Kapitel 5 – Teil 1
Anthony war vorzeitig nach Hause gegangen. Es war ihm gerade noch rechtzeitig gelungen Sperma und Unterwäsche vom Boden des Aufzugs zu entfernen. Trotzdem war seine verschwitzte, auf dem Boden zwischen zwei Kaffeepfützen kriechende Gestalt Frau Green äußerst verdächtig vorgekommen. Er hatte ihr gesagt, dass der Kaffeebecher undicht gewesen war und er ihn hatte fallen lassen, als er sich die Hand an der heißen Flüssigkeit leicht verbrannt hatte. Er teilte Frau Green außerdem mit, dass Frau Price ihn gerade darüber informiert hatte, dass sie die angebotene Stelle doch nicht annehmen wolle. Sie hatte seinen fadenscheinigen Erklärungen nicht widersprochen, doch ihr Gesichtsausdruck konnte ihre Zweifel nicht verbergen. Wenig später hatte er sich vorzeitig auf den Heimweg gemacht. Es war nun 15 Uhr und er war allein zu Hause.
Seine Gedanken kreisten um die Ereignisse im Aufzug und mehr noch um sein Verhalten in den letzten Wochen insgesamt. Was hatte er sich nur dabei gedacht für die Verwirklichung einer beinahe schon kindischen sexuellen Fantasie alles zu riskieren? Seinen Job, seine Ehe, sein Gewissen… und ja auch das Wohlergehen von Eleanor Price? Er erkannte sich nicht wieder. Was war nur in ihn gefahren? Er dachte unentwegt darüber nach, ob es einen Weg gab seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wenn Frau Price ihn anzeigen würde, hätte er dann eine Chance, wenn er alles abstreiten würde?
Er dachte an die E-Mail, die er ihr geschickt hatte. Das würde seine Glaubwürdigkeit mit Sicherheit belasten. Dann war dort Frau Green, die bezeugen konnte, dass er entgegen gängiger Praxis am Lehrstuhl insistiert hatte, dass Frau Price für die Unterschrift des Vertrags zu ihm ins Büro kam. Außerdem hatte sie Frau Price aus dem Fahrstuhl kommen sehen und ihn in einer offensichtlich ungewöhnlichen Position vorgefunden. Darüber hinaus konnte mit Sicherheit jemand im Foyer bezeugen, wie Frau Price auf seine Berührung ihrer Schulter reagiert hatte, bevor er den Kaffee gekauft hatte. Und schließlich war da Victoria. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Tochter war nicht die beste nach allem, was er wusste. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Victoria ihre eigene Tochter allein in einer juristischen Auseinandersetzung mit ihrem Vergewaltiger lassen würde. Mit ihrem Geld und Einfluss wäre sie in der Lage ihn zu ruinieren, selbst wenn er komplett unschuldig wäre. Er sah keinen Ausweg aus dieser Situation.
Doch am meisten dachte er an Marla. Marla war ihm gegenüber loyal, doch wenn sie von den Anschuldigungen erfuhr, die wahrscheinlich gegen ihn erhoben würden, würde sie in der Lage sein sich zwei und zwei zusammen zu reimen und schnell feststellen, wie sein verändertes Verhalten in den letzten Wochen zeitlich mit seiner ersten Begegnung mit Eleanor Price perfekt übereinstimmte. So sehr sie ihn liebte, sie würde niemals den sexuellen Missbrauch einer Studentin decken. Marla hatte einen sehr klaren moralischen Kompass und folgte diesem mit Vehemenz, wenn sie ein Unrecht sah. Das war einer der Gründe, aus denen er sich in sie verliebt hatte. Ihm wurde erst jetzt wirklich klar in welchem Ausmaß er auch seine Frau missbraucht hatte. Dann vibrierte sein Mobiltelefon. Marla hatte ihm geschrieben.
„Hey Maus, ich habe gehört, du bist heute schon früher nach Hause gegangen, weil dir nicht gut war. Warum hast du mir nichts gesagt? Ich bin in etwa 30 Minuten auch zu Hause. Schreib mir, wenn du was aus der Apotheke brauchst, dann mache ich auf dem Heimweg noch einen kurzen Abstecher.“
Sie nannte ihn nur Maus, wenn er krank war. Bei dem Gedanken, dass dies womöglich das letzte Mal war, dass sie ihn so nannte, wurde ihm übel. Doch Anthony brauchte keine Medikamente. Er hatte daran gedacht ein Schmerzmittel für seinen schmerzenden Bauch zu nehmen. Aber es erschien ihm falsch den Schmerz auszublenden. Vielleicht war der Gedanke albern, aber die Zeit, in der er seine Probleme verdrängen konnte, schien ihm vorbei zu sein.
Ohne Marla zu antworten, lief er im Haus auf und ab, während er seine Optionen wägte. Füße stillhalten und hoffen, dass Frau Price es bei diesem Moment der Gegenwehr beließ? Alles abstreiten, auch wenn komplett ungeschoren davon zu kommen, praktisch aussichtslos war? Sollte er sich schon mal einen Anwalt suchen? Oder vielleicht prophylaktisch sich selbst Anzeigen und alles gestehen und dadurch auf Strafmilderung hoffen? Sollte er sie kontaktieren und beteuern, wie leid es ihm tat? Es erschien ihm beinahe absurd, wie vielleicht 20 Minuten in seinem Büro und eine weitere Minute im Aufzug sein Leben so komplett auf den Kopf stellen konnten. War das fair? Sollte sein ganzes Leben tatsächlich auf einen einzigen Fehler reduziert werden? Aber er wusste, dass er sich schon wieder selbst belog. In einer einzigen Minute hätte er auch jemanden erschießen können. Würde er einem Mörder verzeihen, weil er in den 10 Millionen 519 Tausend und 200 Minuten vorher, die die vorangegangen 20 Jahre seines Lebens ausgemacht hatten, kein schlechter Mensch gewesen war? Er hatte eine Studentin vergewaltigt, weil ihre Mutter ihn in seiner Jugend abgewiesen hatte. Daneben verlor die Tatsache, dass er andere Studentinnen gefördert und ihnen in schwierigen Situationen geholfen hatte, so wie er es Eleanor Price versprochen hatte, an Bedeutung.
Jetzt, da er die Dinge klarer sah, da er sich nicht von einer überbordenden Libido beherrscht fühlte, kamen ihm die Ereignisse so unwirklich vor. War das alles wirklich passiert? War er am Ende auch nur ein notgeiler alter Sack, der die Notsituation einer jungen Frau ausnutzte, um einmal über sie drüber rutschen zu können? Wie um seine Zweifel zu beantworten, ertasteten seine Finger die Unterwäsche, die er hastig in seine Hosentasche gestopft hatte. Er hatte sie beinahe vergessen. Er zog die Unterwäsche aus seiner Hosentasche hervor und sah sie sich genau an. Ein einfacher weißer Damenslip, der an der Seite gerissen war, so dass er nicht mehr getragen werden konnte, und dessen Stoff sich mit Kaffee und Sperma vollgesogen hatte. Jeden Zweifel, den er an seinen unwirklich erscheinenden Erinnerungen gehabt hatte, war mit diesem handfesten Beweis ausgeräumt. Dann hörte er, wie sich die Haustür öffnete.
„Schatz, bist du da?“
Marla rief nach ihm. Er antwortete ihr nicht sofort. Er warf einen letzten Blick auf die kaputte, besudelte Unterwäsche in seiner Hand. Seine Hände zitterten vor Angst, als er sie wieder in seine Hosentasche stopfte. Er wusste, was er zu tun hatte. Er konnte nicht ungeschehen machen, was er seiner Frau angetan hatte. Aber sie verdiente, dass sie aus seinem Mund hörte, was geschehen war, statt es aus den Medien oder von einem Anwalt zu erfahren. Er atmete einmal tief durch. Dann ging er in Richtung seiner Frau. Sein Bauch schmerzte bei jedem Schritt.
„Marla, ich bin hier. Ich... muss mit dir reden.“
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Späte Genugtuung
- Claire
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