht und gut geschrieben. Eleanor löst sich aus Robertsons Bann und setzt sich erfolgreich zur Wehr. Damit ist klar, dass er sie nie wieder anfassen wird und die Geschichte ist zu Ende.
Allerdings bleiben für mich noch einige Fragen offen: Das Gespräch zwischen Robertson und seiner Frau hätte mich zum Beispiel sehr interessiert, ebenso wie ihre Reaktion. Wenn Eleanor an die Öffentlichkeit geht - wie reagieren ihre Eltern, ihre Freundinnen, die Uni?
Das Gespräch mit Eugene finde ich zwar gelungen, aber auch ziemlich vorhersehbar. Eugene ist ein Guter, der würde sich nicht auf Dauer gegen sie stellen, auch wenn er sauer ist. Mir gefällt die Verbindung zu Record Chaser - im Gegensatz zu Eugene weiß ich, warum Claire nicht antwortet.

Was die offenen Fragen angeht: Die finde ich zum Teil auch interessant, weil ich die Charaktere so lieb gewonnen habe. Sie haben nur mit der eigentlichen Geschichte nicht mehr viel zu tun. Wir wissen, dass Marla nicht mit einem Vergewaltiger zusammen bleiben würde, dass Eleanors Vater bedingungslos hinter ihr stehen wird usw. Das wären sicher interessante Charaktermomente gewesen, aber sie hätten die Handlung nicht mehr vorangetrieben, weil diese abgeschlossen ist. Man könnte versuchen als Fortsetzung ein Gerichtsdrama zu schreiben, bei dem es nicht um die Frage geht, ob Eleanor sich aus diesem Missbrauch befreit, sondern ob Robertson ungeschoren davon kommt oder nicht. Und in dem Kontext ließen sich dann diese Fragen wieder aufgreifen. Aber ich täte mich schwer damit das zu schreiben, weil ich das Gefühl habe, dass Robertson viel zu leicht zu Fall kommen würde mit all den Indizien gegen ihn und mit Victoria, die Eleanor problemlos die besten Anwälte des Landes bezahlen könnte. Um daraus einen wirklich spannenden Fall zu machen, müsste ich mir einiges einfallen lassen.
Ich danke dir, dass du der Geschichte bis zum Ende treu geblieben bist. Sie wird für immer den Namen tragen, den du dir ausgedacht hast.

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